18.11.2003 15:40 Bei WCM greift der Chef durch Wenn WCM-Chef Roland Flach selber zum Telefon greift, um Medienberichte zu korrigieren, dann muss die Lage schon ernst sein. WCM-Chef Roland Flach Als das Interview mit der britischen "Financial Times" heute morgen einen wahren Sturm in der deutschen Börsenlandschaft verursachte, saß der WCM-Chef noch ahnungslos im Flieger. Im Gespräch mit der Zeitung hatte Flach erklärt, ihm läge ein Angebot für das Aktienpaket vor, das die WCM an der Commerzbank hält. Nach der Kapitalerhöhung der WCM ist der Anteil von früher 5,5 auf 4,9 Prozent gesunken. Das Angebot, so wurde Flach zitiert, sei "ein wenig mehr wert" als sein Unternehmen durchschnittlich bezahlt habe. Der durchschnittliche Einkaufspreis liegt um die 19 Euro.
Daran rüttelt der WCM-Chef auch nicht weiter. Die Spekulationen, sein Unternehmen stünde unmittelbar vor dem Verkauf dieses Anteils wiesen allerdings sowohl Flach als auch die Unternehmenssprecherin Maren Moisl zurück. Alles erfunden Doch der eigentliche Grund, dass der Chef selber zum Hörer griff, war ein ganz anderer: Die FT hatte geschrieben, das Angebot stamme von einer nicht näher bestimmten Gruppe aus den USA. Zu diesen Bietern sollten auch Eigner der Investmentgruppe Cobra gehören, die bereits schon einmal versucht hatten, die Commerzbank feindlich zu übernehmen. Genau diese Gerüchte wollte Flach mit seinem Anruf ein für allemal aus der Welt räumen. Bei den Bietern handle es sich nicht um die Cobra, betonte Flach eindringlich. Und, fügte er hinzu, sein Unternehmen verkaufe seine Beteiligungen ja nicht an jeden Bieter. Bei jedem Angebot müsse erst einmal geprüft werden, ob die jeweilige Beteiligung denn auch zu dem Interessierten passte.
Also steht eigentlich nur fest, dass der WCM ein Angebot vorliegt, bei dem der Bieter bereit ist, mehr als die 19 Euro zu zahlen, die WCM im Schnitt für ihre Commerzbank-Aktien ausgegeben hat. Der angeschlagenen Beteiligungsgesellschaft könnte ein Verkauf somit etwas mehr als 500 Millionen Euro in die Kassen spülen.
Sirius-Kredite werden nicht bedient Moisl beeilte sich im Gespräch mit boerse.ARD.de zu betonen, dass nicht geplant sei, diese Mittel dazu zu nutzen die Kredite der WCM-Tochter Sirius zu bedienen. Die Banken hatten vor kurzem Kredite fällig gestellt, die Sirius nicht bezahlen kann. Dafür lösten die Banken nun ihr Pfand ein und bieten knapp 50 Prozent der Immobiliengesellschaft IVG zum Verkauf, die sich zuvor bei Sirius befanden.
Was genau nun geschehen wird, steht nach wie vor in den Sternen. Bei der WCM wird immer wieder betont, alle Beteiligungen stünden auf dem Prüfstand. Wer die Bieter für das Commerzbank-Paket sind, war den Frankfurtern noch nicht zu entlocken.
Klar ist nur, dass die Commerzbank-Aktie durch die neuen Übernahmespekulationen aufblüht. Die FT hatte weiter berichtet, das Angebot sei an die Bedingung gekoppelt, dass weitere Commerzbank-Aktionäre, die in Verbindung mit WCM stehen, ihre Anteile an den momentanen Bieter verkauften. Hierzu sagt Flach nur ein Wort: Blödsinn. Der Interessent habe lediglich zu verstehen gegeben, dass es sehr willkommen wäre, wenn die WCM noch weiter Commerzbank-Aktionäre kenne, die zum Verkauf ihrer Aktien bereit wären. Wie die FT berichtet hatte, sei der Bieter daran interessiert, einen Anteil von zehn bis 20 Prozent an der Commerzbank zu übernehmen.
Der Kurssprung der Commerzbank-Aktie zeigt aber auch, wie sehr die deutsche Anlegerschar auf frischen Wind in der etwas eingestaubten deutschen Bankenlandschaft wartet.
http://boerse.ard.de/meldung.jsp?id=37635
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