Aus der FTD vom 7.10.2003 Investoren spekulieren auf WCM-Zerschlagung Von Isabell Reppert, München
Die potenziellen Investoren der Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft WCM setzen auf einen schrittweisen Ausverkauf der Vermögenswerte des Unternehmens. Um das Vermögen der WCM ist ein Bieterkampf entbrannt.
"Letztlich laufen die Modelle auf eine Zerschlagung hinaus", sagte ein Brancheninsider. Neben den bereits bekannten Interessenten, der amerikanischen Investmentgesellschaft Fortress, dem Investmenthaus Morgan Stanley sowie der Beteiligungsgesellschaft Blackstone, buhlen nach Angaben aus Branchenkreisen auch die Investmentbank Goldman Sachs, die Beteiligungsgesellschaft Cerberus sowie drei israelische Bieter um die Firmenwerte.
Ein lukratives Geschäft wittern die Interessenten dabei vor allem im Immobilienbestand der WCM: "Das Interesse am Beteiligungsgeschäft ist eher gering", sagte ein Brancheninsider. Die Sparte werde zwar als nettes, gut zu verkaufendes Asset gesehen, aber eigentlich attraktiv sei das Immobilienvermögen, das man gewinnbringend weiter veräußern wolle.
WCM-Chef Roland Flach wiegelte ab: "Es gibt Interessenten, die auf einen Ausverkauf zielen, aber auch einen Investor, der die WCM als Plattform für sein Geschäft in Deutschland erhalten und ausbauen will", sagte er der FTD.
Komplizierte Interessenlage
WCM selbst besitzt rund 54.000 Wohnungen, zudem hält die Gesellschaft über ihre Tochter Sirius einen Anteil von rund 52 Prozent an der börsennotierten Immobiliengesellschaft IVG. Das Bonner Unternehmen, eine der größten europäischen Immobiliengesellschaften, gilt als solide geführt und als Perle im WCM-Vermögen. Der Wert der Immobilien von WCM und IVG zusammen liegt bei rund 6 Mrd. Euro. Selbst nach Abzug der Verschuldung von rund 4 Mrd. Euro bliebe für die Investoren noch ein gutes Geschäft.
Die Suche nach einem Investor gestaltet sich vor allem deshalb schwierig, weil WCM-Großaktionär Karl Ehlerding auf Druck der Banken seinen Anteil von 40 Prozent veräußern muss, um private Schulden von rund 450 Mio. Euro zurückzuzahlen. Die Ehlerding-Banken haben ihren Kredit mit WCM-Aktien besichert.
Die komplizierte Interessenlage der unterschiedlichen Gläubigerbanken erweist sich derzeit als wichtigster Hinderungsgrund für die Einigung mit einem Investor.
Knackpunkt Preisabschlag
Die Investorenmodelle sehen nach FTD-Informationen derzeit vor, über den Sirius-Kredit bei WCM einzusteigen. Ein großer Teil der Käufer würde zudem das Ehlerding-Paket übernehmen. Knackpunkt dabei ist allerdings der Preisabschlag, den die Investoren für die Übernahme des Kredites einfordern. Die Banken müssten bei einem solchen Szenario hohe Wertabschreibungen in Kauf nehmen.
Nach Informationen aus Insiderkreisen bieten Investoren derzeit rund 150 Mio. Euro für einen Anteil am Ehlerding-Kredit, mit dem sie zunächst auf knapp unter 30 Prozent kämen und ein sofortiges Übernahmeangebot an die WCM-Aktionäre vermeiden würden. In einem weiteren Schritt könnten die Sirius-Forderungen als Sacheinlage im Zuge einer Kapitalerhöhung bei WCM eingebracht werden. Damit würde der Investor einen Mehrheitsanteil erreichen. Derzeit sind Gebote in Höhe von 500 Mio. Euro für den Sirius-Kredit im Gespräch.
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