DJ INTERVIEW/Morphosys sieht 2016 ohne neue Partnerschaft kein Umsatzplus
Von Heide Oberhauser-Aslan
FRANKFURT (Dow Jones)--Der mit hohen Forschungskosten belastete Biotechkonzern Morphosys rechnet für das kommende Jahr ohne eine neue Partnerschaft bei bislang unverpartnerten Projekten nicht mit einer Umsatz- und Gewinnzunahme. "Wir werden Umsatz und Gewinn im kommenden Jahr nicht steigern können, es sei denn wir gehen eine neue Allianz bei unseren unverpartnerten Projekten ein", sagte Finanzvorstand Jens Holstein im Gespräch mit Dow Jones Newswires. "Die Ausgaben, insbesondere für klinische Programme, werden wir 2016 nochmals steigern", kündigte der Manager an.
Die Pipeline des im TecDAX notierte Martinsrieder Unternehmens ist prall gefüllt. Morphosys hat in Summe 104 therapeutische Antikörper überwiegend mit Partnern in der Entwicklung, 25 haben bereits die klinische Phase erreicht. Drei verpartnerte Programme mit Novartis, Janssen und Roche sind derzeit in Phase-III-Studien, der letzten Station vor der Zulassung.
In den vergangenen Jahren haben die Martinsrieder aber auch ihre eigene Pipeline immer mehr ausgebaut. In Eigenregie hat Morphosys derzeit drei Projekte in der klinischen Entwicklung, darunter den im Frühjahr vom US-Biotechkonzern Celgene zurückgegebenen Antikörper MOR202 zur Behandlung von Krebserkrankungen des Knochenmarks. Nach Angaben von Holstein spricht das Unternehmen bereits mit neuen möglichen Partnern, will aber zunächst noch neue Daten abwarten.
Die Verhandlungsposition sei für Morphosys nach dem Ausstieg von Celgene besser, wenn es gute neue Daten kreieren könne, meinte er. Das Risiko, dass Morphosys mit der eignen Weiterentwicklung des Antikörpers eingehe, sei überschaubar. Trotz des Rückzugs von Celgene sei das Projekt für Morphosys bislang lohnend gewesen. "Wir haben sehr viel Geld mit dem Projekt verdient und Cash in die Firma bekommen", sagte er.
Der am weitesten fortgeschrittene eigene Produktkandidat ist der Krebswirkstoff MOR208, der derzeit in Phase-II-Studien gegen Krankheiten am Lymphsystem getestet wird. Den Wirkstoff will Morphosys vorläufig ohne Partner weiterentwickeln. "Bei dem Produktkandidaten sind wir momentan noch eher zurückhaltend, weil wir noch weitere Daten kreieren möchten", sagte Holstein.
Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 56 bis 63 Millionen Euro, bei einem Umsatz von 101 bis 106 Millionen Euro. Das operative Ergebnis EBIT wird zwischen 9 bis 16 Millionen Euro gesehen. Die im Vergleich zu Umsatz und Gewinn hohen Forschungsausgaben sieht Holstein als gerechtfertigt an. "Das ist leider in dem Geschäftsmodell so, wir sind in der Investitionsphase und nicht in der Erntephase", sagte er. Morphosys habe in den zurückliegenden zehn Jahren aber stets Gewinne erzielt, obwohl es bislang kein Produkt am Markt habe.
Eine Dividende hat der Biotechkonzern bislang aber noch nie gezahlt. "Das ist nur realistisch, wenn sie wirklich ein Produkt am Markt haben", sagte Holstein. "Ich glaube dass die Investoren nicht in das Unternehmen investieren, weil sie eine Dividende erwarten, sondern weil sie erwarten, dass sich die Aktie positiv entwickelt und irgendwann der Durchbruch eines Entwicklungskandidaten kommt", meinte er.
Im kommenden Jahr will Morphosys seinen Angaben zufolge das eigene Entwicklungsportfolio verbreitern und weiter in die eigene Wirkstoffentwicklung investieren. Möglich sei auch, dass das Unternehmen das ein oder andere Projekt einlizensieren oder dazukaufen werde.
"Zudem fallen 2016 auch wichtige Datenpunkte bei den Projekten mit unseren Partnern an", sagte Holstein. Bei dem Antikörperwirkstoff Bimagrumab, der mit Novartis gegen die seltene Krankheit sporadische Einschlusskörpermyositis entwickelt wird, werden Anfang 2016 neue Daten erwartet. Auch das Filing ist von Novartis für das kommende Jahr avisiert. "Das könnte der erste Wirkstoff von uns auf dem Markt werden", sagte Holstein.
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November 27, 2015 06:44 ET (11:44 GMT)
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Quelle:Dow Jones 27.11.2015 12:44
Mit der Aussage, dass es keinen Umsatz- und Ergebnisanstieg geben wird ohne neue Partner hat das Interview einen etwas negativen Ausblick. Allerdings könnten positive Ergebnisse für Bimagrumab neues Leben in die Aktie bringen. |