SPIEGEL ONLINE - 02. Mai 2007, 17:11 URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,480522,00.html JUPITER-MONDESonde entdeckt Vulkan-Rauch im AllAuf dem Weg zum Pluto ist die Nasa-Sonde "New Horizons" zwischen Jupiter und seinen Monden hindurch gerast. Die besten Bilder zeigen allerdings nicht den riesigen Gasplaneten selbst, sondern seinen Mond Io: Heftige Vulkanausbrüche erleuchten dessen Nachtseite. Der enge Vorbeiflug am Jupiter gibt "New Horizons" nicht nur dermaßen viel Schwung, dass die Sonde volle drei Jahre früher am Pluto ankommen wird. Bei der Begegnung entstanden jetzt auch einige Nahaufnahmen, die zum Besten gehören, was Wissenschaftlern bisher vom Jupiter und seinen Monden gesehen haben. Jupitermond Io: Der heiße Trabant des GasriesenFotostrecke starten: Klicken Sie auf ein Bild (6 Bilder) Die Bilder beweisen nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa, dass die Monde wie Schäfer agieren, die mit Hilfe ihrer Anziehungskraft Staub und Gesteinsbrocken in Jupiters dünnen Ringen halten. Außerdem hat der Vorbeiflug den Astronomen den bisher besten Ausblick auf einen Sturm namens "Little Red Spot" ermöglicht, einen - nicht wirklich kleinen - Wirbelsturm von der Größenordnung der Erde. Die spektakulärsten Fotos aber zeigen den Jupitermond Io. Wie ein Regenschirm spannt sich eine vulkanische Rauchwolke aus dem seit Jahren bekannten Vulkan Tvashtar rund 300 Kilometer weit ins All. "New Horizons" entdeckte noch einen weiteren, rätselhaften Vulkan, der so jung ist, dass seine Lava erst vor kurzem an die Oberfläche des Mondes getreten ist und noch keine Rauchfahne entstehen konnte. "Wir sehen hier die Geburt eines neuen Vulkans", sagte John Spencer vom Southwest Research Institute in Boulder (US-Bundesstaat Colorado). Schnappschuss vom Riesensturm Auch die Bilder vom "Little Red Spot", die aus einer Entfernung von rund 2,3 Millionen Kilometern entstanden, bringen die Experten ins Schwärmen. Der Sturm, entstand während des vergangenen Jahrzehnts aus drei einzelnen Stürmen, ist inzwischen der zweitgrößte seiner Art in der Jupiter-Atmosphäre. Seine Größe beträgt rund 70 Prozent des Durchmessers der Erde, also fast 9000 Kilometer. Im vergangenen Jahr wurde der Sturm so rot wie der berühmte "Great Red Spot", der doppelt so groß ist wie die Erde und bereits seit rund 300 Jahren existiert. Die Wissenschaftler hoffen nun, mit Hilfe der neuen Fotos herausfinden zu können, wie die langlebigen Riesenstürme entstehen und ihre Farbe wechseln. Obwohl der Jupiter-Vorbeiflug nur eine Zwischenstation für die klaviergroße Sonde war, die 2015 den Pluto erreichen soll, hat sie laut Spencer Großes vollbracht: Die "Galileo"-Sonde, die im September 2003 nach vollendeter Mission auf den Jupiter stürzte, habe den Gasriesen und seine Monde sechs Jahre lang untersucht. "Aber wir haben niemals solche Rauchfahnen gesehen", sagte Spencer. Spektakuläre Wissenschaft, bewegende Bilder "New Horizons"-Chefwissenschaftler Alan Stern wertete die Fotosession im Jupiter-Orbit als erfolgreichen Testlauf für das eigentliche Ziel der Mission: Nahaufnahmen vom Pluto und weiteren eisigen Objekten im Kuiper-Gürtel am Rand unseres Sonnensystems. Die Auswertung der Fotos aus dem Jupiter-System "wird uns auf Monate beschäftigen", sagte Stern. "Wir haben sowohl spektakuläre wissenschaftliche Produkte als auch bewegende Bilder gesammelt." Dabei steht eine noch größere Entdeckung womöglich noch bevor, und zwar schon bald: "New Horizons" hatte bei seinem Vorbeiflug auch Gelegenheit, die Oberfläche des Jupitermonds Europa aus nächster Nähe abzulichten. Bei der "Galileo"-Mission verhinderte eine Fehlfunktion der Antennen das Sammeln genauerer Daten von der Oberfläche des Mondes. Nun hoffen die Forscher, dass die Infrarot-Sensoren an Bord von "New Horizons" Auftriebe von Wasser an die Oberfläche des Eismondes beobachtet haben. Die entsprechenden Daten müssen allerdings noch analysiert werden. Experten vermuten unter der eisigen Oberfläche Europas einen salzigen Ozean. Sollte sich das bestätigen, würde es die Wahrscheinlichkeit für die Existenz von Leben auf dem Mond steigern. Experten vermuten, dass die Verhältnisse dort vergleichbar mit denen unter der Eisschicht von Arktis und Antarktis sein könnten. mbe/rtr |