Börse und Weltraum
In dieser Woche kommt ein neuer Hollywood-Film mit dem schönen Namen „White Noise“ in unsere Kinos, der davon handelt, Botschaften von Verstorbenen aus dem Weltraum per Antenne und Tonbandgerät empfangen zu können. Man ist natürlich sofort an die Börse erinnert, denn sitzen hier nicht auch Zehntausende, ja Millionen täglich vor ihren Geräten und glauben, Stimmen zu hören? Ob diese Stimmen nun von Verstorbenen aus dem Weltraum oder aus dem Markt kommen sollen, ist dabei letztlich egal. Ein Vertreter der Gesellschaft zur Untersuchung von Parawissenschaften sagt dazu, das alles wäre ein reines Wahrnehmungsphänomen. Das menschliche Gehirn sei so konditioniert, bekannte Muster zu erkennen, weshalb man selbst auf einem orientalischen Basar, auf dem niemand deutsch spricht, deutsche Worte hören wird, wenn man es darauf anlegt. Und dann kommt natürlich sofort auch noch das Massenphänomen hinzu: Einer hört etwas und sagt es – und plötzlich hören es auch alle anderen. Während früher also der Onkel Egon in Klapse gekommen ist als er Stimmen gehört hat, wird er heute Marktanalyst und von einer internationalen Großbank mit viel Geld dafür bezahlt, herauszuhören, was der Markt uns zu sagen hat. Aber auch ansonsten haben die Börse und der Weltraum durchaus eine Menge gemein: In beiden gibt es schwarze Löcher, verglühende Sterne und eine ganze Menge unendliche Dunkelheit und Ratlosigkeit. Eine Unendlichkeit und Unerfassbarkeit, mit der die Menschen einfach nicht leben können. Deswegen hören sie lieber Stimmen und sehen Bilder, die es gar nicht gibt, als sich einzugestehen, wie unwissend sie sind und für immer bleiben muss. Einbildung ist schließlich auch eine Bildung – und für viele die einzig mögliche. Gerade an der Börse. berndniquet@t-online.de
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Von Bernd Niquet sind zahlreiche Sachbücher und Romane über die Börse und Wirtschaft erschienen. Gerade neu herausgekommen ist der dritte Teil seiner Romantrilogie "Aus dem Leben in einer begüterten Welt" unter dem Titel "Klabautermannzeit". Teil 1 und 2 hießen "Der Zauberberg des Geldes" und "Das Orwell-Haus". <!-- A U T O R S T A R T --> Quelle: http://www.wallstreet-online.de/ws/news/news/...92510&m=3.1.0.0.0 Beste Grüße vom Gesellen |