Ich weiß zwar nicht woher das KGV=40 kommt, weil in den ersten neun Monaten 2017 ein Verlust eingefahren wurde, genauso, wie im Q3 2017, aber eigentlich ist es auch gar nicht aussagekräftig. Wer heute in Goldminen investiert, fragt nicht nach goldpreisabhängigen Finanzkennzahlen. Natürlich sind Schulden wichtig(=0), die AISC (ziemlich hoch) und das KBV=1,5(relativ teuer).
Da man in Goldminer i.A. einsteigt, um auf einen steigenden Goldpreis zu spekulieren, ist die nichtfinanzielle Substanz wichtiger. Als da wären: Marktkapitalisierung/Jahresproduktion=4000 €/oz (jenseits von gut und böse), MK/Reserveunzen=750€/oz (jenseits von gut und böse), MK/Ressourcenunzen=40€/oz (mittelmäßig teuer). Die Produktion soll von 2017 auf 2018 um 10 % wachsen (eher unauffällig), aber bis 2020 sollen weitere +30% dazukommen (ganz ordentlich). Daraus lässt sich ableiten, dass McEwen Reserven für die nächsten 4 bis 5 Jahre (mittelmäßig) hat, und Ressourcen für die nächsten 80 Jahre (viel)hat. Alles unter der Annahme, dass die Produktion nicht nennenswert über die 200 kOz p.a. steigt.
Ein schreiender Kauf ist diese Aktie also tatsächlich nicht. Der wichtigste Grund für die hohe Bewertung ist, dass Mr. McEwen in den vergangenen Jahrzehnten den Goldminer Goldcorp aufgebaut hat. Die McEwen-Aktie ist eine Wette darauf, dass Mr McEwen weiterhin ein richtig guter Manager ist. Ich selbst gehe davon aus, dass dieser Bonus keine Auswirkung auf den Hebel von McEwen Mining hat. Das Unternehmen ist immer teuer, in der Baisse und in der Hausse. Da aber Gurus in der Hausse besser ankommen, kann ich mir gut vorstellen, dass die Aktie in einer Baisse nicht so stark überbewertet ist, wie in einer Hausse. Das würde bedeuten, dass man jetzt sogar nicht trotz, sondern wegen der permanenten Überbewertung ein optimiertes Chance-Risiko-Verhältnis hat. Ich selbst bin hier investiert, weil das Unternehmen seine Produktion nicht im Voraus verkauft. Vorausverkäufe sind im Prinzip ein Hedging, eine Versicherung. Das Hedgen, bzw. die Absicherung gegen Preisstürze ist halt auch eine Absicherung gegen Preisanstiege. Ein steigender Goldpreis kommt also zeitversetzt und geglättet beim Miner an. Soweit okay. Der Nachteil des Hedgings ist aber, dass es versteckte Schulden sind. Das macht erpressbar und natürlich sind darauf versteckte Zinsen zu zahlen. Miner die einmal hedgen, haben es schwer da wieder rauszukommen. McEwen Mining tut sowas nur in geringem Maße. Bei den kleinen high-cost-Minern findet man so gut wie keinen, der nicht einen großen Teil seiner Jahresproduktion hedgt. Daher würde ich behaupten, McEwen Mining bietet fundamental gesehen einen der größten Hebel unter den Goldminern und ist finanziell wesentlich besser aufgestellt, als die anderen High-cost-miner.
Meines Erachtens ist das Hedging vergleichbar mit Optionsscheinen für den Privatanleger. Eigentlich sind Put-Optionen, klug eingesetzt, eine wunderbare Methode das Depot zu versichern. In der Realität wird damit fast nur gezockt.. Beim Zocken macht man meistens Verluste. Da die Manager der Miner auch nur Menschen sind, sollte man nicht darauf vertrauen, dass sie mit dem Hedging umgehen können. Bei McEwen muss man in der Hinsicht kein Vertrauen haben.
Wenn ich also kurz zusammenfassen darf: das KGV ist extrem abhängig vom Goldpreis und somit kaum prognostizierbar. Es gibt sicher günstigere Miner, aber jeder hat halt seine Stärken und Schwächen. Entscheiden muss jeder selbst, worauf er Wert legt. Wenn du ein vernünftiges KGV sehen willst, solltest du schätzungsweise erst dann wiederkommen, wenn Gold bei 1500 und höher steht. Dann dürften die Gewinne deutlich größer und stabiler sein, die Aktie sollte dann aber auch nicht mehr für zwei Euro zu bekommen sein. Im letzten Bullenmarkt hatten die Goldminer vermutlich mehrheitlich erst 2011 ein faires KGV. An der Börse wird halt die Zukunft gehandelt. Apropos, würdest du auch behaupten, dass die Aktie zu teuer ist, wenn das KGV=-40 wäre?
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