20.12.2007 16:01 Geschenke für die Banken von Stefan Wolff, ARD-Börsenstudio Ja, ist denn schon Weihnachten? Bei den Banken jedenfalls fand die Bescherung schonmal statt. Momentan werden angeschlagene Finanzhäuser von allen Seiten mit Geld zugeworfen.
China stützt das Bankwesen mit Milliardenspritzen. Nach dem Einstieg bei der UBS folgte nun die Bar-Infusion bei Morgan Stanley. An den Märkten nimmt man das dankbar auf. China hat Geld, die Banken brauchen Geld. Eine gute Fügung. Die Angst vor den Großinvestoren hält sich jedenfalls in Grenzen.
Grundsätzlich kommt es vor allem darauf an, die Banken über das Jahrtesultimo zu retten. Mögliche Schieflagen zum Bilanzstichtag will keiner sehen, schon gar nicht die EZB. Mit 350 Milliarden Euro an mittelfristigen Krediten wird der Geldmarkt flüssig gemacht. Eine solche Geldspritze hat es in der Geschichte der EZB noch nicht gegeben.
Es ist noch nicht vorbei Damit signalisieren die Währungshüter zweierlei: Zum einen demonstriert die EZB Stärke und die Bereitschaft zu handeln. Das Signal ist wichtig und kommt an den Märkten an. Zum anderen dokumentiert die Notenbank aber auch, dass die Krise noch lange nicht ausgestanden ist. Die Gefahr einer Kreditklemme (Credit Crunch) ist weiter akut.
Am Geldmarkt beruhigt sich die Lage nur langsam, wenn überhaupt. Der Tagesgeldzins (Eonia) ist wieder in weitgehend normales Fahrwasser zurückgekehrt. Längerfristig wollen aber die Banken untereinander das Geld nicht aus der Hand geben. Der Dreimonats-Euribor liegt deutlich über dem Leitzins.
Schleusen bleiben geöffnet An den Geldmärkten wirkte die Liquiditätsflut. Die mittelfristigen Zinsen sackten ab. Allerdings sind diese Maßnahmen nur geeignet, kurzfristige Verspannungen zu lösen. Da es aktuell darum geht, fehlgeschlagene Investments in zweifelhafte Anlageprodukte zu refinanzieren, ist die offene Schleuse ein geeignetes Mittel. Langfristig wird es aber nichts nutzen, die Sorgen der Banker mit Geld zu ertränken.
Gleichzeitig scheint die EZB aber auch an ihrer Strategie unveränderter Leitzinsen festzuhalten, während die US-Notenbank einen aggessiven Zinssenkungskurs eingeschlagen hat. Denn die Probleme liegen auf der Hand: Inflation bei nachlassender Wachstumsdynamik der Wirtschaft kann nun wirklich niemand wollen.
Anleger bleiben cool Die Anleger sind mit der ganzen Krise erstaunlich entspannt umgegangen. Zwar gab es immer wieder mal Rückschläge an der Börse, doch der Dax steht nur unwesentlich unter seinem im Juli erreichten Allzeithoch. Das Vertrauen in eine weiter starke Börse ist groß.
Andererseits hat man immer wieder das Gefühl, dass die Subprime-Krise nicht richtig wahrgenommen wird, weil die Zerwürfnisse am Geldmarkt beim Anleger nicht ankommen. Die diskutierten Probleme finden bis zur Bilanzvorlage der Banken und Versicherer in einer fremden Dimension statt. |