vielen Dank für das Kompliment. Das gebe ich aber zurück, denn deine Threads laufen mir langsam den Rang ab. :o)) Bei der beantwortung deiner Frage habe ich versucht son genau wie möglich zu bleiben und einige Bücher mit zur Hilfe genommen.
Zuerst einige Worte zum Buchwert. Der Buchwert stellt mehr den Veräußerungswert des Unternehmens im Falle seiner Insolvenz und damit verbundenen Liquidation dar. Aber wir wollen ja keine Unternehmen die Konkurs gehen kaufen, oder? Wieso ist diese Zahl denn so wichtig? Vor vielen Jahren waren Aktien als Anlage absolut out. Inn waren Unternehmensanleihen die durch die Vermögensstände des Unternehmens abgesichert waren. Also im Falle der Liquidation hätte unser Anleiheninhaber seine Anteil zurück bekommen. Als dann aber die Aktien als Unternehmensbeteiligung in Mode kamen, forderte man diese Absicherung gleichermaßen. Somit kam dem Buchwert eine große Bedeutung zu. Auch der Wunsch nach sehr hohen Dividendenzahlungen wie man sie bei den Anleihen in Form von Zinszahlungen gewohnt war stammt aus dieser Zeit. Aber ein hoher Buchwert kann auch von großem Nachteil sein. Warren erklärte dieses Phänomen anhand der Firma See´s Candy. Im Jahre 1972 hatte See´s rund 2 Millionen Dollar Gewinn bei einem Netto-Sachanlagevermögen von 8 Millionen Dollar erzielt. (Zu den Sachanlagen zählt Anlagevermögen, wie Fertigungsanlagen und betriebliche Ausrüstungen, im Gegensatz zum immateriellen Anlagevermögen, wie Patenten und Urheberrechten). See´s erwirtschaftete also mit seinen betrieblichen Anlagen und Vorräten nach Abzug sämtlicher Aufwendungen und Steuern einen Nettogewinn von 2 Millionen Dollar. Das heißt, das Unternehmen verzeichnete 25% Gewinn auf sein Netto-Sachanlagevermögen. Nehmen wir nun an, ein Stahlwerk, das sich in einer schlechteren wirtschaftlichen Situation als See´s befindet, würde bei einem Netto Sachanlagevermögen von 18 Mio. Dollar einen Nettogewinn von 2 Mio. Dollar erwirtschaften. (Hochöfen kosten erheblich mehr als die Rührwerke zur Herstellung von Zuckerwerk.)
Bringen wir nun die Inflation ins Spiel. Im Laufe der nächsten zehn Jahre verdoppeln sich die Preise ebenso wie die Umsatz- und Gewinnziffern. So wird sich der Gewinn unserer beiden Unternehmen auf jeweils 4 Mio. Dollar verdoppeln. Dies lässt sich leicht nachrechnen, denn Sie müssen dazu nur die gleiche Stückzahl zum neuen, durch die Inflation erhöhten Preis verkaufen, den jeder mit seinem neuen, durch die Inflation ebenfalls erhöhten Gehalt auch bezahlen wird. Da wäre jedoch noch ein Problem. Maschinen und Ausrüstungen nützen sich ab und müssen irgendwann durch neue ersetzt werden. Wenn diese beiden Unternehmen ihre Sachanlagen erneuern, wird das Unternehmen mit einem Netto-Sachanlagevermögen von ursprünglich 8 Mio. Dollar dafür 16 Mio. Dollar aufwenden müssen. Schließlich haben sich nicht nur die Süßwarenpreise, sondern auch die Preise für Maschinen und Ausrüstungen verdoppelt. Der Stahlerzeuger mit seiner Sachanlagenbasis von seinerzeit 18 Mio. Dollar wird für deren Erneuerung hingegen 36 Mio. Dollar einsetzen müssen. Welches Unternehmen möchtest du lieber besitzen?
Nun zu deiner Frage bezüglich der genauen Unternehmensbewertung Der genaue intrinsische oder auch inner Wert eines Unternehmens ist der abgezinste Wert aller in Zukunft zu erwartenden Barmittel die man diesem Unternehmen entnehmen kann. Wie du wahrscheinlich gerade bemerkst, eine äußerst ungenaue Zahl. Denn sie hängt zum einen von den zukünftigen Gewinnen (die man nur sehr schwer wenn überhaupt voraussehen kann) und von dem Zinswert (auch dieser ändert sich stetig) ab.
Eine weitere Möglichkeit den Unternehmenswert zu ermitteln, ist der Vergleich zu Staatsanleihen. Die Möglichkeit besteht darin, den Gewinn je Aktie des laufenden Jahres durch die in diesem Jahr zu erzielende Staatsanleihenrendite zu dividieren. Als Warren im Jahr 1979 Capital Cities kaufte, betrug der Gewinn je Aktie 0,47 Dollar. Dividiere diese 0,47 Dollar je Aktie durch die Rendite auf Staatsanleihen – Sie lag im Jahr 1979 bei 10% -, und du erhältst als Ergebnis einen relativen Wert von 4,70 Dollar. Würdest du Capital Cities zum Kurs von 4,70 Dollar kaufen, so erzieltest du die gleiche Rendite, die du mit einer Anlage in Staatsanleihen erreichen würdest. Im Jahr 1979 lag der Kurs der Capital Cities Aktie unter 4,70 Dollar. Du hättest sie also zu einem Preis unter dem relativen Wert erwerben können, der 1979 eine Rendite in gleicher Höhe wie die Staatsanleihenrendite geliefert hätte. Das bedeutet, dass deine Rendite höher als 10% ausgefallen wäre. Hier wendest du nun die Wachstumsrate des Gewinns je Aktie von Capital Cities an. Die jährliche Wachstumsrate des Gewinns je Aktie für den Zeitraum 1970 bis 1979 betrug rund 21%.
Du stehst daher vor der Frage, was du lieber in deinem Portfolio führen würdest: eine Staatsanleihe zu 4,70 Dollar mit einer gleichbleibenden Rendite von 10 % oder eine Capital Cities „Eigenkapitalanleihe“ mit einer Rendite von 10% oder darüber, deren Gewinn je Aktie jährlich um rund 21% wächst. Nun kannst dir bestimmt auch vorstellen, warum sich bei einer Zinsentscheidung auch viele Aktienkurse bewegen. Viele Finanzanalysten sind der Meinung, dass sie bei einer Division des Gewinns je Aktie durch die laufende Staatsanleihenrendite als Ergebnis den inneren Wert des Unternehmens erhalten. Damit errechnet man jedoch nichts anderes als den Wert des Unternehmens, gemessen an der Rendite auf Staatsanleihen. Gleiches gilt für die Theorie, der innere Wert eines Unternehmens bestünde in den auf den Barwert abgezinsten zukünftigen Gewinnen des Unternehmens. Wenn du die Staatsanleihenrendite zur Bestimmung des Diskont- oder Abzinsungssatzes einsetzt, erhältst du als Ergebnis lediglich den auf den Barwert abgezinsten Wert, gemessen an der Rendite auf Staatsanleihen. Also ist für die Bestimmung des Unternehmenswertes der Zinssatz, zu dem du die zukünftigen Gewinne abzinsen möchtest, entscheidend. Ich richte mich nach vielen Methoden und räume dem PEG (von 1,0) auch eine gewisse Bedeutung ein.
Ich deine Frage ausreichend beantwortet zu haben und wünsche noch einen schönen Abend |