Beim italienischen Konzern Parmalat sind Milliarden Euro verschwunden Rom - Nach dem bisher größten Bilanzskandal in Europa will der italienische Staat den drohenden Zusammenbruch des Milchriesen Parmalat abwenden. Ministerpräsident Silvio Berlusconi kündigte eilige Maßnahmen an, um die Produktion und die 36 000 Arbeitsplätze zu sichern. Beim einstigen Vorzeigeunternehmen klafft vermutlich durch Buchfälschung ein Bilanzloch von knapp vier Mrd. Euro. Ein Bankkonto über diese Summe bei der Bank of America soll einfach nicht existieren. Die Justiz nahm Ermittlungen auf. Es wird befürchtet, dass Parmalat weitere sechs Milliarden Euro in der Bilanz fehlen könnten. Für die nächsten Tage wird mit dem Gang zum Insolvenzrichter gerechnet. Die nach wie vor auf Hochtouren laufende Produktion soll gesichert werden. Die Gewerkschaften wollen eine Zerschlagung des Unternehmens verhindern, das unter anderem auch Brot, Eiskrem, Mineralwasser, Fruchtsäfte und Gemüsekonserven herstellt. Wirtschaftsminister Giulio Tremonti sprach von einem "europäischen Enron" in Anspielung auf den Fall des US-Energiehandelsriesen, der in einem gewaltigen Bilanzskandal untergegangen ist. Europa hatte den bisher schwersten Skandal beim niederländischen Handelskonzern Ahold mit Bilanzfälschungen von einer Mrd. Euro.
Die Wirtschaftspolizei durchsuchte Firmenräume von Parmalat. Die Konzernführung hatte beschlossen, die Ermittlungsbehörden einzuschalten. Der Parmalat-Gründer und Vorstandschef Calisto Tanzi war erst am vergangenen Montag zurückgetreten. Unter Parmalats Gläubigern befinden sich zahlreiche italienische Banken. Die Deutsche Bank ist mit 5,157 Prozent an Parmalat beteiligt. Nach der offiziellen, offenbar gefälschten Bilanz hat Parmalat bereits sechs Mrd. Euro Schulden bei sieben Mrd. Euro Jahresumsatz. dpa |