gesprochen haben, den "Landkreis, der schwarz wie die Nacht ist" ;-))) .....
Passend dazu:
**** Schwarz mit liberalen Tupfern Wahlkreis 293 Biberach
DEUTSCHLAND - EIN PUZZLE
"Traditionell weltoffen" steht auf den Schildern am Ortseingang Biberachs. Die größte Stadt im Bundestagswahlkreis 293 ist nicht die abgeschottete, oberschwäbische Kleinstadt: Die Eisdielendichte ist hoch, der Esel aus Wielands Abderitengeschichte, der mit Pflastersteinen eingehegte Fluß am Marktplatz und der von Bäumen umrankte Gigelturm geben Biberach an der Riß etwas vom Flair einer toskanischen Stadt.
Politiker der CDU haben den Landkreis gern scherzhaft den "schwärzesten der Welt" genannt. 49,8 Prozent der Zweitstimmen bekam Franz Romer (unser Bild), der Kandidat der CDU bei der Bundestagswahl 2005. Bis Mitte der siebziger Jahre erreichte die CDU in diesem Wahlkreis immer Ergebnisse, die deutlich über 70 Prozent lagen. Die SPD vertritt der über die Landesliste gewählte Abgeordnete Martin Gerster.
Die politischkulturelle Hegemonie der Christlichen Demokraten, gegründet auf den Katholizismus, den Adel und das Bauerntum, ist in diesem Wahlkreis nicht für ewige Zeiten festgeschrieben: In Biberach ist seit 1993 der Sozialdemokrat Thomas Fettback Oberbürgermeister. In Maselheim wurde 1991 erstmalig in Baden-Württemberg ein grüner Politiker Bürgermeister.
Die Grünen bekamen bei der Bundestagswahl 14 Prozent der Erststimmen, und der Landtagskandidat Oswald Metzger, dessen Wahlkreis in dem Bundestagwahlkreis liegt, bekam bei der Landtagswahl sogar 16,7 Prozent. "Gute Leute von uns gewinnen im konservativen oberschwäbischen Milieu, sofern sie bekannt sind und die Bürger mit ihrer Arbeit zufrieden sind", sagt Metzger, der in Bad Schussenried geboren ist.
Der Finanzfachmann stichelt gern gegen den programmatischen Mainstream der Bundespartei. In Biberach unterstützten den Grünen auch mittelständische Unternehmer. Auch deshalb hat es sich für die Grünen wohl als richtig erwiesen, ihre Aschermittwochsreden seit 1996 in Biberach zu halten. "Das Leben in Oberschwaben wird liberaler, alte Strukturen lösen sich auf", sagt Metzger.
Biberach, die Heimatstadt Wielands, hat zwar eine der wenigen Simultankirchen in Deutschland, in der sich evangelische und katholische Gemeindemitglieder zum Gottesdienst treffen. Der Wahlkreis ist, abgesehen von der Gemeinde Wain, größtenteils katholisch geprägt. Charakteristisch für ihn ist der wirtschaftliche und dann auch politisch vernehmbare Unterschied zwischen dem Landkreis Biberach und dem Altkreis Wangen.
Die Gegend um Biberach war schon immer landwirtschaftlich fruchtbar, die Bauern waren wohlhabend. Ihre Höfe sind zudem nicht durch die Realteilung von Generation zu Generation mickriger geworden. Es erbte nur ein Sohn, die Brüder mußten ins Kloster. Heute ist die Stadt Biberach Sitz von zahlreichen Industriebetrieben: Boehringer Ingelheim produziert dort ebenso wie der Maschinenbauer Liebherr.
Der Altkreis Wangen mit den Städten Wangen und Leutkirch dagegen ist ärmer und agrarischer geprägt. Die Milchwirtschaft spielt eine größere Rolle. Die Menschen dort fühlen sich bis heute benachteiligt - nicht nur von Stuttgart, sondern auch von Biberach. Die Politiker, die von den Oberschwaben als direkt gewählte Abgeordnete nach Bonn, später nach Berlin geschickt wurden, gehören bislang immer der CDU an: Viele Jahre war Eugen Mauder Direktkandidat dieses Wahlkreises, seit 1980 saß Alois Graf von Waldburg-Zeil (Anm.: ...wohl ein Nachfahr des berüchtigten Bauern-Jörgs, des Truchsess von Waldburg - der im 16. Jahrhundert in den Bauernkriegen die Bauern zu tausenden abgeschlachtet hat...) für diesen Wahlkreis im Bundestag.
Franz Romer ist gelernter Mechaniker und einer der wenigen Repräsentanten der in der Union organisierten und von der katholischen Soziallehre geprägten Arbeitnehmerschaft. Trotz seines Bundestagsmandates blieb Romer bis 1998 Betriebsratsvorsitzender in seiner Firma. Er kam 1990 zunächst über die Landesliste in den Bundestag, schaffte es dann 1994 nicht, rückte aber 1996 nach und gewann den Wahlkreis 1998 direkt. Eigentlich wollte der 64 Jahre alte Romer sich nicht noch einmal in den Bundestag wählen lassen, aber die vorgezogene Bundestagswahl zwang ihn dann doch dazu, weil ein entsprechender Nachfolger fehlte.
Nach Befragungen von Meinungsforschern gehören die Menschen in Oberschwaben zu den zufriedensten Deutschen überhaupt. "Biberach gehört zu den Landkreisen mit dem stärksten Bevölkerungszuwachs in Deutschland, bei uns fühlen sich die Menschen wohl", sagt Romer. Von gesellschaftlichen Problemen reden die Politiker aus diesem Wahlkreis seltener als anderswo, und wenn, dann müssen sie lange nachdenken. "Ach ja, in Laupheim, da war es mal schwierig, die Rußlanddeutschen zu integrieren", sagt Metzger. RÜDIGER SOLDT
Text: F.A.Z., 19.07.2006, Nr. 165 / Seite 4 ***********
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