Es gibt selten Gelegenheiten, die beiden zu loben, aber dies ist eine! Clever gemacht, alle überrascht.
Und als Volkswirt freut es mich besonders, dass endlich wieder echte Kompetenz an der Spitze der Bundesbank installiert wird. (Welteke war seinerzeit eine Überraschung im negativen Sinn.)
Schade ist, dass Stark es nicht geworden ist, aber da hat die CDU/CSU leider wieder zu früh "Hurra" gerufen (erinnert mich an "Schäuble"); und noch bedauerlicher wäre es, wenn er jetzt auch noch sein Vize-Amt niederlegen würde. Verdenken könnte ich es ihm aber nicht; ausserdem kriegt der sofort einen Super-Job bei einer Privatbank.
ftd.de, Mi, 21.4.2004, 9:24 Viel Lob für Webers Nominierung zum Bundesbankchef
Selten wird ein Personalvorschlag der Bundesregierung mit einhelligem Lob bedacht. Mit der Nominierung des Wirtschaftsweisen Axel Weber zum Präsidenten der Bundesbank ist Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel ein solches Kunststück gelungen.
"Herr Weber kennt die europäischen Zentralbanken wie seine Westentasche", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Klaus Zimmermann, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Weber verfüge über tiefe Einblicke in die nationalen und internationalen Institutionen sowie entsprechende Kontakte und werde das Gewicht Deutschlands in der Europäischen Zentralbank (EZB) stärken. CSU-Generalsekretär Markus Söder sagte Weber erfülle zwei wichtige Kriterien - parteiliche Unabhängigkeit und fachliche Kompetenz.
Auch der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, lobte die Entscheidung. Weber die geeignete Persönlichkeit sei, um die Geschäfte der Bundesbank erfolgreich weiterzuführen und den "hervorragenden Ruf dieses Instituts in der Zukunft aufrecht zu erhalten", sagte Hundt am Mittwoch im Deutschlandfunk
Kabinett berät über Personalvorschlag
Schröder und Eichel hatten sich am Dienstagabend auf Weber als Nachfolger für den zurückgetretenen Bundesbank-Präsidenten Ernst Welteke verständigt. Für Weber hatte sich vor allem Eichel stark gemacht. Eichel sagte, dass mit Weber "ein international ausgewiesener Experte" vorgeschlagen werde, der die Tradition der Bundesbank zur Wahrung der Preisstabilität fortsetzen werde. Mit der Berufung des parteilosen Wirtschaftsprofessors der Universität Köln solle der Wille unterstrichen werden, die Unabhängigkeit der Bundesbank zu bewahren, hieß es in Regierungskreisen.
Das Bundeskabinett soll sich am Vormittag mit dem Personalvorschlag befassen. Anschließend erfolgt eine Anhörung bei der Bundesbank, die allerdings kein Vetorecht hat. Weber sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er werde am Mittwoch Gespräche im Bundesfinanzministerium führen. In Regierungskreisen hieß es, Weber habe die Nominierung angenommen. Als Bundesbank-Präsident wird Weber auch dem EZB-Rat angehören, der über die Stabilität des Euro wacht.
DIW-Chef Zimmermann sagte, Weber werde sich wie die bisherigen Amtsinhaber der Geldwertstabilität verschreiben. Er erwarte zudem, dass Weber den europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt öffnen und flexibler gestallten wolle. Als eigentliche Herausforderung für Weber bezeichnete Zimmermann "die Aufgabe, die Bundesbank zu reformieren und gesund zu schrumpfen". Mit Weber werde sich die Bundesbank zu einem Zentrum für monetäre Forschung entwickeln, sagte Zimmermann. Die Positionen der Bank müssten in Europa wissenschaftlich untermauert werden.
Bundesbankvize Stark vor dem Rücktritt?
Der Chef des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo), Hans-Werner Sinn, sagte der FTD zur Nominierung Webers: "Er ist ein ausgewiesener Geldpolitiker und wird den Job sicher gut machen." Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise nannte Weber einen sehr kompetenten Ökonomen. Es sei aber schwer einzuschätzen, ob Weber geldpolitisch ein Falke oder ein Taube sein werde.
Nach der Entscheidung gilt der Verbleib von Bundesbankvizepräsident Jürgen Stark im Amt als fraglich. Stark war als einer der Favoriten für die Welteke-Nachfolge gehandelt worden, allerdings war seine Nähe zur Union als Hindernis gewertet worden. Medienberichten zufolge wird er sein Amt niederlegen, falls er nicht Präsident wird. In Regierungskreisen hieß es, Stark sei vorab von der Entscheidung informiert worden.
|