Der Abgang des Kapitäns ist unvermeidlich Trainer Daum kennt die Entscheidung des 21-Jährigen schon, will sie aber noch nicht verraten.
Köln - Es gibt Dinge, die weiß jeder, aber keiner wagt es, sie der Zielgruppe zu sagen. Zum Beispiel: Der Osterhase legt gar keine Eier und malt sie auch nicht an. Der Weihnachtsmann sieht nicht zufällig so aus wie Onkel Gerd. Die Rente ist so sicher wie das ewige Eis am Nordpol. Im Fall des 1. FC Köln heißt das: Lukas Sinkiewicz wird den Verein verlassen. Das offizielle Statement dazu ist seit Wochen Schweigen. Allerdings werden die Wir-sagen-nichts-Äußerungen immer weicher. „Ich weiß Bescheid, aber ich sage nichts“, erklärte Trainer Christoph Daum am Donnerstag. Einfache Begründung: „Ich bin hier nicht der Verkünder.“
Der Spieler selbst ist es auch noch nicht. Kurz bevor er in den Bus einstieg, der die Mannschaft zum Spiel bei Erzgebirge Aue an den Flughafen brachte, erklärte der Kapitän tapfer: „Das ist eine Sache von Wochen oder Tagen. Dann sage ich es. Ich habe noch nichts unterschrieben. Allerdings bleibt mein Ziel klar. Ich will in der nächsten Saison in der Ersten Bundesliga spielen.“ Da mehrere Vereine brennend am dreimaligen Nationalspieler interessiert sind, der bei Kölner Nichtaufstieg für zwei Millionen Euro wechseln darf, kann das nur heißen: Es geht um den passenden Bewerber. Lange Zeit galt Borussia Dortmund als aussichtsreichster Kandidat, aber seit der BVB beste Chancen hat, kommende Saison in derselben Liga mit Köln zu spielen, hat sich die Situation verändert. Vieles deutet darauf hin, dass der Ur-FC-Fußballer Sinkiewicz, der wie Lukas Podolski in der D-Jugend zum FC kam, zu Bayer Leverkusen wechselt.
Offizielle Aussagen dazu sind vom Nachbarklub nicht zu bekommen, schließlich schwelt im Hintergrund der schmutzige Kampf um den Stürmer Patrick Helmes. Bekannt ist aber die Wertschätzung, die der 21-Jährige auf der rechten Rheinseite genießt. „Er ist ein hochinteressanter Spieler“, sagte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser neulich im Beisein seines Kölner Kollegen Michael Meier im Fernsehen. Außerdem verliert der Bundesliga-Fünfte nach dieser Saison seine defensive Zentralfigur Juan und braucht unbedingt hochwertigen Ersatz, wenn es geht mit deutschen Pass. Derzeit gibt es im deutschen Fußball kaum einen verfügbaren Profi, der dieses Anforderungsprofil besser erfüllt als Sinkiewicz. Die Transfersumme von zwei Millionen Euro liegt zudem deutlich unter dem Marktwert. Der Kölner kann unter den Interessenten wählen, aber die Indizien pro Bayer sind inzwischen erdrückend.
Dem FC-Kapitän ist klar, dass er sich von den Fans einiges anhören muss, sobald er seine Entscheidung verkündet. Aber Sinkiewicz ist keiner, den so etwas schrecken kann. „Es wird bald so weit sein, die Vereine brauchen Planungssicherheit“, erklärt er, „aber bevor ich jemandem eine Absage erteile, muss ich etwas in der Hand haben.“ Das scheint jetzt nicht mehr das Problem.
Entwicklungen wie diese sind es, die Christoph Daum in diesen Tagen die Laune verderben. Zudem zeigen Spieler, die wasserdichte Verträge haben, auffälliges und ungutes Verhalten. Nach dem Spiel gegen Koblenz, das er mit seinem Katastrophenfehler fast alleine verloren hätte, schien Verteidiger Alpay das Weite suchen zu wollen. Das hatte wahrscheinlich etwas mit Daums Halbzeitwutrede und verletztem Stolz zu tun. Angeblich wollte Alpay in seine türkische Heimat fliehen. Inzwischen hat der Profi das in einem Gespräch mit Daum bestritten. „Dann war es halt ein Missverständnis“, sagt der Trainer ironisch. Allerdings hat er den ehemaligen türkischen Nationalspieler für Aue aus dem Kader gestrichen. „Ich wollte zeigen, dass die Dinge hier etwas mit Leistung zu tun haben.“ Für Alpay spielt in der Innenverteidigung übrigens: Lukas Sinkiewicz.
www.ksta.de/fc
So long (oder doch besser short?) Kalli |