Die Zinsseite ist ziemlich klar:
Die US-Notenbank erhöht die Zinsen mehrfach und reduziert die Bilanz Die englische Notenbank ist schon weiter und hat heute die Zinsen bereits zum2.Mal erhöht. Gleichzeitig wurde angekündigt alle Unternehmensanleihen verkaufen zu wollen - wie auch die FED. Das nimmt Liquidität aus dem Markt. Europa: Die EZB schließt >Zinserhöhungen nicht mehr aus. Aber für mich ist klar, dass sich die EZB den anderen Notenbanken anschließen wird.
Von der Zinsseite bekommen wir also in den nächsten Monaten Gegenwind. Die Wirkungsweise habe ich schon früher beschrieben.
Die Unternehmensseite ist als uneinheitlich zu bewerten. In der Summe durchaus - wie immer - besser als erwartet, aber es gab schon einige Enttäuschungen. Hier sind insbesondere Corona-Gewinner zu nennen. Netflix, Facebook, Spotify enttäuschen beim Kundenwachstum und das straft der Markt brutal ab. Dies hat Unternehmen der zweiten Reihe auch getroffen. Beispiele sind Zoom, Peloton, aber auch Hello Fresh und Teamviewer in Deutschland. Durchweg positiv die Semis mit einem kleinen Fragezeichen bei Intel. Aber Semis fallen immer schon dann wenn die Welt am besten aussieht. Positiv natürlich insbesondere die alten Tech-Schwergewichte Microsoft, Apple und Google. Amazon kommt heute, meine Tendenz eher positiv.
Volkswirtschaft: Die Zahlen sind auch eher uneinheitlich. Meistens schlechte Inflationszahlen (die Türkei heute mit 49%), aber andere Zahlen sind mal gut mal schlecht. Heute kamen ganz gute US-Zahlen mit einem hohen Produktivitätswachstum, gestern dagegen katastrophale Zahlen vom Arbeitsmarkt.
Bleibt die Geopolitik: Keine Entspannung im Ukraine-Konflikt, der eigentlich noch gar kein Konflikt ist , zumindest nicht mehr als vorher. Die USA gießen immer mehr Öl ins Feuer. Ohne uns zu fragen schicken sie weitere Truppen nach Deutschland. Wollen wir das eigentlich? Fragt uns jemand? Worum geht es eigentlich? Letztendlich doch um Öl und Gas? Deutschland füllt gerade die Läger mit Gas, mit gefracktem Gas aus den USA. Genau das wollten die Amerikaner doch. Und dann werden die Ölvorkommen in der Ukraine in der Zukunft ausgebeutet, beteiligt dort Dick Cheney, alter Strippenzieher aus der US-Politik. Ist der besser als Gerhard Schröder? Wir werden sehen wo die Sache endet. Ich befürchte nicht im Sinne Deutschlands. Wir werden wohl die Zeche bezahlen müssen. Sollte auch nicht gut für den DAX sein. Wenn man sieht wie in den USA Stimmung gegen Deutschland gemacht wird, dann muss man sich nicht wundern wenn die Amerikaner zukünftig weniger deutsche Aktien kaufen.
Fazit: Mir fällt es sehr schwer an neue ATH´s zu glauben. Selbst Goldman Sachs wird jetzt scheinbar vorsichtiger. Aber eins ist momentan auch klar: Die Anleger verlassen noch nicht den Aktienmarkt; sie schichten um von Growth in Value. Man sagt ja, dass das Jahr so wird wie der Januar, statistisch gesehen. Das verspricht nichts Gutes für den Nasdaq. Ein N100 zwischen 10 und 11.000 ist durchaus möglich/wahrscheinlich. Andererseits sehen wir Valuewerte, die gut dagegenhalten: Telekoms, Banken, Fresenius...Selbst die langweilige Telefonica Deutschland hat vom Tief im letzten Jahr inzwischen knapp 30% gewonnen - incl. Dividende. Daher bleibe ich im Valuebereich. Auch wenn es manchmal verlockend aussieht werde ich keine gefallenen Engel in großem Stil kaufen. Ja, mal ein Trade, aber nicht mehr. Ich war ja schon bei der letzten Tech-Bubble dabei. Als Warnung habe ich mir eine Nemax50-Studie behalten. Von den damals 50 Werten haben keine 10 Werte überlebt. |