Zur Info für alle langfristig und an den Fundamentaldaten von Schaeffler / Vitesco interessierten Anleger hier der Link zum gemeinsamen Verschmelzungsbericht, der u.a. das zur Prüfung des Umtauschverhältnisses der Vitesco in Schaeffler-Aktien i.H.v. 1 zu 11,4 erstellte Unternehmenswertgutachten beinhaltet.
https://ir.vitesco-technologies.com/download/...elzungsbericht_DE.pdf
Hiernach ergibt sich für Schaeffler ein IDWS1-Unternehmenswert von mehr als 12 EUR je Aktie. Für Vitesco ergibt sich ein IDWS1-Unternehmenswert jenseits von 130 EUR je Aktie.
Die Ursache dafür, weshalb der Kapitalmarkt seit Jahren nicht in der Lage ist, den objektivierten Unternehmenswert beider Unternehmen auch nur näherungsweise im Aktienkurs einzupreisen wurde im Gutachten nicht geklärt. Meines Erachtens nach sehen wir das Ergebnis einer mindestens seit 2018 ununterbrochenen groß angelegten Shortattacke US-amerikanischer und britischer Hedgefonds gegen deutsche Industrieaktien und insbesondere gegen wenig liquide deutsche Mittelstandsaktien.
Der most crowded Trade in Amerika lautet seit mindestens 2 Jahren ununterbrochen US Bigtech long und China + Europe short. Das Ergebnis dieses in Ausmaß und Nachhaltigkeit einzigartigen Shortangriffs auf deutsche Aktien sehen wir in einer sich immer weiter verfestigenden Unterbewertung deutscher Industrieaktien gegenüber internationalen und insbesondere US-amerikanischen Wettbewerbern.
Langsam sollte auch der letzte deutsche Politiker kapieren, dass die USA seit Jahrzehnten Wirtschaftskriege über die Börse führen, um ihren Status als Wirtschaftsweltmacht Nr. 1 um jeden Preis zu verteidigen. US Politiker sehen Europa vielleicht nicht als FEIND wie China, wohl aber als wirtschaftlichen Rivalen, der die wirtschaftliche Vormachtstellung der USA genauso gefährdet wie China. Wenn Apple, Microsoft oder neuerdings auch Nvidia - ALLEIN - eine höhere Marktkapitalisierung als ALLE börsennotierten deutschen Unternehmen ZUSAMMEN aufweisen, sollte es doch selbst der mathematisch und betriebswirtschaftlich unbegabteste Politiker verstehen, dass wir endlich anfangen müssen, Börsenkurse als wesentlichen wirtschaftlichen Machtfaktor zu begreifen und unsere heimischen Unternehmen vor systematischen ausländischen Shortangriffen schützen. Deutsche Anleger allein wären niemals in der Lage, hochprofitable und weltweit wettbewerbsfähige deutsche Unternehmen wie Schaeffler, ElringKlinger, VW und Co. NACHHALTIG auf abartig tiefe Kursniveaus nahe oder sogar unterhalb der Corona-Tiefs zu shorten.
Nach gängiger Marktlehre müsste sich solch eine Fehlbewertung irgendwann explosionsartig auflösen. Tut sie aber nicht, wenn eine Marktseite mit nahezu unbegrenzter Liquidität ausgestattet ist und das Geld gar nicht über die Aktientransaktion selbst sondern über den Optionsmarkt verdient. Wenn Politiker Shortinvestments nicht generell verbieten wollen, so müssten sie zumindest Shortselling durch ausländische Investoren verbieten, um diese Form des Wirtschaftskriegs gegen den deutschen Mittelstand zu unterbinden!
