Ich zahl ja gerne Einkommenssteuer, wenn es nur daran liegt, dass ich mehr verdiene inklusive Kapitalerträge. Wer mehr verdient, zahlt auch mehr. Soweit okay. Und zum Einkommen zählen nunmal die Kapitalerträge. Wieso sollten auch ausgerechnet Leute, die an der Börse ihr Geld verdienen geringer besteuert werden als der normale Arbeitnehmer?!
Problem ist, dass man in manchen Fällen doppelt und dreifach zahlt, da man beispielsweise als Selbstständiger hohe Krankenkassenbeiträge zahlt (da kein Arbeitgeberanteil) und man dabei auch die Kapitaleinkünfte anrechnet. Dazu kommen gegebenenfalls Gewerbesteuern und die diversen Sozialabgaben, wobei man die Gewerbesteuern und Vorsteuer ja beim Einkommen an/verrechnen kann.
Grundsätzlich bin ich für einen starken Staat mit hohen Steuern für Besserverdienende. Nur müsste man halt wirklich auch Anreize für Selbstständige schaffen. Es passiert aber genau das Gegenteil. Gerade jetzt wo es mit Flüchtlingen auch Leute gibt, die es gewohnt sind auf eigenen Füssen zu stehen, eigenen Geschäfte aufzumachen etc., wird es bei der deutschen Bürokratie und der hohen Steuerlast für Selbstständige und Gewerbetreibende ein echtes Problem, damit unterm Strich noch was zu verdienen und sich eine eigene Existenz aufzubauen. Kenne selbstständige Subunternehmer oder auch Meister im Handwerk, die durchaus stöhnen, weil die Nettomargen immer geringer werden. Ein Verwandter von mir hat als Subunternehmer jetzt 25 Jahre lang halbwegs gut verdient, aber wird nächstes Jahr sein Geschäft aufgeben, weil die Steuern/Abgaben und der Margendruck der Partner (die die Kosten an ihn weitergeben) zu groß werden. Und man muss ja zudem noch bedenken, dass die privat viel Geld für die Rente zurücklegen müssen, wo dann wieder die höheren Steuern für Kapitalerträge ins Spiel kommen. Man sollte daher als Staat zumindest im Bereich Selbstständige das Geld lieber über andere Wege reinholen als die Leute da schon von Anfang an zu schröpfen. Da muss man dann echt gucken, was man vielleicht steuerlich absetzen kann, um die Nettoquote ein stückchen zu heben. Großverdiener dürften da ihre Schlupflöcher finden. Der normale Gewerbetreibende/Selbstständige eher schwer.
Das Argument mit den 25% Abgeltungssteuer kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Das hat seit 2009 die gut verdienenden Arbeitnehmer und Spekulanten entlastet. Klar, insofern belastet es jetzt wieder, wenn das wieder zurückgenommen wird. Eher schlecht verdienende Arbeitnehmer legen eh mangels Geld kaum eigenes Geld an, und wenn dann sind das aufgrund der geringen Volumen minimale Unterschiede bei den Kapitalerträgen, da sie ja noch Freibeträge haben. Da machen dann die höheren Steuersätze keinen großen Unterschied. Für die Besserverdiendenden, also gehobener Mittelstand verschlechtert es sich jetzt natürlich wieder. Find ich aber auch normal. Wieso sollten denn Leute, die an der Börse ihr Geld verdienen, nur 25% Steuern zahlen, während normale Arbeitnehmer deutlich höhere Steuern zahlen? Insofern frag ich mich wieso manche User hier rumheulen. Vor 2009 war es doch auch nicht anders, außer das es damals die 1jährige Spekulationsfrist gab. Wenn man die wieder einführen würde, damit Sparer auch endlich mal wieder langfristig in Aktien anlegen, dann macht die Orientierung der Kapitalerträge am Einkommenssteuersatz auch durchaus wieder Sinn, weil dann Langfristinvestitioen der Kurzfristspekulation bessergestellt werden. Auch andere Dinge (wie höhere Freibeträge) könnte man zur Entlastung der Kleinanleger einführen, um private Altersvorsorge zu erhöhen.
Die Kritiker hier sollten sich jedenfalls mal fragen, wieso die Aktienquote bei deutschen Privatanlegern seit Einführung der 25% Abgeltungssteuer nicht gestiegen ist. Es ist offensichtlich nicht so, dass die Leute darin einen großen Anreiz gesehen haben. Wer davon profitiert hat, waren diejenigen, die vor 2009 ihren normalen Einkommensteuersatz anrechnen mussten, und vor allem die Kurzfristzocker, die nun ab 2009 an sowas wie Steuern nicht mehr wirklich denken mussten, es sei denn man hat früher schlichtweg den Staat beschissen. Durch die besseren internationalen Abkommen (Schweizer Banken etc.) ist sich Schäuble nun offenbar sicherer, dass das nicht mehr so umfangreich passiert. Also setzt er zukünftig wieder die Einkommenssteuer an.
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