Der Kampf um die Vorherschaft bei West Australian Metals
Unterbewertungen von börsennotierten Gesellschaften sorgen früher oder später für Begehrlichkeiten unter den Eigentümern. Es ist bilden sich früher oder später Aktienpakete, die dann versuchen, zum Beispiel über die Hauptversammlung, die Unternehmensführung in die gewünschte Richtung zu manövrieren. Gelingt dies nicht, wird von Seiten dieser größeren Eigentümergruppe versucht, den Aufsichtsrat oder das entsprechende Kontrollgremium auszutauschen und durch eigene Leute zu ersetzen. Damit ist der erste Schritt getan auch den Vorstand, also das operative Geschäft, zu kontrollieren. Den verantwortlichen Entscheidern droht ansonsten bei Nichtbeachtung der Vorstellungen des Aufsichtsrates schlicht und ergreifend der Rausschmiss. Noch einfacher hat es eine Gruppe an Aktionären oder gar nur ein einzelner Anteilseigner natürlich dann, wenn er direkt oder indirekt eine Kontrollmehrheit der Aktien besitzt und aus dem Hintergrund die Fäden ziehen möchte. Genau diese Konstellation liegt bei West Australian Metals in Person von Vladimir Nikolaenko vor. Nikolaenko ist meines Wissens australischer Staatsbürger, reiste vor mehreren Jahrzehnten aus der alten Sowjetunion aus. Er ist der Verantwortliche, der hinter der Einberufung der außerordentlichen Aktionärsversammlung steckt. Über mehrere seiner Holding-Gesellschaften verfügt er erkennbar über mehr als 6 % der WAM-Aktien. Ich gehe allerdings davon aus, dass Nikolaenko über weitere bisher nicht in Erscheinung getretene Konstruktionen auf mindestens ein Drittel aller WAM-Anteile kommt. Seit vielen Jahren ist er insbesondere an in Sydney notierten Rohstoffunternehmen beteiligt, bzw. hat diese auf die Beine gestellt. So geschehen auch mit WAM, als Nikolaenko Zugriff auf das Lizenzgebiet Marenica erhielt. Wenn man so will, suchte er sich eine seiner mehr oder minder leeren Beteiligungshüllen aus und brachte Marenica zu 80 % darin ein. Die verbliebenen 20 % parkte er bei einem Namibianer, denn auch in Namibia wird es gerne gesehen wenn Einheimische zumindest einen Minderheitsanteil an werthaltigen Lizenzgebieten besitzen. In wieweit dieser Namibianer selbständig über seinen 20-prozentigen Anteil verfügen kann oder nur als Strohmann für Nikolaenko fungiert, kann ich abschließend nicht sagen. Nachdem WAM nach Einbringung von 80 % an Marenica über ein hoffnungsvolles Uranprojekt verfügte, benötigte Nikolaenko noch einen Vorstand, den er mit Rodger Johnston, einen Wegbegleiter bei anderen Unternehmungen, der bereits in anderen Projekten von Nikolaenko dabei war und Leon Reisgys, einem anerkannten australischen Geologen fand. So entwickelte sich aus der Idee „Marenica“ langsam aber sicher ein interessantes Uranprojekt, wobei Johnston die Gesellschaft nach außen repräsentierte, Reisgys für alle geologischen Entwicklungsschritte zuständig war und Nikolaenko für die Finanzierung sorgte, zumeist durch die Ausgabe von Aktien oder Optionen – eine ganz und gar nicht untypische australische Konstruktion. Mit anhaltendem Explorationserfolg erkannten Johnston und Reisgys sehr schnell welche gewaltigen Chancen sich in Bezug auf Marenica und damit auch WAM ergeben würden, wenn man nur weiter erfolgreich arbeiten würde. Der Beweis dafür, auf einem