Die Privatanleger also sollen die Dummen sein. So zumindest kann man es, wenngleich etwas verklausuliert, in einigen Medien lesen. Die Argumentation geht so: Die institutionellen Investoren haben sich aus dem Goldmarkt verabschiedet. Und die Privaten haben den niedrigen Goldpreis zum Kauf genutzt. Doch mit dem Goldpreis geht es weiter bergab.
http://www.deraktionaer.de/aktien-deutschland/...-boden--19691429.htm
Nun, auf den ersten Blick ist das nicht von der Hand zu weisen. Während die Bestände bei den börsennotierten Gold-ETFs zurückgehen, nehmen Anleger ihr Geld und kaufen physisches Gold. Die meisten Goldbarren werden Händlern zufolge bereits mit einem Aufgeld gehandelt. In Asien sollen Goldbarren bereits ausverkauft sein und Indien musste teilweise sogar ein Goldimport-Verbot verhängen. Und dennoch: Der Preis ist weiter volatil.
Das Aus für die HKME
Freilich: Die Gerüchte um eine Manipulation des Goldmarktes wollen nicht verstummen. Jüngstes Beispiel: Die Schließung der Hong Kong Metal Exchange (HKME). Vergangene Woche kündigte die HKME an, den Handel mit Futures und Optionen auf Gold und Silber einstellen zu wollen. Und an Pfingstmontag kam es noch einmal zu deutlichen Verkäufen bei Gold und Silber. Dies ist deshalb so interessant, weil die Anleger nicht etwa Gold und Silber ausgeliefert bekommen haben, sondern eine Barabfindung erhielten. Und die fiel, angesichts des neuen Rekordtiefs bei Silber, entsprechend niedrig aus. Experten gehen davon aus, dass die HKME nie in der Lage gewesen wäre, tatsächlich die ausreichende Menge Gold und Silber auszuliefern. Und in diesem Fall gilt tatsächlich: Die Dummen waren die Anleger. Übrigens: Dass sich die HKME überhaupt mit einer Barabfindung aus der Sache rausstehlen konnte, ist einem Trick zu verdanken. Das Institut hat kurzfristig die Lizenz zurückgegeben und konnte sich so um die Lieferverpflichtung - ja, sagen wir es so direkt - drücken.
Kurzfristig weiter schwierig
Aber zurück zur Situation der Privatanleger und der institutionellen Anleger. Die institutionellen Anleger müssen Performance vorweisen. Und natürlich sehen sie, dass die Aktienmärkte haussieren, der Goldmarkt dagegen eingebrochen ist. Sie müssen, soweit es ihnen erlaubt ist, umschichten. Kaum jemand will am Ende des Jahres erklären müssen, weshalb er an Gold festgehalten hat, während die Aktienmärkte von einem Hoch zum nächsten geeilt sind. Aber ist deshalb der Privatanleger der Dumme, weil er antizyklisch handelt? Kurzfristig könnte man so argumentieren. Nicht nur, dass Gold weiter unter Druck steht. Nein, ihm entgehen auch Chancen am Aktienmarkt, wenn er sein Geld in Gold investiert.
Wo bleibt die Inflation
Aber mittelfristig haben sich die Rahmenbedingungen nicht geändert: Noch immer drucken die Notenbanken rund um den Globus Unmengen an Geld, noch immer ist die Verschuldungsspirale in vollem Gange. Und noch immer ist eine Lösung dieser Schuldenproblematik nicht in Sicht. Wie kürzlich beim Thema Silber schon geschrieben: Es fehlt das eigentliche Argument für Gold. Die Inflation. Ohne Inflation ist Gold ein Investment, das keine Zinsen abwirft. Wobei dieses Argument angesichts der Minimalzinsen bei Anleihen eigentlich auch nur bedingt greift. Sicherlich kann niemand sagen, ob es in den kommenden Jahren wirklich zu einer Hyperinflation kommen wird, wie von einigen Gold-Optimisten erwartet. Aber die Liquiditätsschwemme an den Finanzmärkten sollte doch mittelfristig auch den Inflations-Warenkorb erreichen.
Nun zurück zur eigentlichen Frage: Ist der Boden erreicht. Das ist zwar der berühmte Blick in die Kristallkugel. Aber angesichts dessen, dass in den Medien bereits eine Endzeitstimmung für Gold angebrochen ist und der Tatsache, dass viele Institutionelle sich bereits aus dem Goldmarkt verabschiedet haben sowie dem Umstand, dass viele Goldproduzenten ihre Projekte zurückstellen und angesichts der hohen Cashkosten Probleme bei der Produktion bekommen, könnte man zumindest die Hoffnung haben, dass der Boden nicht mehr weit ist. Und die Privatanleger? Die könnten mittelfristig mit ihren Goldkäufen doch im wahrsten Sinne goldrichtig liegen. |