Ein Stürmer mehr - und viel Geduld In Deutschland wird nach dem 1:1 gegen die Niederlande schon darüber nachgedacht, wie die derzeitige Baustelle Frankfurter Römer für den möglichen Europameister Deutschland feiertauglich herzurichten ist. Im Quartier des DFB in Almancil interessiert Teamchef Rudi Völler derweil nur der Weg zum ersten Sieg: "Wir müssen mehr Druck nach vorne entwickeln, dürfen aber nicht die Nerven verlieren." Es laufe auf ein "Geduldsspiel" hinaus. Wer stürmt neben Kevin Kuranyi? Völler ließ die Journaille auch einen Tag vor dem zweiten Gruppenspiel des dreifachen Europameisters mit ihren Spekulationen um Fredi Bobic, Miroslav Klose oder gar Lukas Podolski weiter allein. "Alle vier sind in sehr guter Verfassung", sprach "Tante Käthe". Und: "Die Spieler werden heute noch erfahren, wie sie spielen."
Lob richtig verarbeiten Zumindest, wie sie auflaufen. Wie sie spielen, hängt davon ab, wie die in der Heimat plötzlich wieder so be- und geliebten "Ex-Bratwürste" die Lobgesänge nach dem überraschend starken Auftakt gegen die "Oranje-Hemden" verkraftet haben. "Es wird für den einen oder anderen im übernächsten Spiel eine böse Überraschung geben, wenn die Einstellung nicht stimmt", warnte der Weltmeister von 1990 mögliche "Wackelkandidaten" vor. "Wir sind nicht mehr in der Vorbereitung..."
Völler: "Wille und Charakter" Ein ausführlicher Video-Zusammenschnitt führte den Helden mit dem Adler auf der Brust bereits die Gefährlichkeit der Letten vor Augen. Völler hat "ein gutes Gefühl. Wir werden uns nicht in die Falle locken lassen, der große Favorit zu sein, um dann mit etwas weniger Engagement als gegen Holland zu gewinnen." Der Teamchef dozierte beinahe in herberger'schem Jargon: "Im Fußball zählen Wille und Charakter."
Konter unterbinden Die Letten - gegen die mitfavorisierten Tschechen nur knapp und spät mit 1:2 unterlegen - müssten beschäftigt werden: "Wir müssen uns Chancen erarbeiten, bei aller Offensive aber nicht vergessen, dass sie bei Kontersituationen ganz ganz gefährlich sind." Völler erläuterte das Rezept von Oliver Kahns Verwandten: "Die gefährlichen Konterspieler warten darauf, dass wir in der gegnerischen Hälfte die Bälle verlieren und nicht mehr schnell genug hinterher kommen. Wir brauchen also eine Absicherung."
Halb so schlimm Aber Arne Friedrich und Jens Nowotny, die gegen die Niederländer zur "Absicherungs-Reihe" zählten, trainierten am Vortag nur eingeschränkt oder gar nicht. Völler gab Entwarnung: "Arne Friedrich ist nur gelaufen, zur Regeneration." Um auch gegen die Letten wieder mit einer großen Leistung aufzutrumpfen. Jens Nowotny zwang ein Schlag auf das Knie aus dem Holland-Kick, eine Übungseinheit auszulassen. "Die Entscheidung fällt nach dem Nachmittags-Training." Und die über das deutsche Weiterkommen vielleicht schon am Tag drauf... |