Überraschende Rally: Dax baut Gewinne aus
02.12.2008
Nach einem schwachen Auftakt holt der Dax auf und schafft die Wende. Inzwischen zeigt die Dax-Tafel ein ordentliches Plus an. Dennoch bleibt die Rezession das alles beherrschende Thema.
Nach einem schwachen Start dreht der Dax ins Plus. dpa HB FRANKFURT. Gut 13 Prozent hatte der Deutsche Aktienindex in der vergangenen Woche gewonnen. Knapp die Hälfte davon hat der Index gestern bereits wieder abgegeben. Heute fiel der Dax fiel zum Start um 1,4 Prozent auf 4 333 Punkte. Im Handelsverlauf holte der Index jedoch auf. Er liegt aktuell 2,4 Prozent im Plus bei 4 498 Punkten.
"Da decken sich wohl einige Anleger wieder ein, die am Montag in den Kursrutsch hinein verkauft hatten", sagte ein Händler. Zudem zog die Aussicht auf eine positive Eröffnung der Wall Street am Nachmittag die Kurse in Frankfurt nach oben.
Am Vortag hatte die Börse in New York noch fast acht Prozent verloren. Bankaktien hatten sich im Schnitt um mehr als 17 Prozent verbilligt. Die Titel von Wachovia, Merrill Lynch, Morgan Stanley und Citigroup hatten sogar jeweils mehr als 20 Prozent eingebüßt.
In Frankfurt waren Hypo Real Estate (HRE) zunächst mit minus 8,13 Prozent auf 2,60 Euro an das Dax-Ende gefallen. Doch dann kam die Wende: die Aktie stieg um 6,36 Prozent auf 3,01 Euro.
Als Stütze für den Dax erwiesen sich fast siebenprozentige Kursgewinne der schwer gewichteten Volkswagen-Aktien. Die Titel führen seit Monaten wegen der bevorstehenden Mehrheitsübernahme durch Porsche ein Eigenleben. Gefragt waren zudem die Aktien der Münchener Rück, die 3,2 Prozent auf 107 Euro zulegten. Für JP-Morgan-Analyst Michael Huttner ist Münchener Rück der beste Wert der Rückversicherer-Branche. Er empfahl, die Titel weiterhin überzugewichten, und hob sein Kursziel auf 148 von 128 Euro an.
Die Aktien des Chipherstellers Infineon erholten sich etwas und stiegen um drei Prozent. Auch die Finanzwerte holten einen Teil ihrer Vortagesverluste wieder auf. Commerzbank gewannen 4,8 Prozent, Hypo Real Estate 3,5 Prozent.
Mit Abstand schwächster Wert im Dax waren die Aktien der Deutschen Börse mit einem Minus von knapp fünf Prozent. Die Titel wurden Händlern zufolge von rückläufigen Handelszahlen belastet. Die Transaktionen auf der elektronischen Börsenhandelsplattform Xetra gingen im November im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp fünf Prozent zurück.
Bei den Nebenwerten waren Solarwerte gefragt. Die Aktien von Q-Cells, denen Analysten Außenseiterchancen auf einen Aufstieg in den Dax zutrauen, legten gut zehn Prozent zu und führten damit die Gewinnerliste im TecDax an. Die Entscheidung über die künftige Index-Zusammensetzung fällt am Mittwochabend nach Börsenschluss. Als aussichtsreiche Aufsteiger gelten Beiersdorf und Salzgitter. Experten rechnen fest damit, dass die Aktien von Continental und der Hypo Real Estate den Leitindex im Dezember verlassen müssen.
Abgesehen von US-Autoabsatzzahlen für November, die einmal mehr schlecht ausfallen dürften, geht es in Sachen Konjunkturdaten am Dienstag heute ruhiger zu. Der Blick der Börsianer richtet sich damit zunehmend auf den Donnerstag, wenn sowohl die Bank of England als auch die Europäische Zentralbank über ihre Leitzinsen beraten. In Großbritannien rechnet die Deutsche Bank mit einem weiteren drastischen Zinsschritt um einen Prozentpunkt auf 2 Prozent. Bereits im November hatte die Bank of England die Leitzinsen von vier auf drei Prozent zurückgenommen. Bei der EZB schwanken die Prognosen der Experten zwischen einer Senkung um 0,5 und 0,75 Prozentpunkte. Aktuell liegt der Leitzins in der Euro-Zone bei 3,25 Prozent.
US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte am Montagabend erklärt, dass die Fed die Finanzmärkte und die Wirtschaft mit allen Mitteln unterstützen werde. In diesem Zusammenhang schloss Bernanke auch weitere Zinssenkungen nicht aus. Trotz des gegenwärtig niedrigen Leitzinsniveaus seien weitere Lockerungen der Geldpolitik "natürlich möglich", sagte er. Bernanke betonte vor diesem Hintergrund, dass die Macht der US-Notenbank nicht bei der Festlegung ihrer Fed Funds Rate ende. Die Möglichkeit, Liquidität in die Märkte über ihre eigenen Bilanzen zu geben, sei nach wie vor "effektiv".
In Japan hatte die Notenbank heute früh auf einem Krisentreffen entschieden, den Leitzins unverändert zu lassen. Mit 0,3 Prozent liegt dieser aber im internationalen Vergleich bereits extrem niedrig. Die Bank of Japan entschied gleichzeitig, dass sie die Sicherheitsanforderungen für Kreditnehmen vorübergehend zurücknehmen wird, um einer Kreditklemme entgegenzuwirken. |