Wenn die OPEC Staaten tatsächlich an ihrem Limit sind, kann doch Putin nicht Yukos zerschlagen?? Würde das nicht einen weiteren Kollaps ergeben bzw. der Ölpreis würde neue alltime highs erreichen? Desweiteren würde sich doch Ärger aus China anbahnen, wenn die vertraglich zugesicherten Lieferungen nicht eingehalten würden.
ÖLPREIS Putin lockert Würgegriff
Für leichte Entspannung am Ölmarkt sorgt die russische Regierung, die den Verkaufsstopp für Yukos-Öl wieder aufhebt. Da die Opec-Staaten bereits am Limit fördern, können sie einen Produktionsausfall bei Yukos kaum auffangen: Die Organisation zeigt sich "besorgt".
Djakarta / Moskau - Der indonesische OPEC-Gouverneur, Maisar Rahman, sagte am Donnerstag bei einer Tagung der Organisation, es sei "ein Grund zur Sorge, dass die Preise steigen, obwohl unsere Mitgliedsländer alles tun, um die Bedürfnisse des Markts zu befriedigen". Der Korbpreis für OPEC-Rohöl hatte am Mittwoch mit 37,95 US-Dollar den höchsten Stand seit knapp 14 Jahren erreicht, gab am Donnerstag jedoch wieder leicht nach.
Rahman warnte nach Angaben der OPEC-Nachrichtenagentur erneut, dass die OPEC-Länder an der absoluten Obergrenze ihrer Förderkapazität angekommen seien. Nach Berechnungen des internationalen Energie-Beratungsunternehmens PVM in Wien fördern die elf OPEC-Staten zusammen inzwischen über 29 Millionen Barrel (je 159 Liter) täglich. Damit liegt die tatsächliche Fördermenge um 3,5 Millionen Barrel über der Anfang Juni in Beirut festgelegten Förderquote von 25,5 Millionen Barrel.
Nach Einschätzung von PVM wurde ein plötzlicher Produktionsstopp des russischen Ölkonzerns Yukos zu Engpässen bei der Versorgung führen. Yukos fördere knapp ein Drittel der gesamten russischen Rohölproduktion. Dies entspreche in etwa der Fördermenge Kuwaits.
Yukos darf wieder Öl verkaufen
Beim angeschlagenen russischen Ölkonzern Yukos hat das Justizministerium unterdessen den am Mittwoch verhängten Verkaufsstopp bei den wichtigsten Fördergesellschaften aufgehoben.
Yukos-Sprecher Jewgeni Fokin teilte am Donnerstag mit, das Ministerium habe offiziell das Verbot für drei Yukos-Fördergesellschaften, Vermögensteile zu veräußern, wieder aufgehoben. Zuvor hatte in Moskau ein Sprecher des Justizministeriums versichert: "Die Aktivitäten der Gerichtsvollzieher zielen weder auf eine Blockade der Bankkonten noch auf die wirtschaftlichen Aktivitäten der Yukos-Tochtergesellschaften."
Yukos hatte am Mittwoch erklärt, das Unternehmen dürfe zwar kein Öl verkaufen, arbeite aber sonst normal. Die Behörden sind gegen das Unternehmen vorgegangen, nachdem die Zahlung einer Steuerschuld über 3,4 Milliarden Dollar ausgeblieben war.
Aktien ziehen an - Ölpreis gibt leicht nach
Auf die offensichtliche Entspannung der Lage reagierte die Yukos-Aktie mit deutlichen Kursgewinnen, die bis zum Mittag gut 20 Prozent erreichten. Auch an den internationalen Rohölbörsen, die die Ereignisse um Yukos genau beobachten, gaben die Ölpreise von ihren zuvor erreichten Höchstständen etwas nach. In London sank der Preis für leichtes US-Öl um 0,49 auf 42,41 Dollar je Barrel (ein Barrel = 159 Liter). An den Börsen reagierten die Indizes mit Kursgewinnen auf den leicht fallenden Ölpreis.
China über Russlands Pläne zum Yukos-Lieferstop nicht informiert Peking 29.07.04 (www.asia-economy.de)
Wie es scheint ist Russlands größter Kunde, China, über den anstehenden Lieferstop von Yukos nicht informiert worden. China hat Verträge für den Import von täglich 144.000 Barrel Öl ( 8,5 % von Yukos Förderung ) welche per Schiene geliefert werden. Der größte Händler mit Yukos ist Chinaoil, zu Petrochina gehörend. Diese beziehen allein 82.000 Barrel pro Tag. Der zweite Vertragspartner ist Sinopec mit einer Menge von 62.000 Barrel. Der Unipec Präsident und Yukos Repräsentanten sind heute in Peking eingetroffen um die Lage zu beraten. Von der sich anbahnenden Maßnahme scheint jetzt auch ein weiterer Vertrag betroffen zu sein welchen Sinopec mit der Mercuria von J+S Anfang des Jahres geschlossen hatte. Danach hat Sinopec 120.000 Barrel geordert. Unklar ist, ob J+S das Rohöl von Yukos oder einem anderen Unternehmen bezieht. China importierte im ersten Halbjahr mit 5,2 Millionen Tonnen Rohöl aus Russland 138 % mehr als im Vorjahr. Das Volumen ist fast so hoch wie das des Gesamtjahres 2003.
Händler gehen davon aus, dass der Öltransport für die kommende Woche noch gewährleistet ist. Sollte es aber dann zu Ausfällen kommen besteht die Gefahr, das Yukos, oder was immer daraus wird, einen der wichtigsten Partner verliert. Keines der chinesischen Ölunternehmen kann es sich derzeit in der selbst angespannten Lage Chinas erlauben auch nur einen Tag einen zusätzlichen Engpass aufkommen zu lassen. Eine Umorientierung zu anderen Partnern ist dann zwangsläufig. 13:30 (il)
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