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Rheinberg. Ein Brief der NordLB an die Bewohner der Global-Trust-Mieter besagt: Ab sofort seien die Kaltmieten an die Bank zu überweisen.
Knapp eine Woche lang hatten die Bewohner der ehemaligen Curanis-Häuser an der Fossa-, Berliner- und Schulstraße Ruhe. Nach massiven Problemen mit der Verwaltergesellschaft Global Trust (wir berichteten) kam am Samstag nun der nächste Hammer: Allen Mietparteien flatterte ein Brief aus Hannover ins Haus. Darin legte die NordLB eine „Abtretung von Miet- und Pachtzinsforderungen“ offen, Sicherungsgeber ist die Vivacon Immobilien Portfolio XXXV./2007 GmbH & Co. KG. Die Mieter werden aufgefordert, die „Kaltmieten ab sofort“ an die NordLB zu überweisen, die Nebenkostenpauschale soll weiterhin an Global Trust gezahlt werden. Genau dasselbe geschah zeitgleich auch bei anderen Bewohnern von Liegenschaften, die von Global Trust betreut werden.
Der Frust sitzt tief Da weder Global Trust noch Vivacon gestern für eine Stellungnahme zu erreichen waren, bleibt viel Raum für Vermutungen. Peter Heß, Geschäftsführer des Mieterbundes Niederrhein, spekuliert: „Wenn die Versorger nicht bezahlt wurden, wurden die Banken vielleicht auch vergessen.“ Sollte die Abtretungserklärung echt sein, müssten die Mieter tatsächlich der Forderung nachgeben und an die NordLB überweisen. Jede Überweisung an Global Trust wäre laut Heß eine „Spende nach Berlin“, wo die Firma ihren Sitz hat.
Das Schreiben war allerdings an ein völlig veraltetes Mieterverzeichnis adressiert: Aus dem Jahr 2007 stammen die Bewohnerdaten, an die sich der Brief richtete. Von den neun Mietparteien der Schulstraße 21 leben beispielsweise nur noch fünf im Haus, die anderen sind schon lange ausgezogen. Mehrere Bewohner lassen das Schreiben gerade von einem Anwalt prüfen, die Verwirrungen um die Zahlungsverpflichtungen erreichen gerade einen neuen Höhepunkt.
„Wir überweisen diesen Monat erst mal gar nichts“, lassen manche verlauten, Gabi Luckins wollte es ganz genau wissen. Sie rief gestern bei der Global Trust an und fragte, was es mit dem Schreiben auf sich hatte. Die Antwort aus Berlin: Die Bank versuche Druck auszuüben, der Brief sei gegenstandslos und zu ignorieren. Die Anwohner wissen nicht mehr, wem sie was glauben sollen, der Frust sitzt tief. Denn, und das darf nicht vergessen werden, hinter dem ganzen Geflecht von unübersichtlichen Firmen und Zahlungsforderungen stecken immer noch Menschen mit Emotionen. Menschen, die zwar nicht zufrieden sind, aber sich in ihren Wohnungen sichtlich wohl fühlen. „Wir wollen hier nicht weg“, ist die einhellige Meinung.
„Eine Wundertüte“ Für Bernard Bauguitte ist die Global Trust mittlerweile „eine Wundertüte.“ Ihn würde es nicht wundern, wenn „morgen der nächste Gläubiger kommt“ und Ansprüche stellt. Umso wichtiger ist es für ihn, bei der Mieterversammlung am Donnerstag einen Konsens zu finden: Sein Ziel ist ein „Treuhandkonto unter Führung des Deutschen Mieterbundes“, so wie es in Neukirchen-Vluyn erfolgreich praktiziert worden ist. Dort übernahm das Jobcenter für zwei Jahre die Beiträge für den Mieterbund, vom Treuhandkonto aus wurden die Gläubiger aus bedient. Mehrere Anwohner bekundeten gestern Skepsis gegenüber diesem Vorschlag, sie gilt es nun zu überzeugen. „Wir sitzen hier alle im selben Boot“, so ein Mann von der Fossastraße. Das Boot fährt gerade definitiv nicht durch ruhige Gewässer.
Zur Mieterversammlung in der Begegnungsstätte Eschenstraße sind am Donnerstag, den 8. September, alle Global-Trust-Mieter um 19 Uhr eingeladen. |