Bonitäts-Gerüchte belasten Commerzbank
Branchenexperten: Haltlose Spekulationen. Vorstandschef Müller kündigt weitere Einsparungen an
Frankfurt/Main - Die Gerüchte um eine Liquiditätskrise der Commerzbank werden in Branchenkreisen als haltlos zurückgewiesen. Wie eine Umfrage der WELT unter führenden Branchenbeobachtern ergab, besteht kein Anlass, an der Bonität des viertgrößten deutschen Kreditinstituts zu zweifeln: Entsprechende Gerüchte seien "absurd", sagte Stefan Best von der Rating-Agentur Standard & Poor's. "Es gibt keine Fakten, die derartige Befürchtungen begründen würden."
In den vergangenen Tagen war vor allem in London spekuliert worden, dass die Commerzbank nicht mehr über ausreichend Liquidität verfüge. Angeblich sollte die Schweizer Großbank UBS dem deutschen Geldinstitut eine Kreditlinie gekündigt haben. Außerdem befürchten Marktteilnehmer, dass die Commerzbank auf Grund von Buchverlusten Eigenkapitalprobleme bekommen könnte.
Die Reaktion der Finanzmärkte auf die Gerüchte waren heftig. Seit Montag vergangener Woche hat sich der Kurs der Commerzbank-Aktie fast halbiert. Gestern verlor das Papier noch einmal rund 8,5 Prozent. Der Börsenwert des Geldinstituts hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren von rund 23 Mrd. auf 3,6 Mrd. Euro verringert. An den Rentenmärkten wiederum stieg der Zinssatz für langfristige Verbindlichkeiten der Commerzbank um zeitweise 0,75 Prozentpunkte an. Inzwischen hat sich der Markt allerdings beruhigt.
Auch Commerzbank-Vorstandschef Müller wehrte sich am Wochenende am Rande der Weltbanktagung in Washington gegen die Spekulationen. "Die Bank erfreut sich einer unverändert soliden Liquidität", sagte Müller im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Zugleich kündigte der 58-jährige Vorstandschef weitere Sparmaßnahmen an. So sollen die Verwaltungsausgaben, die im vergangenen Geschäftsjahr noch bei 5,86 Mrd. Euro lagen auf fünf Mrd. Euro im kommenden Jahr fallen. Müller wehrte sich zudem gegen Gerüchte, dass die Risikovorsorge seines Hauses drastisch ansteigen werde. "Wir rechnen jetzt mit rund 1,3 Mrd. Euro statt der bisher angesetzten 1,1 Mrd. Euro."
... Die Gefahr, dass eine deutsche Großbank derzeit kollabieren könnte, bezeichnen Analysten wie Banker als äußerst gering: "Es bedarf weit mehr als ein paar gesperrter Kreditlinien, um ein großes Kreditinstitut zu Fall zu bringen", sagte ein Wirtschaftsprüfer. "Sollte es zu Liquiditätsengpässen kommen, würden sofort die Zentralbanken einspringen. Ansonsten könnte das ganze System kollabieren."
Allerdings fürchten die Branchenbeobachter weiterhin, dass die Commerzbank die Risikovorsorge noch einmal kräftig wird aufstocken müssen. Während die Situation im Mittelstand berechenbar sei, sei es fraglich, ob weitere Großunternehmen in die Krise geraten würden. cadi/eig (Welt, 1.10.02) Kommentar: Zwangsläufig kommen mit der fortschreitenden Wirtschaftskrise auch die Banken in Probleme. Dabei ist es im heutigen System nur eine Freage der zeit, bis Banken im großen Stil die Schlater schließen müssen und das Vermögen der Anleger eingefroren wird oder verloren ist. Ein System, welches nur bei exßplodierender Verschuldung existieren kann, muß früher oder später zusammenbrechen. Wer hier meint, große Gewinne bei der Geldanlage zu erwirtschaften, investiert in ein Schneeballsystem.
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