Börsenkreise: Kapitalerhöhung Börsenkreise: Kapitalerhöhung bei Zur Rose kommt einem Wortbruch gleich
Entgegen anders lautenden Beteuerungen hat sich Zur Rose neues Kapital beschafft. Während die Leerverkäufer am Ziel angelangt scheinen, sind Börsenbeobachter überrascht und konsterniert.
01.09.2022 08:16
Von Lorenz Burkhalter
Plötzlich ging alles ziemlich schnell: Wie die Versandapotheke Zur Rose am frühen Donnerstagmorgen bekannt gibt, hat sie neben einer neuen Wandelanleihe über 95 Millionen Franken für weitere 44 Millionen Franken neue Aktien bei institutionellen Anlegern platziert. Die Aktien wurden zu einem Preis von 39 Franken untergebracht, was einem satten Abschlag von 15 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Vorabend entspricht. Der Erlös dient der Refinanzierung einer im nächsten Juli zur Rückzahlung kommenden Anleihe.
In Börsenkreisen zeigt man sich überrascht und konsterniert zugleich, hatte das Unternehmen doch vor weniger als zwei Wochen anlässlich der Halbjahresergebnisveröffentlich einen unmittelbar aus dem operativen Geschäft erwachsenden Bedarf an neuem Geld doch noch verneint. Diese Aussage schien damals die erhitzten Gemüter an der Börse etwas zu beruhigen (cash berichtete). Dass die Versandapotheke nun trotzdem eine Kapitalerhöhung durchgeführt hat, kommt für Beobachter daher einem Wortbruch gleich.
Im vorbörslichen Handel von Julius Bär verliert die Zur-Rose-Aktie zur Stunde denn auch 8,7 Prozent auf einen Mittelkurs von 41,83 Franken. Das liegt über dem Referenzkurs von 39 Franken, welcher der jetzigen Kapitalerhöhung zugrunde liegt.
War ein Analystenkommentar ein Weckruf?
Zumindest bei den Leerverkäufern dürfte die Freude darüber gross sein. Wie Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit zeigen, spekulierten diese zuletzt mit mehr als 30 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse. Aus Sicht der Leerverkäufer sei der Mist nun geführt und erste Deckungskäufe seien auszumachen, wie aus Börsenkreisen verlautet.
Beobachter sehen in einem Kommentar der Basler Kantonalbank einen Weckruf, der letztendlich zur Kapitalerhöhung geführt haben könnte. So stellte der zuständige Analyst die Abdeckung der Aktie von Zur Rose per sofort ein (der cash Insider berichtete). Er begründete den drastischen Schritt damit, dass die Versandapotheke die bankeigenen Mindestkriterien für eine Aktienanlage nicht mehr erfülle und strich die Valoren sowohl von der "Coverage-Liste" als auch gleich von der "Basisliste Aktien". Zuvor hatte der Analyst seit Ende Mai 2021 mit "Untergewichten" zum Verkauf geraten.
Mit einem Minus von fast 90 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Zur-Rose-Aktie zu den diesjährigen Schlusslichtern an der Schweizer Börse SIX.
... das einzig erfreuliche ist, dass wie oben geschrieben, die Shortis jetzt auch schon eindecken anfangen - wenn alle Kleinanleger panikartig verkaufen.
Gruss sanic
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