Handelsblatt vom 03.05.2011, Seite 35 Viele Banker kündigen ihren Job bei Finanzkonzernen und wechseln zu kleinen Vermögensverwaltern. Christian Panster Frankfurt Man könnte, sagt der Herr im feinen dunklen Anzug und hält kurz inne, von einer Zeitenwende reden. Von einer Revolution, zumindest einer kleinen. Sei es früher das Allergrößte gewesen, auf dem Lohnzettel einer der weltbekannten Finanzkonzerne zu stehen – er denke da an große Geldhäuser von der Wall Street oder aus der Schweiz, sagt der grauhaarige Banker –, so sei es heute für viele genau andersherum. Kleinere Arbeitgeber sind neuerdings gefragt in der Branche, Vermögensverwalter und manche Privatbank etwa. „Die Zeiten, in denen die Banker nur darauf geachtet haben, wo es das meiste Geld zu verdienen gibt, sind vorbei“, sagt Rolf Tilmes, Finanzprofessor an der European Business School (EBS). Es sei derzeit unheimlich viel in Bewegung, meint Frank Wieser, Deutschland-Chef der Schweizer Privatbank Vontobel. „Wir bekommen viele Bewerbungen von Bankern, die für große, international tätige Häuser arbeiten.“ Seit Monaten ist eine solche Absetzbewegung zu beobachten, ganze Teams wechseln den Arbeitgeber. Der Trend gilt für nahezu alle Sparten, für das Investment-Banking genauso wie für die Betreuung vermögender Kunden, das sogenannte Private Wealth Banking. Dabei ist hier eigentlich Kontinuität gefragt, Kundenbindung, gewachsen über viele Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte. Das Bittere für Banken, denen die Vermögensberater davonlaufen: Die Abtrünnigen nehmen meist ihre Kunden mit, denn die sind dem Berater in der Regel mehr verbunden als der Bank, für die er arbeitet. Nicht selten wechselt auf diesem Wege Kundenvermögen in dreistelliger Millionenhöhe zu einem anderen Anbieter. Die Gründe für die „Wanderung“ der Berater sind unterschiedlich: Streitigkeiten oder Umbrüche in den Großbanken, dazu ein allgemeiner Stimmungswandel nach der Finanzkrise. Bei kleineren Häusern, sagt Bankenexperte Tilmes, seien die Mitarbeiter freier in ihrer Arbeit als in großen, börsennotierten Häusern, wo die Vorgaben strenger, der Druck größer und die Hierarchien deutlich straffer seien. „Kein Produktvertrieb und das Bekenntnis zu langfristig orientierter Kundenbetreuung stehen auf der Wunschliste der Berater ganz oben“, heißt es bei der Berenberg Bank. Auch bei den Hamburgern waren zuletzt einige Bewerbungsmappen von Großbankern im Briefkasten. Besonders häufig, heißt es in den Personalabteilungen kleiner Geldhäuser, seien in den vergangenen Monaten Bewerbungen von Mitarbeitern der Schweizer Finanzkonzerne dabei, von UBS etwa, noch häufiger von Credit Suisse. Beide Häuser haben in der Finanzkrise stark gelitten, ihre Strategie zum Teil neu justiert und damit die eigene Belegschaft verunsichert. Vor wenigen Wochen etwa haben allein 20 Berater und Analysten, die bei UBS Deutschland vermögende Kunden betreuen, gekündigt. Sie werden künftig für Harald Quandt Trust in Bad Homburg arbeiten. Das Weite sucht auch Riccardo Petrachi, bisher zweiter Chef der Sparte für Superreiche bei der Schweizer Großbank. Petrachi wird ab Oktober gut betuchte Kunden von Rothschild betreuen. Oswald Grübel, Chef bei der UBS, hofft, dass sich die Situation beruhigt. Die Quartalszahlen, die die Schweizer vor einigen Tagen vorgelegt haben, können sich jedenfalls sehen lassen. Der Gewinn steigt wieder, zumindest die Kunden kehren zurück. Qualifizierte Berater sind hochwillkommen Ordentlich Bewegung gibt es derzeit auch bei der Deutschen Bank. Nicht bei der Kerntruppe, sondern bei den Mitarbeitern der Tochter, der BHF Bank. Nach dem gescheiterten Verkauf an die Liechtensteiner Fürstenbank LGT ist die Verunsicherung der BHFler deutlich gestiegen. „Die Angst geht um“, sagt einer, der viele Jahre für das renommierte Frankfurter Geldhaus gearbeitet hat. Viele Mitarbeiter schauten sich nach Alternativen um. Und dieser Trend werde sich in den kommenden Monaten sogar noch verstärken. Bei der Konkurrenz, insbesondere der kleineren, hört man das gerne, qualifizierte Berater sind gefragt. Das Private-Banking-Team Hannover der BHF etwa ist bereits zu Capitell gewechselt, einem kleinen Vermögensverwalter aus Frankfurt, an dem Daniel Hopp, der Sohn von SAP-Gründer Dietmar Hopp, beteiligt ist. Das Spiel, sagt der grauhaarige Banker im dunklen Anzug, das derzeit gespielt werde, sei ganz einfach: Wer den Großen am meisten wegnimmt, gewinnt. Niemals zuvor sei das so einfach gewesen wie in diesen Wochen. Aber wer weiß schon, wie lange noch gespielt werde. ----------- BOC - Auf dem Weg zum MULTIBAGGER, die ersten 500% sind schon erreicht ;-)))))))))))) |