Donnerstag, 30. März 2006 "Mich hat keiner sicher" Podolski unschlüssig
Am Samstag wäre eine wunderbare Gelegenheit, die sportliche Zukunft von Lukas Podolski zu klären. Der 1. FC Köln spielt bei Bayern München - und der deutsche Rekordmeister hat vor der Bundesligapartie erneut sein Interesse am 20 Jahre alten Stürmer bekräftigt. Die ganze Sache hat nur einen Haken: Podolski selbst ist sich offenbar noch immer nicht sicher, welcher Verein ihm ab der kommenden Saison die besten Perspektiven bietet. So wiederholt der umworbene Nationalspieler seit Monaten, "dass überhaupt noch nichts entschieden ist. Für mich zählt nur der Klassenerhalt mit dem 1. FC Köln. Ich habe Vertrag. Es liegt nicht in meiner Hand." Dagegen verkünden die Bayern seit geraumer Zeit, dass "Poldi" nur noch auf den richtigen Zeitpunkt warten würde, um seinen Abschied von den Rheinländern bekannt zu geben. Podolski hält dagegen: "Mich hat keiner sicher. Es gibt viele Varianten. Ich habe keinen Vorvertrag bei Bayern unterschrieben noch habe ich ihnen eine Zusage gegeben", sagte er der "Bild"-Zeitung. Bremen und HSV noch im Rennen Als Kandidaten werden neben München der Hamburger SV und Bremen gehandelt. Werder-Sportdirektor Klaus Allofs sagte am vergangenen Wochenende, "dass wir Podolski nicht abschreiben". Und FC-Manager Michael Maier bestätigte: "Klaus Allofs hat sich gemeldet und sein Interesse an Podolski bekundet. Bremen will seinen Hut in den Ring werfen." Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist indes "hoffnungsvoll und überzeugt, dass er zu uns will". Die Entscheidung über seine Zukunft, meint Podolski, werde "vor der WM" fallen. "Aber ich habe keine Eile und keinen Druck." Und selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass Köln ihn als Zweitligist halten wolle, kündigt der Stürmer an: "Wenn der FC das so sagen würde, dann würde ich den Vertrag erfüllen." Sicher ist derzeit nur, dass der Kontrakt von Podolski in Köln bis 2008 läuft, der Stürmer aber 2007 für eine festgeschriebene Ablösesumme von einer Million Euro wechseln darf. Wollen die Kölner also ihr Ausnahmetalent gewinnbringend verkaufen, müssten sie dem 20-Jährigen in diesem Sommer die Freigabe erteilen. Der Poker hat bereits begonnen, nachdem Rummenigge angekündigt hat, keine Wahnsinnssummen zahlen zu wollen, "nur dass er ein Jahr früher zu uns kommt". Zu hoher Erwartungsdruck Die Debatte um seine Zukunft ist an Podolski nicht spurlos vorüber gegangen. Auch wenn er betont, dass ihn die Spekulationen nicht beschäftigen würden, hat der Angreifer seine Unbekümmertheit verloren. Derzeit scheint "Prinz Poldi" am hohen Erwartungsdruck, der in Köln auf ihm lastet, zu zerbrechen. "Ich habe nicht meine optimale Leistung gezeigt, war aber immerhin an 13 Toren direkt beteiligt", sagt er und fügt hinzu: "Ich habe nie in Anspruch genommen, den FC allein zu retten. Der Name Podolski wird jetzt oft als Alibi benutzt, um von anderen Dingen abzulenken." Auch in der Nationalmannschaft konnte die große WM-Hoffnung in den beiden Spielen in Italien (1:4) und gegen die USA (4:1) dem Druck nicht mehr standhalten. Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der sich immer schützend vor Podolski stellt, wechselte ihn beide Male nach einer schwachen Leistung zur Pause aus. Gegen die USA musste sich "Poldi" zudem von Kapitän Michael Ballack lautstark die Meinung geigen lassen. Keine feste Position Es läuft nicht bei "Poldi", der sich im vergangenen Sommer beim Confed-Cup in die Herzen der Fans und ins Rampenlicht gespielt hatte. Nur sieben Tore, darunter zwei Elfmeter, schoss er bisher für den FC. Oft genug ist der 20-Jährige aber in den vergangenen Wochen auf dem Spielfeld auch hin- und her geschoben worden: Einmal musste er als echte Spitze ran, einmal hinter den Angreifern, dann wieder auf der linken Seite. Für Kölns Trainer Hanspeter Latour ist aber nicht die Position das Problem, "sondern die Erwartungshaltung, die entgegengesetzt ist zu seiner momentanen Verfassung. Er tut sich eben derzeit schwer, die hohen Ansprüche bei uns und der Nationalmannschaft zu erfüllen". Thomas Niklaus (sid)
So long (oder doch besser short?) Kalli |