KOMMENTAR
1. FC KÖLN Schlimme Zeit
Ist überhaupt jemandem aufgefallen, dass in der Fantasieliste möglicher Trainer des 1. FC Köln ein Name noch nicht gefallen ist, obwohl er viele Voraussetzungen für diese Tätigkeit mitbringt? Erstens: Er ist frei. Zweitens: Er hatte schon mal Erfolg. Drittens: Er hatte schon mal in Köln Erfolg. Viertens: Er wurde verehrt wie keiner außer Christoph Daum. Ja, genau: Ewald Lienen. Dies ist weder eine Empfehlung noch ein Rat. Wir wollen es nur aus Gründen der Ordnungsliebe gesagt haben.
Für Anhänger und Sympathisanten des 1. FC Köln ist das eine schlimme Zeit, weil der Retter noch keine Namen hat. Und wenn er einen haben wird, kommen die Zweifel: Wird der das schaffen? Ist er wirklich der Richtige? In dieser Hinsicht seien alle beruhigt. Ein Name allein wird nicht weiterhelfen, selbst wenn er Ottmar Hitzfeld hieße. Viel wichtiger ist, was dieser Name vorfindet, wenn er hier in Köln mit seiner Arbeit beginnt. Ein bisschen Zeit in der Vorbereitung auf die Rückrunde wäre nicht schlecht, und ein Kader, der auf zwei, drei Positionen sichtbar verstärkt wurde. Sonst wird es für jeden sehr schwer werden, den FC in der Bundesliga zu halten. Vor allem deshalb wäre es intelligent, die Zeit nicht nur damit zu verbringen, zögernde Koryphäen auf Knien darum zu bitten, sich des armen 1. FC Köln zu erbarmen.
Dieser Verein hat im Frühjahr 2002 ein wunderbares Beispiel dafür geliefert, wie man so etwas nicht macht. Wochenlang versuchte der Klub, seine Sehnsucht nach Prominenz auf dem Trainerstuhl zu befriedigen und präsentierte danach ziemlich verschämt Friedhelm Funkel, der vorher ganz offiziell als zweite Wahl bezeichnet worden war. Der Neue fand einen kaum trainierbaren Kader, um nicht zu sagen Sauhaufen vor, den er erst in den Griff bekam, als nichts mehr zu retten war. Und selbst der Aufstieg im Jahr später änderte nichts daran, dass Friedhelm Funkel in den Augen der Kölner die zweite Wahl blieb, die ihren Ansprüchen nicht genügte.
Wer wissen will, was das bedeutet, sollte in der Bundesliga-Tabelle nachschauen, wo Eintracht Frankfurt jetzt steht und sich noch mal den Verlauf der Vorrunde in Erinnerung rufen, deren größte Überraschung der Aufsteiger Nummer drei war, der viel weniger Geld für neue Spieler hatte als Köln und von einem Mann namens Friedhelm Funkel trainiert wird. Nur so viel zur Zauberkraft von Namen in dieser Branche. Funkels Vorgänger in Köln hieß übrigens Ewald Lienen. Und dessen Vorgänger Bernd Schuster. Aber der ist ja schon wieder im Gespräch.
FRANK NÄGELE
So long (oder doch besser short?) Kalli |