deren Wirkung Länderübergreifend vergleichen will, muss man schon die strukturellen und kulturellen Unterschiede berücksichtigen.
Die Wohnbevölkerung in Italien gehört zu den ältesten in Europa und wenn es nur irgendwie geht wohnen mehrere Generationen unter einem Dach. Es bestehen enge Kontakte, auch zu entfernten Bekannten. Die Begrüßung besteht üblicherweise aus einer Umarmung und mehreren Küsschen, auch unter Männern. Staatliche Vorschriften werden ignoriert wo es passt und prinzipiell nicht so ernst genommen. Empfehlungen, welche Einschränkungen bedeuten würden, werden prinzipiell ignoriert.
In Schweden ist die Bevölkerungsdichte sehr dünn. Die Kinder verlassen früh das Haus und Begrüßungen werden sogar von Deutschen als kühl empfunden. Ein Händeschütteln bei der ersten Begegnung (Vorstellung) und das war es - später nicht mehr. Die Schweden sind stolz auf ihre soziale Verantwortung und staatliche Empfehlungen in diesem Bereich werden wie in anderen Staaten wie ein Gesetz aufgenommen. Der soziale Druck ist groß sich sozialverträglich zu verhalten. In Ballungsgebieten, dort wo viele Migranten leben, funktioniert dieses weniger.
Deutschland nimmt zwischen beiden obigen Schilderungen eine Mittelstellung ein. So ist z.B. ein Gefälle zwischen dem Norden und dem Süden im Inland offensichtlich. Manches an staatlichen Vorgaben wird befolgt, vieles wird ignoriert. Besonders in Regionen/Städten mit vielen Migranten schimmert das südliche Verhalten überdeutlich hervor. Dann haben wir auch noch die Tendenz zum Schilderwahn und alles bis ins Kleinste mit vielen Ausnahmen regulieren zu wollen (wir wollen gerecht sein und verlieren damit oft das Ziel aus den Augen) und vernachlässigen dabei die notwendigen Kontrollen. Und wenn es dann deshalb nicht funktioniert gibt es verschärfte Regeln, usw..
Es ist also unmöglich für uns den schwedischen Weg zu gehen und für Italien den deutschen Weg. Die Vorschriften müssen unterschiedlich stark sein und unterschiedlich intensiv kontrolliert werden. Wirtschaftlich gesehen gibt es auch kein Unterschied ob die Lokale aus einer Empfehlung heraus leer bleiben, aus einer Begrenzungsvorschrift oder aus einem Verbot. Für die Eindämmung der Pandemie ist nur die Reduzierung der Kontakte wichtig. So herrschen z.B. momentan in Upsala, wo auch momentan die Infektionen stark ansteigen, Verhältnisse in denen man bei uns einen leichten Lockdown sehen würde.
Weder die Zahlen bezüglich Infizierten oder Toten sind in Europa und der Welt vergleichbar. Die Methoden der Erhebung und der Feststellung unterscheiden sich erheblich. Ein Vergleich bringt also wenig. Und die Unterschiede kann man sogar bei uns im Inland feststellen. Am Anfang der Pandemie wurden nur diejenigen getestet welche deutliche Symptome hatten und im Falle eine Falles wurden ihre Kontakte in Quarantäne ohne Test geschickt. Seit dem Sommer wurden auch die Kontakte der Stufe 1 getestet und viele andere und zwangsweise gibt es mehr Infizierte. Darüber wollte man das unterschwellige Verbreiten und damit einen erneuten Lockdown verhindern. In Berlin erfährt jetzt das Gesundheitsamt von vielen Infizierten und von sehr vielen Kontakten der Gruppe 1 nichts mehr. Die Infektionszahlen werden also zwangsweise sinken respektive nicht mehr so stark ansteigen und der Lockdown ist erneut gewiss. Vor 10 Tagen beschwerte sich des berliner Gesundheitsamt dass viele Infizierte sich weigerten ihre Kontakte bekannt zu geben und diesen überträgt man jetzt die Verantwortung. Aufgabe auf breiter Linie.
Manche die sich den schwedischen Weg wünschen, sollten dann konsequenterweise auch für eine schwedische Kultur bei uns eintreten. Jeder hat Einsicht beim allem. Die Nachbarn sind absolut transparent. Jeder kann die Steuererklärung von jedem ansehen. Datenschutz? Unbekannt! |