17.11.06 8:21 von FTD
Portfolio Net AG ist eine Wette für mutige Anleger von Christian Ingerl Bereits im Jahr 2005 sorgte die Net AG für Furore an der Börse: Im Zuge des Börsengangs der Tochter Net Mobile schoss der Aktienkurs 200 Prozent nach oben. Nun steht das IT-Unternehmen vor einer strategischen Neuausrichtung. Um den Wert des Unternehmens zu steigern, prüft die Firma die Möglichkeit, den Softwarebereich abzuspalten und an die Börse zu bringen. Doch bevor es soweit ist - wohl frühestens Ende 2007 - möchte die Firma noch Speck ansetzen. Neben dem organischen Wachstum sieht sich Vorstandschef Stefan Immes auch nach geeigneten Übernahmekandidaten um. Vor gut drei Monaten ist ihm mit der BHV Software ein guter Zukauf gelungen. Ab dem neuen Geschäftsjahr 2006/2007 (30. September) wird der Neuling voll konsolidiert. Das dürfte Umsatz und Gewinn in Schwung bringen, denn BHV ist ertragsstark: 2005 blieb bei 7,4 Mio. Euro Umsatz ein Gewinn vor Steuern von 1,1 Mio. Euro hängen. Immes erwartet bei der BHV künftig Steigerungsraten von bis zu 25 Prozent. Die Net AG soll ebenfalls zweistellig wachsen. Analysten halten das Papier für unterbewertet Nach dem guten Verlauf 2005/2006 spricht vieles für einen kräftigen Gewinnsprung im neuen Geschäftsjahr. Der Spezialist für E-Business-Lösungen steigerte nach Vorabzahlen den Umsatz 2005/2006 um rund 16 Prozent auf 40,3 Mio. Euro. Dabei erzielten die Koblenzer einen bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 2,2 Mio. Euro - gut 14 Prozent mehr als erwartet wurde. Sowohl die System- wie auch die Softwaresparte waren erfolgreich. Während die Net AG vor allem den Bereich Bildbearbeitung abdeckt, ist der Neuzugang BHV in den aussichtsreichen Märkten E-Learning und Digitale Medien gut positioniert. "Die Komplementarität der Portfolios ergibt optimale Synergien im Vertrieb", sagt Analyst Felix Ellmann von SES Research. Zudem habe sich die Net AG mit der Übernahme den Zugang zum B2C-Sektor - das Geschäft mit den Endkunden - gesichert. Auch das Systemgeschäft, wo die Firma rund um das Thema Internettelefonie aktiv ist, bietet Potenzial. Denn das reine Hardwaregeschäft dürfte in den Hintergrund rücken. Vielmehr achten Kunden zunehmend darauf, dass ihnen komplette Lösungen - von der Beratung bis zur Wartung - geboten werden. Langfristige Wartungs- und Serviceaufträge, wie sie die Net AG zuletzt gewinnen konnte, sorgen für regelmäßig wiederkehrende Umsätze. Besondere Vorsicht angesagt Mehr als bei anderen Nebenwerten ist für Privatanleger hier besondere Vorsicht angesagt: Der Kauf einer solchen Aktie ist beileibe nicht mit einem Engagement in einem S- oder MDax-Titel vergleichbar. Nur wenige Analysten beobachten das Papier; die Transparenzpflichten für das Unternehmen sind lockerer gehalten: Es gibt bei einer Aktie wie dieser weniger Informationen und Profi-Einschätzungen. Hinzu kommt, dass die Liquidität an der Börse meist sehr gering ist, was zu starken Kursausschlägen führen kann. An manchen Tagen werden nur einige Tausend Aktien gehandelt. Schwer investierte Privatanleger können da an manchen Tagen mit dem Ausstieg Probleme haben, obwohl die durchschnittliche Liquidität der Aktie zuletzt deutlich angestiegen ist. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund elf auf Basis der Gewinnschätzungen für das kommende Jahr ist der Titel attraktiv bewertet: Die Experten von SES Research sehen den fairen Wert des Papiers bei einem Kurs von 2,10 Euro - derzeit notiert es bei rund 1,50 Euro. |