Steinmeier überraschend in Kundus: Außenminister sieht Fortschritte in Afghanistan22. Mai 07:53 | Ein Bundeswehrsoldat auf Patrouille in Kundus | Foto: dpa |
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Während in der Bundeswehr nach einem Abzugsplan aus Afghanistan gerufen wird, besucht der Außenminister in Kundus die Truppe. Frank-Walter Steinmeier wird vor dem G8-Gipfel Staatschefs der Krisenregion treffen. Drei Tage nach dem tödlichen Bombenanschlag auf Bundeswehrsoldaten in Nordafghanistan hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Dienstagfrüh den deutschen Stützpunkt Kundus besucht. Dabei würdigte er die Arbeit der Soldatinnen und Soldaten, die unter schwierigen und gefahrvollen Bedingungen «Herausragendes» leisteten. In Afghanistan gebe es keine sicheren Zonen. «Der Terror droht überall, und absoluten Schutz vor Terrorangriffen gibt es nicht. Das mussten wir sehr schmerzlich erfahren.» Bei dem Selbstmordanschlag auf eine Patrouille waren am Samstag auf einer Marktstraße in Kundus drei deutsche Soldaten ums Leben gekommen und fünf zum Teil schwer verletzt worden. Zudem starben fünf afghanische Zivilisten. Amerikaner sollen Strategie ändern In der Bundeswehr wird unterdessen der Ruf nach einer klaren Perspektive für den Abzug deutscher Truppen aus Afghanistan laut. Der stellvertretende Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, sagte der «Passauer Neuen Presse», ein Abzug zum jetzigen Zeitpunkt helfe zwar niemandem weiter. Doch wollten die Soldaten «Klarheit darüber, wie lange sie in Afghanistan noch gebraucht werden». Der Einsatz dauere schon viel zu lange: «Es muss eine klare Perspektive für den Abzug geben.» Darüber hinaus forderte Kirsch mehr Geld und Personal für den zivilen Ausbau in Afghanistan. Das Selbstmordattentat in Kundus sei ein Anschlag auf Philosophie der Bundeswehr gewesen. Es gehe darum, Vertrauen in der Bevölkerung zu schaffen. «Amerikanische und kanadische Streitkräfte sollten ihre Taktik ändern: Neben der militärischen Komponente muss mehr für den Aufbau getan werden.» Steinmeier sieht Fortschritte | Frank-Walter Steinmeier | Foto: dpa |
| Außenminister Steinmeier sprach in dem Stützpunkt mit Soldaten des deutschen Wiederaufbauteams PRT, das in Kundus seit November 2003 tätig ist. Er sei gekommen, um nach dem schockierenden Anschlag von Samstag den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten zu würdigen. «Ihre Arbeit verdient unsere ganze Anerkennung. Unser Land ist stolz auf seine Aufbauhelfer und Soldaten.»Zugleich verwies er auf die bislang erreichten Fortschritte beim Wiederaufbau des Landes seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001. Mädchen könnten wieder die Schule besuchen, Felder würden wieder bewässert und Straßen und Häuser gebaut. Weiterreise nach Pakistan Das Ziel der Taliban sei es, diese Fortschritte wieder zunichte zu machen. «Das dürfen wir nicht zulassen», sagte Steinmeier. «Die Menschen in Kundus und anderswo in Afghanistan setzen darauf, dass wir an ihrer Seite stehen. Wir werden Wort halten und sie auch künftig beim Wiederaufbau ihres Landes unterstützen.» Der Minister fliegt anschließend weiter in die Hauptstadt Kabul, wo er Präsident Hamid Karsai trifft und mit der Führungsspitze der unter Nato-Befehl stehenden Internationalen Schutztruppe Isaf spricht. Am Mittwoch fliegt er nach Pakistan. Dort trifft er unter anderen Staatschef Pervez Musharraf. Die Reise dient auch der Vorbereitung des G8-Außenministertreffens kommende Woche in Potsdam. Dort werden auch die Außenminister Afghanistans und Pakistans erwartet. (nz/dpa/AP) http://www.netzeitung.de/deutschland/652790.html |