Druckfrisch auf´m Tisch. :D
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W.O.M.: „Tanz auf der Rasierklinge“ Währungsrisiken und ihre Absicherung beschäftigten das Berliner Medizintechnik-Unternehmen World of Medicine (W.O.M.) im vergangenen Jahr. Wir sprachen darüber mit Vorstandschef des Laserspezialisten Peter Wiest.
Instock: Sie hatten vor einigen Tagen Hauptversammlung. Was konnten Sie Aktionären an Neuigkeiten vermelden?
Wiest: Wir konnten den Verkauf der Industrie-Laser-Sparte und damit das Ende der Restrukturierung vermelden. Das zweite zentrale Thema war die grundsätzliche Währungssituation zwischen US-Dollar und Euro. Als wir 2001 antraten, war der Euro etwa 0,90 Dollar wert. 2004 ging er in der Spitze auf 1,35 Dollar. Wenn man diese 0,45 Dollar hochrechnet, wären das bei stabilen Kursverhältnissen theoretisch bei uns 5,4 Millionen Euro mehr Profit. Das sind Dinge, die man als Unternehmen nicht beeinflussen kann. Man kann nur darauf reagieren, was wir auch immer getan haben. Deswegen haben wir für dieses Jahr alle Dollar-Überschüsse gesichert, die sich aus unserer Geschäftstätigkeit ergeben. Wir werden daher keine Rückfälle mehr erleiden. Jetzt haben wir ja die erfreuliche Situation, dass der Dollar wieder stärker geworden ist, so dass sich das auf unseren Gewinn positiv auswirken wird. Vor allem die Kosten, die für die Absicherung des Währungsrisikos anfallen, sind damit mehr als abgedeckt. Doch für uns ist vor allem wichtig, dass wir uns auf unser Medizingeschäft konzentrieren. Es geht keine Management-Kapazität mehr in den Industrie-Laser-Bereich. Wir präsentieren mehrere neue Produkte, vor allem im Bereich Vision World, in der zweiten Jahreshälfte. Da sind wir zuversichtlich, 2005 zu wachsen. Gleichzeitig streben ein positives Konzernergebnis an.
Instock: Netto oder vor Steuern und Zinsen? Wiest: Netto.
Instock: Wieso haben Sie sich nicht vorab gegen ein mögliches Währungsrisiko abgesichert? Wiest: Die eingangs genannte Zahl von 5,4 Millionen Euro war so gemeint, als ob wir überhaupt nichts gemacht hätten. Dem ist selbstverständlich nicht so. Allerdings sind die Währungssicherungsgeschäfte so teuer, dass man immer wartet und versucht, einen besseren, möglichst späten Zeitpunkt zu erwischen. Manchmal gelingt so etwas, manchmal nicht. Deshalb konnten wir 2004 nicht das gesamte Potential absichern, so wie wir es für dieses Jahr gemacht haben. Wir haben immer einen intensiven Kontakt zu den internationalen Banken. Wir haben uns mit denen beraten und versucht, entsprechende Entscheidungen zu finden. Gott sei Dank sind wir nicht allen Empfehlungen der Banken gefolgt, sonst wäre es ganz bitter geworden.
Instock: Können Sie aus Ihrem eigentlichen Geschäft heraus das Währungsrisiko minimieren, in dem Sie beispielsweise verstärkt in die USA gehen? Wiest: Wir sind eine deutsche Firma und wollen dies auch bleiben. Made in Germany hat weltweit und speziell in den USA in der Medizintechnik einen guten Klang. Zum anderen ist es so, daß sich bei uns die Lohnkosten nur in etwa auf 15 bis 20 Prozent belaufen. Da haben wir nicht dieses große Problem. Wir haben das Problem, im Euro-Raum zu produzieren. Wenn dann der Dollar sinkt, bekommen wir für unsere Produkte weniger. Dazu kommt, dass wir ein Teil unseres Geschäftes über langfristige Verträge mit festgeschriebenen Preisen abwickeln. Das läßt nicht die Möglichkeit, kurzfristig auf Währungsschwankungen zu reagieren. Wenn ich direkt am Endkunden dran bin, kann ich auf solche Gegebenheiten schnell reagieren. Allerdings benötige ich dann auch ein größeres Verkaufsteam. Das ist so ein Tanz auf der Rasierklinge. Zuletzt haben wir in unserem Medizinbereich 11 Prozent Wachstum hinbekommen. Damit liegen wir 4 Prozent über dem Durchschnitt der Branche.
Instock: Zurück zur Hauptversammlung: Ihrer Internetseite war zu entnehmen, dass sich zumindest ein Aktionär über Aktienoptionen für das Management aufregt. Wiest: Wir haben gar keine. Derjenige sollte sich einfach etwas sorgfältiger mit der Firma beschäftigen, bevor er so etwas macht.
Instock: Wozu soll dann das Aktien-Rückkaufprogramm dienen? Wiest: Wir wollen uns die Möglichkeit schaffen, bei Firmenkäufen mit Aktientausch arbeiten zu können. Das ist einfach eine Option. Wir haben im Augenblick keine konkreten Pläne, doch wir benötigen einen entsprechenden Beschluß durch die Aktionäre. Wir haben uns eine solche Option nun genehmigen lassen.
Instock: Es gibt aktuell keine Gespräche mit potentiellen Übernahmekandidaten? Wiest: Derzeit kann man das verneinen. Wir haben ein fertiges Produktportfolio. Unsere ganze Aufmerksamkeit ist jetzt darauf gerichtet, dieses erfolgreich zu vermarkten.
Instock: Wie sieht die mittelfristige Planung bei W.O.M. aus? Wiest: Unser Ziel ist, dividendenfähig zu sein. Dabei sind mehrere Dinge zu berücksichtigen. So haben wir einen Verlustvortrag, bei dem sich die Frage stellt, was wir damit machen. Wir wollen uns darüber aber erst Gedanken machen, wenn wir 2005 abgeschlossen haben. Vielleicht warten wird damit sogar so lange, bis wir die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2006 auf dem Tisch haben. Unter Umständen können wir zur nächsten Hauptversammlung dann mehr dazu sagen.
[07.06.2005 11:38:59]
Mit Gruß vom Dampfer |