Ich finde immer dieses Ausschlussverfahren hier merkwürdig.
Wieso geht denn das Eine (höhere Steuern für reiche Finanzinvestoren) nicht gleichzeitig mit dem Anderen (Spenden und Sozialarbeit)?
Ich mein, ich komme ja aus der Sozialarbeit. Habe auch jahrelang nur davon gelebt bzw. teilweise auch nur ehrenamtlich. Daher kann ich auch einschätzen woher ich komme und würde gerade deshalb weil ich weiß woher ich komme, auch noch als Millionär immer höhere Steuern für Finanzinvestoren fordern, selbst wenn es mir "schadet".
Was ich also nicht verstehe, ist euer Argument, man könne doch selbst spenden. Natürlich kann man das. Mache ich auch bei kleineren Initiativen hier in meiner Stadt oder kleinere Spenden beispielsweise in der Flüchtlingshilfe. Aber es kann doch wohl nicht angehen, dass nur Leute sich finanziell und über ihre Arbeit engagieren, die es auch wollen. Ich sehe keinerlei Widerspruch, dass man sowohl eigenwillig spendet als auch alle Vermögenden sich am Gemeinwohl beteiligen. Ich mein, hier gehts doch nicht darum, dass einem Geld weggenommen wird. Es geht um Geld, was man bisher nie hatte, nämlich Gewinne auf Finanztransaktionen. Mir will diese Sturheit bei dieser Debatte irgendwie nicht in den Kopf. Was ist daran so schwer zu verstehen, dass man von dem was man zusätzlich an Gewinne einnimmt, einen kleinen Teil abgibt? Sorry, ist mir wirklich ein Rätsel.
Und noch was zum sehr populären Argument, der Staat bzw. manche Politiker würden Geld auch verschwenden und deshalb können man verstehen, wenn Menschen gerne wenig Steuern zahlen. Na ja, sowohl der Staat als auch Privatunternehmen haben schon immer viel verschwendet. Mir ist das Argument dahinter daher nicht wirklich klar. Wenn es danach geht, dürfte man gar keine Steuern zahlen. Will man jetzt jeden Flughafen und jede Philharmonie, die zu viel Geld gekostet hat, als Argument verwenden, weshalb man ungern Steuern zahlt? Dann dürfte ich auch nicht in Aktien anlegen, weil irgendwelche Vorstände ständig Geld durch schlechte Entscheidungen verschwenden. Und sagt mir jetzt nicht, das könne man dann aber selbst beurteilen! Wir haben alle genug Erfahrung an der Börse, übrigens auch bei IVU, um zu wissen, dass man hier ganz schnell mal auf 50% Verlust sitzen kann, weil irgendwelche Vorstände zu hohe Risiken eingegangen sind und Geld verplempern, vor allem dann wenn sie über heiß gelaufene Börsen viel zu viel Geld billig bekommen. Und Politiker werden immer Fehler machen. Im Allgemeinen sorgen Staatssekretäre und ihre Mitarbeiter dafür (u.a. auch wieder durch Lobbyisten der Privatwirtschaft beeinflusst) wo Geld investiert wird. In den allermeisten Fällen gibt es da vernünftige Auftragsvergaben und Genehmigungsverfahren an die Unternehmen. Ist ja eben auch nicht so als wäre der Staat sowas wie eine Sekte, wo man sagen kann "die da oben" haben mal wieder Mist gebaut.. Der Staat sind wir irgendwo alle, inklusive der Unternehmen, die von Staatsaufträgen profitieren. ... Aber wie gesagt, ich will doch gar nicht höhere Steuern im operativen Geschäft oder für Privatleute. Ganz im Gegenteil! Ich will nur höhere Steuern auf Finanztransaktionen, insbesondere auf die erzielten Gewinne, und selbst das eher verhalten und zudem mit Freibeträgen für wirkliche Kleinanleger. Und deshalb nerven mich halt vor allem Leute, die mehr als genug Geld haben und trotzdem ständig rumheulen, jetzt von ihren 500.000 € Depotvolumen und 100.000 € Gewinn in den letzten 12 Monaten etwas mehr als 25% bzw. 25.000 € abgeben zu müssen. Wegen vielleicht 3.000 € mehr Steuern bzw. 0,6% ihres Depotvolumens jammern sie über den bösen Staat. Für andere Menschen in diesem Staat wären 3.000 € zwei Monatsgehälter ohne jegliche Rücklagen zu haben. Die drehen jeden Cent um, während irgendwelche Flitzpiepen sich auch noch beschweren, wenn sie etwas mehr zum Allgemeinwohl beitragen sollen. Das geht mir schlichtweg auf den Zeiger, wie Leute wegen ein paar Nullen weniger auf ihrem Konto rumheulen und teilweise auswandern wollen. Ich bleib dabei, ich finde das unsolidarisch. Und solche Leute sollte man halt (wenn man so will) zwingen, weil die niemals freiwillig mehr Steuern zahlen werden. Steuern werden immer als Zwangsmaßnahme betrachtet. So ist das seit dem Mittelalter. Ändert aber nichts daran, dass staatliche Maßnahmen irgendwie finanziert werden müssen. Und ich hatte es schon mal erwähnt. Die eigentliche Milliarden und mittlerweile Billionen gehen nicht für irgendwelche verschwendeten Baumaßnahmen des Staates drauf, sondern für die Rettung unseren aus den Fugen geratenen Finanzsystems. Die Politik der Regierungen und Notenbanken seit den späten 80er Jahren hat zu einer Spirale geführt, aus der wir nur mit immer mehr Geld drucken rauskommen. Das viele Geld führt aber nicht zu mehr Investitionen, sondern zu immer mehr Geld an den Finanzmärkten. Und von diesem vielen Geld wollen dann viele Profiteure auch nichts abgeben (außer nette Menschen wie AngelaF oder hzenger). Ist das nicht irgendwie krank?
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