wenn eine Firma durch Zukäufe Schuldenberge angehäuft hat und dann - wider Erwarten - absackende Gewinne verzeichnet. Sinkt das Verhältnis EBITA/Verschuldung, stufen Agenturen wie Moody's und S&P unweigerlich die Kredit-Bonität herab - und das ist ein ganz anderes Kaliber, als wenn ein "parteiischer" Aktienanalyst von der Kreissparkasse Castrop-Rauxel aus Short-Interesse ein "Sell"-Downgrade ablässt. Denn das macht Kredite noch teurer - ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo die Firma neue Kredite besonders dringend benötigt. Als Notbehelf bleibt u. a. die Dividendenkürzung.
Das neue TUI-Rating von S&P von BB (Downgrade von BB+) ist bereits zwei Stufen unter dem sogenannten "Investment-Grade" von BBB. TUI-Anleihen sind damit "Junk-Bonds" (siehe unten). Wegen des erhöhten Ausfallrisikos können Schuldner, die jetzt TUI-Anleihen kaufen, besonders hohe Zinsen fordern. Das erodiert TUIs Cash-Basis weiter - was wiederum erneute Bonitätsabstufungen nach sich ziehen kann. Dieser Teufelskreis führt dazu, dass ehemals solvente Firmen zuweilen unvermutet im Konkurs enden.
Exkurs: Kredit-Ratings (Wikipedia)
Im Bankwesen versteht man unter Rating die Einschätzung der Zahlungsfähigkeit eines Schuldners. Dabei werden Ratingcodes verwendet. Die Einordnung erfolgt nach bankeigenen Kriterien ("internes Rating") oder wird von international tätigen Ratingagenturen wie Moody's, Standard & Poor's oder Fitch ("externes Rating") vorgenommen. Dabei werden mittels mathematisch statistischer Verfahren Ausfallwahrscheinlichkeiten anhand von Ausfallmerkmalen errechnet und zum Beispiel mit AAA (sprich: triple a) bewertet. Dieser Ratingcode steht für höchste Bonität, C oder gar D dagegen für eine sehr schlechte. Die einzelnen Kategoriebezeichnungen unterscheiden sich von Agentur zu Agentur. So verwendet Moody's Zahlen als Zusatz, z.B. A1, A2, A3, während bei Standard & Poor's ein "+" oder "-" angefügt wird. Kreditinstitute nutzen für die Bewertung ihrer Firmenkunden in der Regel numerische Codes, welche zehn Bonitätsklassen unterscheiden.
Ratings gibt es sowohl für Anleihen von Unternehmen als auch für Staaten. So hat z.B. Österreich ein AAA-Rating.
In der Regel gilt, dass ein Schuldner mit besserem Rating sich zu besseren Konditionen (niedrigeren Zinsen) Kapital verschaffen kann. Dagegen gilt, dass Schuldner mit einem schlechten Rating aufgrund der dadurch zum Ausdruck kommenden höheren Ausfallwahrscheinlichkeit (Bonitätsrisiko) einen höheren Zinssatz zahlen müssen.
Eine Abwertung (down-grading) bezüglich des Ratings kann somit einen negativen Effekt auf Unternehmen oder Staaten haben, die für ihre Kapitalbedürfnisse plötzlich mehr Rendite bieten müssen. Um das Rating gab es schon häufig heftige Auseinandersetzungen zwischen der Rating-Agentur und dem beurteilten Unternehmen.
Die Kosten des Ratings sind vom zu beurteilenden Unternehmen zu tragen. Es ist jedoch besser, ein schlechtes Rating zu haben als keines, da viele Investoren Schuldner ohne Rating ignorieren. Besonders in den USA hat das Rating schon eine lange Tradition und es ist so gut wie unmöglich, ohne Rating Kapital aufzunehmen. Deshalb sind mittlerweile auch die meisten namhaften europäischen Unternehmen vom Rating erfasst.
Institutionelle Investoren wie z.B. Pensionskassen sind per Gesetz oder durch ihre eigenen Statuten dazu verpflichtet, nur Anleihen von Schuldnern zu kaufen, die ein bestimmtes Mindestrating haben. Dabei wird unterschieden zwischen "Investment Grade" und "Speculative Grade" - letztere werden auch "Junk Bonds" genannt. Fällt ein Schuldner in seinem Rating unter den "Investment Grade" so sind die Kursabschläge auf seine Anleihen meist besonders heftig.
Änderungen des Ratings eines Staates oder Unternehmens kündigen die Ratingangenturen häufig durch einen "negativen oder positiven Ausblick" schon lange vor Veröffentlichung des nächsten Rating-Berichts an. Deshalb kann man davon ausgehen, dass sich die Preise der Anleihen bereits Monate vor Veröffentlichung des Rating-Berichts an die neue Einschätzung angepasst haben. Dies stützt im Übrigen die These von der mittelstarken Markteffizienz.
Bewertungskriterien
Zur Beurteilung und Einstufung der zu bewertenden Unternehmen oder Personen führen die Ratingagenturen externe und interne Bewertungen durch. Unterscheiden lassen sich:
Quantitative Faktoren
Bewertung der wirtschaftlichen Verhältnisse (u.A. Finanzlage, Ertragslage, Bilanzentwicklung, Anfälligkeit für Währungsrisiken) des Bewertungsobjekts anhand von Bilanzkennziffern wie Gewinn, Eigenkapitalquote, Liquidität, etc
Qualitative Faktoren
Unter die qualitativen Faktoren fallen Merkmale wie Managementqualität, (Unternehmens-)Strategie, Organisations- und Prozessorganisation, Mitarbeiterpotential, Aufbau des Controllings und Risikomanagement.
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