Hansa Group: Abgang ohne Worte Von Sabine Reifenberger Die Hansa Group ist zahlungsunfähig, das zumindest ist inzwischen klar. Doch wie konnte es dazu kommen? Wie geht es nun weiter? Das Unternehmen sollte Antworten darauf parat haben – öffentlich macht es sie leider nicht. Kommentaremeine Artikel Wie geht es weiter bei der Hansa-Group? Das Unternehmen schweigt sich noch aus. Thinkstock Wie geht es weiter bei der Hansa-Group? Das Unternehmen schweigt sich noch aus. Es gehört zu den selbstgewählten Schicksalen des Journalistenberufs, dass die meisten Menschen nicht gerade euphorisch reagieren, wenn man sie anruft. Insbesondere dann nicht, wenn man kritische Fragen stellt. Manchmal reagieren die Befragten auch überhaupt nicht – manche tun das, weil sie Öffentlichkeitsarbeit eher als Versuch betrachten, den Informationsfluss zu verhindern, andere aus dem banalen Grund, dass sie Pressarbeit eigentlich nur nebenbei betreiben und schlicht nicht dazu kommen. Beides ist schlecht – für Journalisten, für das Image des Unternehmens, aber insbesondere für dessen Investoren und Aktionäre.
Auch die Pflichtmitteilungen der Hansa Group zur nun beantragten Insolvenz in Eigenverwaltung enthalten wirklich nur dieses: die Pflicht, das Mindestmaß dessen, was der Kapitalmarkt wissen muss und was die Publizitätspflichten verlangen. Dabei ließ schon die erste Hiobsbotschaft am Montag bei erfahrenen Kapitalmarktteilnehmern die Alarmglocken schrillen. Das Unternehmen, das noch im Frühjahr den vermeintlichen Durchbruch bei der Finanzierung verkündet hatte, war erneut in Schieflage geraten und verkündete, man prüfe „weitere Sanierungsoptionen ergebnisoffen“. Indirekt ist die Möglichkeit einer Insolvenz in Eigenverwaltung dort schon enthalten.
Der langjährige Vorstand Thomas Pfisterer und der erst im März an Bord geholte CFO Dominik Müser mussten ihren Hut nehmen, „um gedoppelte Strukturen und Verantwortlichkeiten auszuschließen“. Dafür kam Sanierer Bernd Depping an Bord, zu dessen künftiger Rolle jedoch im zwei Tage später folgenden Statement zum Insolvenzantrag kein einziges Wort fällt. Warum so überrascht?
Schon die Unternehmensmitteilung vom Montag hinterließ das ungute Gefühl, dass die Hansa Group ihr Schicksal zu diesem Zeitpunkt womöglich schon längst nicht mehr selbst in der Hand hatte. Der Vorstand habe an diesem Tag „Kenntnis darüber erlangt, dass die Vereinbarungen zur Reduzierung der Finanzverbindlichkeiten bei Hansa Group AG unerwartet und überraschend nicht vollständig umgesetzt werden können“, heißt es da.
Dass es einen Unterschied macht, ob der Vorstand von etwas Kenntnis erlangt oder ob er im Gegensatz dazu aktiv eingebunden und informiert wird, könnte man noch als Wortklauberei abtun. Aber dass ein Ereignis, das letztlich die Existenz des gesamten Konzerns bedroht, für den Vorstand „unerwartet und überraschend“ eintritt, deutet nicht unbedingt auf einen guten und regelmäßigen Kommunikationsfluss zwischen dem Unternehmen und seinen Kapitalgebern hin. Ein Plan B war offenbar nicht vorhanden, wie die Zahlungsunfähigkeit zwei Tage später nahelegt.
Wer die Geschicke bei der Hansa Group künftig steuert, was der Auslöser für die Schieflage war und wie man wieder zurück in die Spur kommen will – all dies lässt das Unternehmen leider auch auf Nachfrage offen. In der jüngsten Pflichtmitteilung heißt es lediglich, der Vorstand gehe davon aus, „dass das zuständige Insolvenzgericht sehr zeitnah einen vorläufigen Sachwalter bestellen wird“. Vielleicht kann der ja zumindest einige der aufgeworfenen Fragen beantworten. Gerne auch sehr zeitnah.
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