Ausnahmeprojekt in Sachen Uran zu sitzen, wurde dann vor etwa einem Jahr durch die Übernahme von Uramin durch AREVA erbracht, ging es doch den Franzosen hauptsächlich um das an Marenica angrenzende Trekkopjegebiet, das etwa 150 Mio. Pfund Uran beinhalten dürfte. Das Problem für WAM bestand schon immer in der nur sehr selektiven Wahrnehmung durch die Anleger. Gerade der Börsenplatz Sydney mit seinen mehr als 150 so gut wie wertlosen kleinen Uranexplorern und weiteren Hundertschaften an anderen explorierenden Phantasiekonstruktionen wirkt hinderlich. Das erkannte natürlich Johnston, der sich daher in Nordamerika informierte, inwieweit die Erfolgsstory von WAM dort Investoren anlocken könnte. Eine entsprechende Vereinbarung wurde vor kurzem mit einem dort ansässigen Promoter abgeschlossen – allerdings in einer Marktphase wo auch in Kanada nur noch sehr wenig ging oder geht, folglich der Erfolg auf sich warten lässt. Diese Eigenmächtigkeiten von Johnston in Absprache mit Reisgys, zumal bisher nicht von Erfolg gekrönt, gefallen Nikolaenko natürlich gar nicht, folglich versucht er jetzt die Gesellschaft mit Gewalt wieder unter seine Kontrolle zu bekommen. Dafür soll ein für ihn unwichtiger Direktor ausgetauscht, zwei weitere von ihm gestützte Personen in das Amt erhoben werden. Den beiden Direktoren Johnston und Reisgys stünden dann drei von Nikolaenkos Männern gegenüber, die im Ernstfall dann die Kontrolle ausüben würden – ganz im Sinne ihres Chefs im Hintergrund. In wieweit Nikolaenkos Vorstellungen der Unternehmensführung eine andere wäre als die jetzige, ist natürlich kaum prognostizierbar. Als Aktionär dürfte er zumal die gleichen Interessen an einem steigenden Aktienkurs haben wie alle anderen Aktionäre, doch sein Weg, und die damit verbundenen Gefahren, könnte ein anderer sein. Das Problem: Bisher von Nikolaenko sehr direkt bestimmte Rohstoffexplorer weisen nämlich vor allem eine Eigenschaft auf: eine andauernde und nachhaltige Verwässerung der Kleinaktionäre. Ein Zustand, der übertragen auf WAM natürlich nicht eintreten darf. Um Einzelheiten über die Vorstellungen und Pläne von Nikolaenko zu gewinnen, werde ich mich in den nächsten 48 Stunden höchstwahrscheinlich mit ihm treffen. Das Ziel des Treffens ist klar: Es muss Gewissheit darüber herrschen ob Nikolaenko an einem Erfolg von WAM genauso interessiert ist wie alle anderen Aktionäre und er diesen auch einen entsprechendem Anteil an diesem Erfolg zugestehen wird. Je nachdem, welche Erkenntnisse ich in den kommenden Tagen sammeln werde, werde ich versuchen auf der Aktionärsversammlung am 4.8. in Perth Ihre und meine Interessen zu vertreten, immerhin liegen knapp 30 % aller WAM-Aktien inzwischen in Deutschland. Es wäre folglich durchaus möglich auf die Tagesordnungspunkte der HV entscheidend einzuwirken und Abstimmungsergebnisse zu beeinflussen. Aktuell heißt das für Sie: Nehmen Sie keine weiteren Käufe in WAM-Aktien vor, warten Sie die Entwicklung ab. Selbstverständlich werde ich Sie über alle wesentlichen Vorkommnisse und auch über das Gespräch mit Nikolaenko zügig unterrichten. Derzeit gehe ich davon aus, dass alle Aktionäre in einem Boot sitzen und den unbedingten Erfolg von WAM als gemeinsames Ziel erfolgen, denn das wichtigste ist unverändert da: Das Uran bei Marenica! |