Meldung 14.12.2008 14:16 Jahresendrally oder großer Ausverkauf? von Angela Göpfert Werden die USA ihre Autokonzerne retten oder nicht? Das ist auch in dieser Woche das alles entscheidende Thema an den Finanzmärkten. Anlegern bietet sich im besten aller Fälle die Chance auf eine kleine Jahresendrally. Doch die meisten Marktexperten sind skeptisch, einige warnen sogar vor dem Risiko eines extremen Ausverkaufs. Das Geschehen an den Börsen weltweit stand in der vergangenen Woche erneut ganz im Zeichen der Politik. Zunächst hatte das Scheitern des 14 Milliarden Dollar schweren Rettungspakets für die US-Automobilindustrie im Senat die Investoren geschockt. Doch nun erwägt die Bush-Regierung, das 700 Milliarden schwere Banken-Rettungspaket TARP anzuzapfen, um die Autoriesen aus ihrer akuten Not zu retten. Bislang hatte Bush diese Option strikt abgelehnt. Respektable Wochenperformance Die Hoffnung auf eine staatliche Rettung der angeschlagenen US-Autokonzerne General Motors, Ford und Chrysler, hatte die Wall Street am Freitag im Plus schließen lassen. Auch wenn immer noch unklar ist, ob überhaupt und wenn ja wann Gelder fließen sollen: "Es wird schon irgendeine Form des Eingriffs geben, um einen Kollaps zu verhindern." Diese Einschätzung eines Händlers spiegelt gut das derzeit herrschende Vertrauen der Börsianer in die Politik wider. Alles wird gut, scheint die vorherrschende Grundhaltung.
Dieser Optimismus spiegelte sich auch in einer respektablen Wochenperformance der großen Indizes wider: Trotz der insgesamt nach wie vor schlechten Nachrichtenlage legte der Dax 6,4 Prozent zu. Der japanische Nikkei ging 4,0 Prozent fester aus der Woche. An der Wall Street gewann der technologielastige Nasdaq Composite 2,1 Prozent, während der marktbreite S&P 500 um 0,4 Prozent zulegte.
Erst die Bodenbildung und dann kommt der Weihnachtsmann? Optimisten sehen darin erste Anzeichen für eine Bodenbildung. Doch aus charttechnischer Perspektive würde sich erst bei einem Dax-Stand oberhalb von 5.300 Punkten eine nennenswerte Lageverbesserung ergeben. Zudem betonen Marktbeobachter wie Carsten Klude, Chefvolkswirt von M.M. Warburg: "Die Fundamentaldaten sehen nach wie vor schlimm aus, und das ist an den Märkten noch immer nicht voll eingepreist."
Diese Einschätzung wird von Sentiment-Experten bestätigt. Denn die Stimmung am Markt scheint für eine echte Trendwende nach wie vor viel zu gut: 43 Prozent der Anleger erwarten steigende Kurse in den nächsten sechs Monaten. Händler warnen: "Für einen Einstieg ist es für Privatanleger noch viel zu früh". Sollte tatsächlich GM oder Chrysler Gläubigerschutz beantragen müssen, so hätte dies einen extremen Ausverkauf an den Aktienmärkten weltweit zur Folge.
Fed-Zinsentscheid im Fokus Neben der Zukunft der US-Autobauer dürfte in dieser Woche auch die Zinsentscheidung der US-Notenbank von großem Interesse für den Markt sein. Ökonomen rechnen mit einer weiteren Leitzinssenkung von 1,0 Prozent auf ein historisch niedriges Niveau von 0,5 Prozent. Doch da diese Zinssenkung allgemein erwartet wird, dürfte sie wohl kaum einen kräftigen Impuls in die Märkte senden.
Allerdings dürfte die Zinsentscheidung der Fed mit darüber entscheiden, ob der Dollar seine jüngsten Verluste ausbaut. So hatte der Euro in der vergangenen Woche um über fünf Prozent von 1,27 auf 1,34 US-Dollar zulegen können. Dahinter steckte vor allem die abnehmende Risikoaversion der Anleger sowie die Erwartung einer Dollar-Inflation angesichts des dramatisch gestiegenen Verschuldung des Staats.
Treten die Russen der OPEC bei? Der fallende Dollar hatte in der vergangenen Woche auch den Ölpreis ein wenig stützen können. Ein Belastungsfaktor waren dagegen die zahlreiche Studien, in denen Analysten ihre Prognosen für den Ölpreis kappten. Mit Spannung wird nun das Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) am Mittwoch (17.12.) erwartet.
Experten gehen davon aus, dass das Kartell seine Förderung kräftig senken wird, um einen weiteren Preisrutsch beim Öl abzuwenden. Der iranische Ölminister Gholamhossein Nozari unterstrich im Vorfeld des Treffens, dass der Ölpreis seiner Ansicht nach über 100 Dollar je Barrel liegen sollte.
Zusätzliche Brisanz erhält die Konferenz durch die Teilnahme einer russischen Delegation. Der russische Präsident Medwedew hatte zuletzt die Bereitschaft signalisiert, sowohl die eigene Förderung zu drosseln, als auch gegebenenfalls der OPEC beizutreten. "Ein solcher Beitritt würde die Macht der OPEC schlagartig erhöhen", ist LBBW-Rohstoffanalyst Frank Schallenberger überzeugt.
"Hexensabbat" macht Freitag völlig unwägbar Kräftig durchgeschüttelt werden könnten die Kurse am deutschen Markt schließlich auch vom großen Verfall an den Terminmärkten am Freitag. Zu diesem "Hexensabatt" verfallen gleich drei Arten von Anlagen: die Optionen auf Einzelaktien, die Optionen auf Indizes und die Terminkontrakte auf Indizes. Große Investoren versuchen dann häufig, die Kurse in eine für sie günstige Richtung zu bewegen. |