Husum/Kiel (uwi/std) Die Landesregierung meint es ernst: Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) bekam am Wochenende die "volle Rückendeckung" des Kabinetts für ihren Plan, auch die Beamten angesichts der schlechten Finanzlage des Landes zur Kasse zu bitten. Gleichzeitig löste die Nachricht über eine beabsichtigte Anhebung der Diäten für die Landtagsabgeordneten einen Sturm der Entrüstung aus.
Simonis' Stellvertreterin, Justizministerin Anne Lütkes (Grüne), erklärte nach der Kabinettsklausur in Husum zu den geplanten Öffnungsklauseln im Beamtenrecht, die sowohl Gehaltskürzungen als auch die Senkung beziehungsweise Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld ermöglichen sollen: "Wir müssen gemeinsam diese Diskussion führen." Die Regierungschefin erklärte, dass sonst Stellen abgebaut werden müssten. "Es geht nicht darum, dass wir jemanden ärgern wollen", bekräftigte Simonis. Die Ausnahmereglungen, die Berlin im Bundesrat beantragen will, seien auf Grund der "festgefahrenen" Haushalte der Länder notwendig. Sollte es zu Kürzungen kommen, wäre davon natürlich auch die Ministerriege betroffen. "Das ist doch klar", erklärte Lütkes. Für umso lauteren Protest sorgten die am Wochenende bekannt gewordenen Pläne des Landtages, die Abgeordneten-Diäten zum 1. Januar 2003 um 5,7 Prozent zu erhöhen. Die Grundentschädigung würde damit um rund 200 auf 4150 Euro steigen. Nachdem die Abgeordneten im vergangenen Jahr eine Nullrunde eingelegt hatten, sollen die Bezüge mit diesem Schritt den gestiegenen Lebenshaltungskosten angepasst werden, hieß es zur Begründung. Vor dem Hintergrund der geplanten Einschnitte im öffentlichen Dienst übten vor allem die Gewerkschaften scharfe Kritik gegen die Erhöhung, die allein in der Verantwortung des Landtages liegt.
Der jüngste Konflikt um die Abgeordnetenbezüge liegt kein halbes Jahr zurück. Erst im Frühjahr war der Vorschlag, die Grunddiät auf 5700 Euro im Monat anzuheben und dafür einen Teil der Funktionszulagen zu streichen, auf heftigen Widerstand gestoßen. Der Landtag legte die umstrittene Reform daher noch vor der Sommerpause auf Eis. Das System der Abgeordnetenbezüge soll nun im kommenden Jahr umgekrempelt werden. Dazu gehört auch eine Neuregelung der Kranken- und Altersversorgung.
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