Der russische Ölkonzern Yukos soll nach Worten von Präsident Wladimir Putin nicht in die Pleite getrieben und verstaatlicht werden. Vor einem Moskauer Schiedsgericht hat ein zweiter Steuerprozess gegen Yukos wegen Nachforderungen in Milliardenhöhe begonnen. Der Staat habe Yukos im Verdacht, Steuern hinterzogen zu haben, und treibe diese Gelder jetzt gerichtlich ein, sagte Putin am Freitag bei einem Kongress von Nachrichtenagenturen in Moskau. "Der Regierung geht es nicht darum, Yukos zu verstaatlichen oder sich die Firma anzueignen", sagte Putin. "Aber wenn es dazu kommt, dass Teile des Konzerns oder etwas in der Art verkauft wird, dann könnte sich jede Firma beteiligen, staatliche Unternehmen eingeschlossen", fügte er hinzu. Die erste Äußerung Putins zu Yukos seit Monaten ließ den Aktienkurs des angeschlagenen Konzerns an der Börse für kurze Zeit um sechs Prozent steigen. Yukos hat für die Jahre 2000 und 2001 Steuerschulden in Höhe von mehr als 7 Mrd. $ (umgerechnet etwa 5,7 Mrd. Euro) angesammelt. Nach einer Überprüfung der Jahre 2002 bis 2004 könnte der Schuldenberg Experten zufolge auf über 10 Mrd. $ wachsen. Yukos hat bisher mehr als 2 Mrd. $ Schulden zurückgezahlt. Gerichtsvollzieher haben damit gedroht, zur Tilgung der Steuerschuld das wichtigste Tochterunternehmen des Ölkonzerns, die sibirische Förderfirma Yugansk, zu verkaufen. Yugansk fördert rund 60 Prozent der 1, 7 Millionen täglich von Yukos geförderten Barrel (jeweils rund 159 Liter) Erdöl. Yukos hat den Staat hingegen wiederholt um die Erlaubnis gebeten, Unternehmensteile verkaufen zu dürfen, die nicht zum Kernbereich des Konzerns gehören.
Unsumme für russische Unternehmen
Analysten schätzten den Wert von Yugansk auf rund 16 Mrd. $ - eine Summe, die kein russisches Unternehmen bezahlen könnte. Ohne die Tochterfirma würde der Wert von Yukos nur noch einen Bruchteil betragen. "Der Entzug der Förderlizenzen würde den Wert von Yugansk, der unserer groben Schätzung zufolge rund 20 Mrd. beträgt, auf etwa 2 Mrd. reduzieren", sagte der Analyst Steven Daschewski in Moskau. Der neue Steuerprozess sei nach kurzer Anhörung des Klägers, der russischen Steuerbehörde, bis Montag vertagt worden, meldete die Agentur Ria-Nowosti. Von den 119,9 Mrd. Rubel sollen 40 Mrd. Rubel Strafe gerichtlich eingeklagt werden. Die eigentliche Steuer kann der Staat von den beschlagnahmten Konten der Firma abbuchen. Hinter den Kulissen war Yukos auch ein Thema der russisch-chinesischen Gespräche mit Ministerpräsident Wen Jiabao. China verlangt, dass Yukos seine Öllieferungen aufrecht erhält. Yukos will die Lieferungen kürzen, weil die Firma angesichts der blockierten Konten die Vorauszahlungen für Transport und Zoll nicht leisten könne. |