Auf Seite 71 des Verschmelzungsberichts wird im übrigen auch das hier schon mehrfach angetextete Rätsel um die Aktienzahl nach Verschmelzung gelöst:
"Zum Zwecke der Durchführung der Verschmelzung sieht Ziffer 2.3 des Verschmelzungsvertrags vor, dass Schaeffler ihr Grundkapital von derzeit EUR 666.000.000,00 um EUR 278.884.641,00 auf EUR 944.884.641,00 durch Ausgabe von 278.884.641 neuen auf den Inhaber lautenden Stückaktien (Stammaktien) im rechnerischen Nennbetrag von jeweils EUR 1,00 erhöhen wird."
Auf die bisherigen Vitesco Aktionäre entfallen nach Verschmelzung mithin ca. 29,5% der Aktien an der neuen Schaeffler AG.
Dieser Anteil entspricht in etwa dem lt. Übernahmeangebot nach Verschmelzung angestrebten Freefloat der Aktie. Problem dabei ist, dass der Familie Schaeffler ca. 82% der beim Vitesco-Umtausch neu ausgegebenen Schaeffler Aktien zufallen und deren Beteiligung nach Verschmelzung von bisher 75% auf mindestens 77% steigen statt auf ca. 70% fallen wird. Inklusive der im Frühjahr von einem Fonds erworbenen Aktienpakets dürfte die Beteiligung der Familie Schaeffler aktuell sogar ca. 80% statt der angestrebten 70% betragen.
Nachdem für eine etwaige MDAX-Notierung ausschließlich der Freefloat berücksichtigt werden darf, sollte man auf Basis des aktuellen Kursniveaus und des derzeitigen Freefloats keine allzu euphorischen Erwartungen an einen baldigen MDAX-Aufstieg haben!
945 Mio Aktien x 20% Freefloat x 4,70 € = 888 Mio € indexrelevante MKAP
Nachdem der September allgemein als schlechtester Börsenmonat des Jahres bekannt ist und Schaeffler auch noch ausgerechnet zu einer der seit Jahren am schlechtesten performenden Peer-Group "Automotive" gehört, rechne ich persönlich damit, dass Schaeffler das im Übernahmeangebot ausdrücklich angestrebte Ziel des MDAX-Aufstiegs - zumindest vorerst - klar VERFEHLT und mithin die Anleger einmal mehr enttäuschen wird. Das seit Jahren gezeigte miserable Timing des Managements bei Directors Dealings zeigt mir, dass die Vorstände den Kapitalmarkt selbst nicht (mehr) verstehen und das Problem systematischen Shortsellings gegen das eigene Unternehmen und Vitesco entweder nicht gesehen oder nicht verstanden zu haben.
Eine kleine, aber eben auch wieder nicht kurssteigernd wirkende Info im Verschmelzungsvertrag stellt auch die Einstellung des von Vitesco initiierten ADR-Programms (US-Listing) im Rahmen der Verschmelzung dar. US-Shareholder müssen ihre Vitesco ADRs entweder im Vorfeld verkaufen oder werden aus dem Verkaufserlös der dem ADR zugrundeliegenden Originalaktien entschädigt, da wegen Einstellung des ADR-Programms ein Umtausch von Vitesco in Schaeffler ADRs nicht möglich ist.
Lauter kleine Mosaiksteine, die es Shortsellern gerade sehr leicht machen, zumal das Sentiment und Momentum für Autoaktien seit Monaten nicht schlechter sein könnte. DAX nahe ATH - Schaeffler nahe ATL - krasser könnte der Gegensatz nicht sein und ich glaube offen gesagt nicht daran, dass sich an dieser Misere zeitnah etwas ändern könnte. Im Gegenteil haben die Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg das Potenzial, die ohnehin unterirdische Stimmung der deutschen Industrie auf weitere Tiefpunkte zu führen. Eine von der deutschen Wirtschaftsschwäche seit Jahren überforderte und vollkommen konzeptlose Ampelregierung erscheint derzeit als Sargnagel für nahezu jedes Investment in deutsche Industrieaktien. Gab definitiv schon bessere Zeiten für Schaeffler-Aktionäre... |