Dass in diesem Kontext Syriza die Forderung auch der griechischen Vorgängerregierungen nach Entschädigungen für die NS-Verbrechen verstärkt aufnehmen würde (der Konservative Samaras hatte ja bereits eine Kommission zum Thema "Entschädigungen" einsetzen lassen), war zu erwarten. Wenn man also von deutscher Seite praktisch eine Kapitulationsstrategie verfolgt, muss man eine solche Eskalation einkalkulieren. Die mantraartige Wiederholung, nur die Griechen seien an der negativen bilateralen und europäischen Entwicklung Schuld - die gegen jede Lebenserfahrung spricht und an eine Buddelkastenmentalität erinnert - verfängt vor allem bei den Deutschen, die sowieso "wissen", dass sie richtig- und die anderen falschliegen. Im europäischen Ausland kommt das gegenwärtig nicht gut an. Hinsichtlich der "Entschädigungen" sollten wir verschiedene Dinge auseinanderhalten: Dass die Entschädigungsforderung im Zuge der harten politischen Auseinandersetzung um die wirtschaftliche Zukunft Griechenlands und die dort empfundenen Demütigungen neu entflammt, ist nicht verwunderlich. Aber der Sache nach sollte beides unbedingt getrennt werden. Selbst wenn Griechenland nicht in der Klemme wäre, sollten wir Deutsche "vor unserer eigenen Tür" der NS-Vergangenheit kehren, um das Bild Schäubles aufzunehmen. Die SPD hatte dementsprechend schon lange vorher den Gedanken eines deutsch-griechischen Jugendwerks auch zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in den Koalitionsvertrag eingebracht. Zwangsarbeiterstiftung ist ein gutes Beispiel Jenseits der rechtlichen Betrachtungsweise - die vermutlich weiterer Klärung bedarf - muss uns in einem gemeinsamen Europa an einer fairen Verständigung liegen. Selbst wenn bei den Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen der Begriff "Friedensvertrag" von der deutschen Regierungsseite sorgfältig vermieden worden ist, um Entschädigungsforderungen juristisch einen Riegel vorzuschieben, bleibt die Erinnerung an die Verbrechen wichtig, die erfahrungsgemäß bei den Opfern und ihren Nachfahren länger anhält als bei den Tätern und deren Nachfahren. Unter der rot-grünen Regierung Schröder wurde auch mithilfe der Privatwirtschaft lange nach dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag zur Entschädigung der polnischen Zwangsarbeiter eine Stiftung gegründet, die später von dem FDP-Politiker Graf Lambsdorff geleitet wurde. Das ist also möglich, bedeutet für die Opfer zwar nicht viel Geld, aber die psychologisch so wichtige Anerkennung, dass sie Opfer eines Verbrechens waren. Das hat die deutsch-polnischen Beziehungen spürbar verbessert.
Quelle;
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/...erbrechen-a-1023956.html¨
----------- So wie einem das Licht nicht ohne die Dunkelheit bewusst würde, so gibt es keine Situation, in der nicht etwas POSITIVES zu entdecken wäre.
Frei nach I Ging |