Presse: Verdacht der Umwegfinanzierung bei Konzernzentrale von Infineon
§19.10.2005 14:54:00
§ Der Chip-Hersteller Infineon Technologies AG (ISIN DE0006231004/ WKN 623100) hat Presseangaben zufolge möglicherweise gegen US-Bilanzierungsregeln verstoßen.
Wie die "WirtschaftsWoche" (Vorabveröffentlichung) unter Berufung auf konzerninterne E-Mails berichtet, gibt es Anzeichen dafür, dass der Chip-Hersteller eine Umwegfinanzierung gewählt hat, um den Bau der Konzernzentrale Campeon nicht in der Bilanz ausweisen zu müssen. Dabei legen die E-Mails den Schluss nahe, dass Infineon laut dem Bericht aktiv in den Bau des neuen Unternehmenssitzes eingebunden ist. Bestätigt sich der Verdacht, drohen Infineon bilanzielle Konsequenzen. Selbst ein Verstoß gegen US-Bilanzregeln wäre nicht ausgeschlossen, hieß es weiter.
Wie das Wirtschaftsmagazin weiter berichtet, legen E-Mails aus dem Jahr 2002 und 2003 nahe, dass Infineon schon in der Planungsphase kein passiver Mieter war. Darauf deutet unter anderem hin, dass Zahlungen an Projektbeteiligte zumindest zu jener Zeit offenbar nicht durch den Bauherrn, die Moto Objekt Campeon GmbH & Co. KG, sondern über einen Umweg durch Infineon erfolgten. Hinter Moto steht die CommerzLeasing und Immobilien AG, eine Tochter der Commerzbank AG (ISIN DE0008032004/ WKN 803200). Details zum Zahlungsweg beschreibt Moto-Manager Stefan Handke in einer E-Mail vom September 2002, in der Infineon mit IFX, die CommerzLeasing und Immobilien als CLI abgekürzt werden.
Wie das Magazin weiter berichtet, führte Handke laut Inhalt der E-Mail bei Rechnungen nur "eine Sichtung und Freigabe" durch. "Sofort danach wird die Rechnung an IFX [?] zur Billigung gegeben. Sobald die Billigung von IFX vorliegt, geht die Rechnung per Post [?] zur CLI [?], die unverzüglich [?] einen Zahlungsabruf an IFX [?] richtet. Sobald IFX auf diesen Zahlungsabruf an die CLI leistet, zahlt die CLI [?] an die Auftragnehmer."
In einer E-Mail von Mark Winterseel aus dem Campeon-Team von Infineon-Finanzvorstand Fischl vom April 2003 heißt es bezüglich einer fälligen Rechnung: "Ich habe die CLI vorhin angewiesen, diese Zahlung sofort vorzunehmen" - ein weiteres Indiz dafür, dass Infineon wohl der Finanzierer des Projekts ist, berichtet die "WirtschaftsWoche" weiter.
Der Bau der neuen Konzernzentrale wird von Infineon seit dem Jahr 2000 betrieben. Initiiert wurde das Projekt noch von Ulrich Schumacher. Im Frühjahr 2001 übernahm Fischl die weitere Projektplanung. Dabei war laut dem bericht seit längerem der Verdacht aufgekommen, dass Moto nur eine Scheinfirma ist. Die Gefahr, dass der Chip-Hersteller möglicherweise US-Bilanzregeln verletzt, war den Infineon-Verantwortlichen offenbar bewusst. So wies Bernhard Heinemann, Teamleiter Campeon bei Infineon, seine Projektbeteiligten im August 2003 schriftlich an: "Ich habe die dringende Bitte, dass Themen, die [...] im Gespräch mit Hrn. Fischl erwägt werden, nicht als Anweisungen oder Vorgaben an Dritte in möglicherweise US GAAP schädlicher Weise dokumentiert werden."
Infineon wollte sich auf Anfrage gegenüber der "WirtschaftsWoche" nicht zu den neuen Details äußern und verwies darauf, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften KPMG und Ernst & Young bescheinigt hätten, bei Campeon sei "alles regelkonform" abgelaufen.
Die Aktie von Infineon notiert aktuell mit einem Minus von 2,59 Prozent bei 7,90 Euro.
§ Quelle: Finanzen.net / Aktiencheck.de AG Gruss Ice
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