Favorit des Tages UV-Spezialist mit zweistelligem Umsatzwachstum [12:12, 21.02.12]
Von Nikolaus Hammerschmidt
Die starke Nachfrage nach Quarzglasrohren beschert dem Hersteller Dr. Hönle rasantes Wachstum und Anlegern kräftige Kursgewinne. Die jüngste Übernahme stimmt das Unternehmen positiv und weckt neue Kursfantasien.
Wer nach der letzten Kaufempfehlung von BÖRSE ONLINE für Dr. Hönle Anfang Dezember zugegriffen hat, dürfte zufrieden sein. Die Aktie hat seitdem 21 Prozent zugelegt und kostet nun 11,24 Euro. Anleger sollten sich aber noch nicht zu Gewinnmitnahmen verleiten lassen, denn das Wertpapier birgt weiteres Potenzial.
Zwei Ereignisse können bei dem Spezialisten für industrielle UV-Technologie neue Kurszuwächse bescheren. Da wäre zum einen die Übernahme von 80 Prozent der Anteile an Raesch. Die Unternehmensgruppe beliefert die Licht-, Halbleiter-,Automobilzuliefer- und Wasseraufbereitungsindustrie mit Rohren und Halbfabrikaten aus Quarzglas. Der Hersteller erzielt ungefähr drei Viertel seiner Umsätze im Ausland, besonders in boomenden Asienmärkten. 2011 verbuchte Raesch nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 17 Mio. Euro und ein Betriebsergebnis (Ebit) von 3,4 Mio. Euro. „Damit liegt die Ergebnisqualität auf einem mit Dr. Hönle vergleichbaren Niveau“, schreibt Malte Schaumann, Analyst bei Warburg Research, in einer aktuellen Studie.
Dr. Hönle erwartet eine „nachhaltig positive Unternehmensentwicklung“ der Raesch-Gruppe wegen des Wachstumspotenzials für Quarzglasrohre. So würden diese beispielsweise für die Herstellung von Mikrochips, als Gießkerne für Nockenwellen und bei der Produktion von LED-Leuchten zum Einsatz kommen. Zudem solle die Übernahme durch die Verlagerung von Fertigungsschritten und die gemeinsame Nutzung der Vertriebsnetze Synergien bringen.
Mit der Übernahme wolle das im bayrischen Gräfelfing ansässige Unternehmen seine Kompetenz als Photonik-Spezialist weiter ausbauen und – zusätzlich zum Geräte- und Anlagengeschäft – noch mehr Umsatz im Bereich der kurzlebigen Wirtschaftsgüter erzielen. Warburg-Analyst Schaumann hält das für realistisch: „Der gute Track record der vergangenen Akquisitionen spricht für eine relativ schnelle Integration und Hebung von Ertragspotenzialen.“
Über den Kaufpreis der Raesch-Anteile wurde zwar Stillschweigen vereinbart. Schaumann schätzt jedoch, dass Dr. Hönle „auf Basis der bei früheren Akquisitionen angelegten Bewertungsmaßstäbe“ rund 15 Mio. Euro bezahlt haben dürfte – das fünfeinhalbfache des 2011er-Ebits. „Angesichts der Wachstumsperspektiven des Unternehmens und der sich bietenden Synergieeffekte mit anderen Unternehmenssegmenten erscheint der Preis attraktiv.“ Die Übernahme dürfte Dr. Hönle durch seine liquiden Mittel, Bankkredit, Aktien und Ratenzahlen finanzieren, so der Analyst. Nach Angaben des Unternehmens besteht zudem die Option auf den Erwerb der restlichen 20 Prozent der Raesch-Anteile.
Neben der Raesch-Akquisition können auch die jüngsten Entwicklungen im Fall Manroland positive Impulse geben. Der Druckmaschinenhersteller gehörte 2011 mit einem von Warburg Research geschätztem EBIT-Anteil von 12 Prozent zu den Großkunden von Dr. Hönle. Im vergangenen November musste das Unternehmen jedoch Insolvenz anmelden. Anfang 2012 übernahm schließlich die Lübecker Possehl-Gruppe das Rollengeschäft, und im Februar kaufte der britische Investor Langley das Bogendruckgeschäft. Letzteres wurde von Dr. Hönles-Tochtergesellschaft Eltosch beliefert. Warburg-Analyst Schaumann glaubt, dass durch den Langley-Einstieg„ein Großteil des bisherigen Eltosch-Umsatzes erhalten bleibt“.Damit würde die Manroland-Insolvenz erfreulicher ausgehen als bislang erwartet. Ein Totalausfall des Geschäfts wäre abgewendet. Attraktive Bewertung
Was den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr betrifft, will sich Dr. Hönle am 28. Februar bei der Vorlage des ersten Quartalsberichts äußern. Malte Schauman von Warburg Research hat wegen der Übernahme der Raesch-Anteile und dem Langley-Einstieg bei Manroland seine Umsatz- und Ertragsprognose für das Unternehmen deutlich angehoben. Für 2011/12 erwartet der Experte zwar ein langsameres Umsatzwachstum und ein niedrigeres Ebit – so soll der Erlös im Vergleich zum Vorjahr „nur“ noch um 9,8 Prozent statt 24,3 Prozent steigen und das Ebit um 2,3 Mio. Euro auf neun Mio. Euro schrumpfen. Für das Geschäftsjahr 2012/13 rechnet der Schaumann jedoch wieder mit einem deutlichen Aufschwung. Demnach soll das Umsatzwachstum wieder über 20 Prozent klettern, der Erlös auf 91,5 Mio. Euro zulegen und das Ebit auf 12,9 Mio. Euro steigen. Auch die Divdende könnte dann von aktuell 50 auf 60 Cent steigen, die Dividendenrendite von 4,5 auf 5,5 Prozent.
Aus Sicht von Schaumann lockt die Aktie von Dr. Hönle mit einem EV/EBIT-Multiplikator von 4,5 und einem attraktiven 7er-KGV für das kommende Geschäftsjahr. Zudem sollte sich das Unternehmen „mit einer zunehmend adäquaten Bewertung der 100 Mio. Euro-Marke nähern und für neue Investorengruppen interessant werden“.
BÖRSE ONLINE teilt diese Einschätzung und empfiehlt die Aktie zum Kauf. Dr. Hönle ist einer der weltweit führenden Anbieter auf seinem Gebiet. Die Branchen und Märkte, die das Unternehmen beliefert sind nicht nur stark auf die Produkte angewiesen, sondern bergen auch, insbesondere im Hinblick auf Asien, Wachstumspotenzial. Anleger können mit einer erfreulichen Geschäftsentwicklung und steigenden Aktienkursen in den kommenden Jahren rechnen. Die jüngsten Ereignisse werden diese Entwicklung unterstützen. |