US-Börsen trotz Konjunkturpaket auf Talfahrt Ernüchterndes Ende einer desaströsen Woche: An der Wall Street gaben die Indizes erneut nach und schlossen den vierten Tag in Folge im Minus. Selbst die Ankündigung von Präsident George W. Bush, der US-Wirtschaft mit einem 140-Milliarden-Dollar-Konjunkturpaket unter die Arme zu greifen, konnte die Börsen nicht beflügeln.
HB NEW YORK. Enttäuschung über die Details des 140-Milliarden-Dollar-Konjunkturpakets zur Stützung der Wirtschaft hat die US-Börsen am Freitag belastet und der Wall Street damit eine selten desaströse Woche beschert. Die Indizes gaben damit den vierten Tag in Folge nach und drückten etwa den S&P-500 seit Montag um 5,4 Prozent - so viel in einer Woche wie seit Juli 2002 nicht. Die Indizes legten damit angesichts der Sorgen vor einer Rezession den schlechtesten Start in ein Börsenjahr seit Beginn der Aufzeichnungen hin.
Der Leitindex Dow der Standardwerte verlor 0,5 Prozent auf 12 099 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab 0,6 Prozent auf 1325 Zähler und der Index der Technologiebörse Nasdaq 0,3 Prozent auf 2340 Stellen nach. Auf Wochensicht verlor der Dow 4,02 Prozent, die Nasdaq 4,1 Prozent und der S&P 5,4 Prozent.
Nach Einschätzung von technischen Analysten haben die großen US-Indizes inzwischen wichtige Unterstützungsmarken durchbrochen und sind damit nun anfällig für einen weiteren Abrutsch. Sollte auch noch der Dow-Jones -Index unter die Marke von 12 000 fallen, könnten die schlimmsten Befürchtungen der Investoren eintreten, hieß es. Dann beginne der "Bärenmarkt". Für den Dow könne es dann weiter bergab gehen, wobei wohl auch bei 11 500 Zählern noch nicht Schluss mit dem Abwärtstrend sein werde.
Auch das Konjunkturpaket von US-Präsident Bush half am Freitag den Börsen nicht. Bush hatte erklärt, es müsse um eine direkte und schnelle Senkung der Einkommenssteuer für Familien gehen. Debattiert werden mitten im Wahlkampf auch Steueranreize für Unternehmen und eine erweiterte Arbeitslosenversicherung.
Investoren reagierten aber enttäuscht. Es sei fraglich, ob die angekündigten Schritte ausreichen, hieß es. "Die Sorge ist, dass das Konjunkturpaket und auch die Notenbank nicht genug Feuerkraft haben, um ein Abgleiten in die Rezession zu verhindern", sagte Richard Sparks von Schaeffer's Investement.
Im frühen Handel hatten die Börsen angesichts positiver Unternehmenszahlen noch freundlich tendiert. Vor allem die guten Quartalszahlen des Computer-Konzerns IBM und des Mischkonzerns General Electric halfen. Der weltgrößte IT-Dienstleister IBM sagte einen Gewinnanstieg für 2008 um bis zu 16 Prozent voraus und übertraf damit deutlich die Prognosen. Die Aktie legte um 2,3 Prozent zu. GE -Papiere stiegen um 3,3 Prozent. Wegen der großen Nachfrage nach Flugzeug-Triebwerken und Stromturbinen hatte der Konzern die Markterwartungen an den Gewinn nicht enttäuscht.
Die Aktien von Sprint Nextel verloren 25 Prozent. Der US-Mobilfunkkonzern hatte zuvor die Streichung von etwa 4000 Arbeitsplätzen und Schließung von 125 Filialen bekanntgegeben.
Die Papiere der Citigroup fielen zeitweise auf 23,92 Dollar und damit den tiefsten Stand seit 1998. Zum Schluss lagen sie mit 24,45 Dollar noch zwei Prozent im Minus. Hintergrund sind die Auswirkungen der Kreditmarktkrise.
Schlumberger gaben 3,6 Prozent nach. Der größte US-Ölfeld-Dienstleister hatte die Erwartungen der Experten an den Gewinn verfehlt.
Die Aktien des Versicherers AIG gaben 4,1 Prozent nach. Hintergrund sind Sorgen, die Firma des im Streit mit AIG liegenden Ex-Firmenchefs Maurice Greenberg könne ihren Zwölf-Prozent-Anteil an dem Versicherungskonzern verkaufen. An der New York Stock Exchange wechselten rund 2,46 Mrd. Aktien den Besitzer. 1130 Werte legten zu, 2024 gaben nach und 81 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,99 Mrd. Aktien 1076 im Plus, 1931 im Minus und 117 unverändert.
An den US-Kreditmärkten verloren die zehnjährigen Anleihen im späten Handel 2/32 auf glatt 105 Stellen. Sie rentierten mit 3,639 Prozent. Die 30-jährigen Bonds gaben 15/32 auf 111-28/32 nach und hatten eine Rendite von 4,284 Prozent. Quelle: Handelsblatt.com  |