Bundeskanzler besorgt über Euro-Stärke - Fordert EZB indirekt zu Eingriff auf 10.07.2003 23:03 Headlines HAMBURG (dpa-AFX) - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die Europäische
Zentralbank (EZB) indirekt aufgefordert, an den Devisenmärkten gegen die Stärke des Euro zu intervenieren.
"Ich gehe davon aus, dass die klugen Menschen in der Europäischen Zentralbank jeden Tag diskutieren, ob sie im Rahmen des Dollar-Euro -Wechselkurses genug tun, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporte zu erhalten", sagte der Kanzler der "Financial Times Deutschland" (Freitagsausgabe). Schröder wies darauf hin, dass Exportfirmen in Deutschland und anderen europäischen Ländern unter dem starken Euro litten. Das bremse das Wirtschaftswachstum.
ITLAIEN UND EU-VERFASSUNGS-ENTWURF
Deutlich verstimmt zeigte sich der Kanzler über die italienische Regierung nach den jüngsten antideutschen Äußerungen des Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und seines Tourismus-Staatssekretärs Stefano Stefani. "Ich halte unbedingt an meiner Urlaubsentscheidung fest, weil man Deutschland nicht so behandeln kann, wie es behandelt wurde", sagte Schröder. Er hatte am Mittwoch seinen Italien-Urlaub abgesagt. Schröder sagte aber auch, dass die Wortwechsel der vergangenen Tage das deutsch-italienische Verhältnis nicht grundsätzlich beschädigen würden.
Der Entwurf für eine EU-Verfassung ist nach Einschätzung Schröders "ein wirklich großer Wurf", der nicht zerrieben werden solle. Würde der Vorschlag in einzelnen Punkten geändert, "werden alle versuchen, ihre Änderungswünsche ebenfalls durchzusetzen. Deshalb ist es am besten, den Vorschlag so zu übernehmen. Ich hoffe, dass dies passieren wird."
IG METALL IN GLEICHER LAGE WIE SPD
Angesichts der Führungskrise der IG Metall rief der Kanzler die Gewerkschaft
auf, "sich ein Beispiel an der IG BCE zu nehmen." Er bezog sich dabei unter anderem auf die maßvollen Tarifabschlüsse der Chemiegewerkschaft. Die Gewerkschaften seien in der gleichen Situation wie die SPD: "Sie müssen eine neue Balance zwischen Freiheit und Solidarität in ihren Programmen finden."
Zum Streit zwischen IG-Metall-Chef Zwickel und seinem Stellvertreter Jürgen Peters sagte Schröder: "Nach meinem Eindruck ist es nur an der Oberfläche ein persönlicher Konflikt." Dahinter befänden sich Strukturfragen, "die schnell beantwortet werden müssen. Wir brauchen moderne Gewerkschaften, die einen Kompromiss mit den Arbeitgebern erreichen können."/sbi
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