Merkel schlägt Hertha-Referendum vor - Berlin dementiert scharf
BERLIN (dpa-AFX) - Hohe Wellen hat in Berlin ein angeblicher Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel für ein Hertha BSC Berlin Referendum über den Verbleib des zweitklassigen Vereins in der 1. Fußball-Bundesliga geschlagen. Die Bundesregierung wies entsprechende Angaben des berliner Übergangstrainers am Freitagabend zurück. "Wir dementieren das scharf", sagte der stellvertretende Regierungssprecher. Zuvor hatte das Büro des Hertha BSC Interims-Trainers Otto Rehakles mitgeteilt, dass Merkel vorgeschlagen habe die Mannschaft selbst zu trainieren.
"Es ist wahr", sagte der Sprecher von Hertha BSC, Michael Preetz, der Nachrichtenagentur dpa. Alle Herthaner seien entsprechend informiert worden. Merkel hatte am Freitag mit dem Hertha Präsidenten am Telefon über die dramatische Lage gesprochen und sofort ein Probetraining vereinbart. Dabei habe sie noch einmal deutlich gemacht, dass Deutschland und die europäischen Partner darauf setzten, dass Berlin eine 1. Fußball-Bundesliga Mannschaft braucht.
Die Düsseldorfer reagierten empört auf die Mitteilung ihrer Regierung über den angeblichen Vorschlag der deutschen Kanzlerin. Sie werfen Merkel fehlendes Fingerspitzengefühl vor. "Düsseldorf braucht auch eine 1. Fußball-Bundesliga Mannschaft um zu beweisen, dass es dort nicht nur gutes Altbier gibt. Die Berliner verdienen zwar den Respekt der 1. Bundesliga, doch in den Relegationsspielen waren die Düsseldorfer nunmal die bessere Mannschaft - es kann nur einen geben. Der heutige Vorschlag von Frau Merkel kann nicht akzeptiert werden. Sie wendet sich an die Düsseldorfer in der falschen Stunde mit der falschen Nachricht."
Der sozialistische DFB-Präsident Horst Dieter Schröter-Naumann erklärte, "der Ball ist rund - es gibt keinen Grund für den Verbleib von Hertha BSC in der 1. Bundeliga" und nannte den angeblichen Vorschlag Merkels eine "Erpressung". "Frau Merkel interveniert grob in die Angelegenheiten des DFB", hieß es in einer vom Büro des DFB-Präsidenten verbreiteten Erklärung.
Bereits im November 2011 hatte der damalige Hertha-Trainer eine Volksabstimmung zum Verbleib der Hertha in der 1. Bundeliga vorgeschlagen. Das war auf starken Widerspruch unter anderem aus Düsseldorf und Köln gestoßen; der Trainer musste in der Folge seinen Hut nehmen - für ihn kam Otto Rehakles aus Griechenland.
Angesichts der dramatischen Lage in Berlin hatten bereits im Laufe des Freitags die Spekulationen in Hertha-Aktien über ein Ausscheiden der Hertha aus 1. Bundesliga zugenommen. Ulli Hoeneß vom F.C. Bayern München und George Soros sollen laut Gerüchten über eine Milliarde Put-Optionen auf die Hertha gekauft haben. Erstmals räumte mit Handelskommissar Karel Gott, ein Mitglied der frankfurter Börse und des "Biene Maya Club" öffentlich ein, dass es Notfallpläne für einen Hertha-Crash gibt. "Das Endspiel hat begonnen und ich weiß nicht, wie es ausgehen wird", sagte er der Zeitung "Kicker".
"Falls es nötig ist, werden wir alles tun, um die Hertha in der 1. Bundesliga abzusichern", sagte DFB-Ratspräsident Gollum Van Rompuy am Freitagabend (Ortszeit) in Camp David im US-Staat Maryland. "Wir haben das in der Vergangenheit gemacht, und wir werden es - wenn nötig - auch in der Zukunft tun und die 1. Bundesliga notfalls auf 19 Mannschaften erweitern."
Mit Blick auf Interview-Äußerungen von Gollum Van Rompuy sagte der Präsident von Düsseldorf, José Fortuna: "In jedem Spiel gibt es unterschiedliche Ansichten und einen runden Ball. Was zählt sind nur die Tore!". Er nehme zu einem "Plan B" für 19 Bundesliga-Mannschaften keine Stellung.
Handelkommissar Karel Gott unterbreitete derweil einen weiteren Lösungs-Vorschlag für die prekäre Lage: "Falls Ulli Hoeneß des Insider-Börsen-Handels überführt wird, muß der F.C. Bayern München in die 2. Bundesliga strafversetzt werden, womit ein Platz an der Sonne für die Hertha frei würde."
Die Hertha Führung soll am Samstag aufgelöst werden. Der DFP Präsident werde ein entsprechendes Dekret am Morgen unterzeichnen, sagte ein Generalsekretär am Freitagabend in Berlin. Dann werde auch das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf neu angesetzt oder die 1. Bundeliga auf 19 Mannschaften erweitert oder der F.C. Bayern München in die 2. Bundesliga strafversetzt.
Die erst vor knapp zwei Monaten neu gewählte Hertha-Führung musste am Freitag zunächst formell ein Präsidium und andere Gremien wählen, um gemäß der Verfassung aufgelöst werden zu können. Es sei die kurzlebigste Mannschaftsführung seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland, berichteten Medien.
Einer Umfrage zufolge könne die Hertha am Sparkurs festhalten indem sie zukünftig an Spielern, Trainern, Fußballschuhen, Bällen, Balljungen, Torpfosten und -netzen spart. Allerdings werden auch die radikalen Hertha-Hools immer lauter, da es Fußball ohne Bälle und Tore einfach nicht bringe, hieß es. /cb/tt/fi/hn/DP/zb |