Sony setzt mit neuen Plänen seinen Konkurrenten Nintendo unter Druck: Mit dem "Walkman des 21. Jahrhunderts" - einer Taschenversion der Playstation 2 - will Sony den Markt für mobile Spielekonsolen aufmischen.
Im kommenden Jahr will der japanische Unterhaltungselektronik-Hersteller die mobile Konsole auf den Markt bringen. Mit der "PSP", die das Unternehmen am Dienstag vor der Spielemesse E3 in Los Angeles vorstellte, betritt das Unternehmen ein Marktsegment, das bislang von Nintendo und dessen Gameboy dominiert wurde.
"Wir wollen die treibende Kraft in der Arena der portablen Unterhaltungsplattformen werden", sagte Ken Kutaragi, Präsident von Sony Computer Entertainment. Kutaragi, der gleichzeitig Vizepräsident des Mutterkonzerns Sony ist, nannte den PSP den "Walkman des 21. Jahrhunderts" und zog damit einen Vergleich zum berühmten tragbaren Musikgerät, das 1979 auf den Markt kam.
Markt im Umbruch Der Markt für mobile Spiele befindet sich im Umbruch. Es werden immer mehr Produkte wie Handys, Smartphones oder Taschencomputer (PDA) entwickelt, mit denen auch Spiele gespielt werden können. So wird Handy-Marktführer Nokia im Oktober mit dem N-Gage eine mobile Spielekonsole mit Telefonfunktion herausbringen, mit der auch Musik gehört werden kann. Für viele aktuelle PDAs gibt es bereits Spiele, die über Tetris oder Pacman hinausgehen, wie beispielsweise Lara Croft. Sony ist mit seinem P800-Handy und dem Clié-PDA bereits auf beiden Teilmärkten vertreten.
Die "PSP", kurz für Playstation Portable, soll im vierten Quartal 2004 auf den Markt kommen. Das Gerät ist nach Angaben von Sony dank eines eigens entwickelten Hochleistungsprozessors leistungsfähig wie die originale Playstation 2 und kann mit dem Internet sowie anderen Sony-Spielkonsolen verbunden werden. Das Gerät verfügt über ein 4,5-Zoll-Farbdisplay und eine USB 2.0-Schnittstelle. Zudem soll die PSP Musik und Videos abspielen und über ein neuartiges Laufwerk für künftige optische Mini-CDs verfügen. Die Universal Media Disc soll bei der halben Größe einer DVD 1,8 Gigabyte Speicherkapazität haben.
Nintendos Monopol beendet
"Das bedeutet, dass das Monopol von Nintendo in diesem Marktsegment zusammenbricht", sagte Hirotoshi Murakami, Analyst bei Mitsubishi Securities. "Sony verfügt über das ganze Know-how und die Ressourcen, um das Produkt zu entwickeln." Nintendo, mit dem Gamecube auf dem Markt der Spielekonsolen derzeit Nummer Drei hinter Sony und Microsoft, galt mit dem Gameboy bislang als unangefochtener Marktführer bei Taschen-Computerspielen.
Nach dem Rückzug von Bansai hatte Nintendo diesen Markt praktisch für sich allein. In den sechs Monaten bis Ende September 2002 hat Nintendo der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge mit der Gameboy-Serie und der zugehörigen Software 91,3 Mrd. Yen (680,8 Mio. Euro) umgesetzt. Seit der Einführung des ersten Gameboy 1989 wurden mehr als 100 Millionen Spiele verkauft.
Nintendo-Aktie bricht ein
Einige Analysten sehen im PSP den Versuch von Sony, den Gewinn anzukurbeln. Investoren hatten den weltgrößten Hersteller von Spielekonsolen dazu aufgefordert, die Produktpalette mit neuen Geräten aufzufrischen. "Der PSP wird das erste Produkt von Sony sein, bei dem Entertainment- und Elektronik-Sparte zusammengeführt werden", sagte Hitoshi Kuriyama, Analyst bei Merrill Lynch Japan Securities Bloomberg zufolge. "Sony muss die geballte Kraft einsetzen, um bei tragbaren Computern den de-facto Standard zu setzen."
Der Aktienkurs von Nintendo verlor am Mittwoch in einem festeren Gesamtmarkt zeitweise über zehn Prozent und schloss in Tokio 7,8 Prozent schwächer bei 8890 Yen. Sony legte dagegen 4,1 Prozent auf 3040 Yen zu. So long, Calexa www.investorweb.de |