Der Kommentar
von Nikolaus Blome, Die Welt
In einem hat der Kanzler Recht, es geht um sein Amt. Was er will, weist in die richtige Richtung, doch gemessen an den Problemen des Landes erscheinen viele seiner Reformen nur als Reförmchen. Und wenn er noch nicht einmal die in der eigenen Partei durchzusetzen vermag, muss er abtreten - und mit ihm Rot- Grün. So gesehen hat Gerhard Schröder also guten Grund, seinen Rücktritt anzudrohen.
Der Kanzler wird die Zustimmung seiner Partei am Ende
bekommen, denn in der Sache schlagen die Parteilinken eine schon mehrfach verlorene Schlacht von vorgestern. Außer allgemeinem Unmut bei den Traditionswarten können sie nichts Nennenswertes mobilisieren, schon gar nicht einen schlüssigen Gegenentwurf. Weil sie außer Blockade kein Konzept haben, wird der Kanzler wie gestern ihren Widerstand einfach übergehen - Regionalkonferenzen hin oder her.
Was bleibt, ist ein seltsames déjà vu: Wie oft eigentlich schon hat
Gerhard Schröder Koalition und Partei mit dem Brachial-Argument des Machterhaltes zu disziplinieren versucht? Wie oft eigentlich hat der Kanzler nun "Basta" gesagt, um die SPD als Ganze endlich in die ökonomische Gegenwart zu holen? Wenn schon die ersten Schritte in die richtige Richtung die maximale Machtprobe erzwingen, könnten die nächsten lange auf sich warten lassen. Zu lange.
Artikel erschienen am 29. Apr 2003
Gruß
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