bin ich da zwischen #57 und #58 ein wenig hin und hergerissen. Vor allem ist das Tapering eine Sache, an die ich erst so recht glauben mag, wenn es denn auch tatsächlich einsetzt.
Dazu kommt die Besonderheit, dass wir eigentlich während der gesammten Hausse seit 2009 erstaunlich niedrige Volumina verzeichnen. Es nehmen m.E. nach wie vor vergleichweise wenige an den Aktienmärkten Teil - Ein Symptom, dieses Bullenmarktes ohne Bullen.
Worauf all jene, die an der Seitenlinie stehen, nun warten, wissen wir indessen nicht. Dass sie nun den nächsten kleinen Downer abwarten wollen, halte ich allerdings nicht für besonders plausibel. Da hätte es zumindest schon einige Gelegenheiten gegeben. Möchten sie vielleicht den nächsten Einbruch um 30 -40% abwarten? Möglich. Vielleicht sind sie aber auch völlig unabhängig vom Kursniveau erst weider bereit, an den Aktienmärkten teilzunehmen, wenn sich ihre Sorgen hinsichtlich der Finanzkrise vollständig gelegt haben. Vielleicht ist ein Teil dieser Generation nun aber durch die Krisen im letzten Jahrzehnt auch so gebrannt, dass sie überhaupt nicht mehr an die Aktienmärkte zurückkehren wird. Schwer zu sagen.
Nebenbei nochmal zum Tapering: Dies sehe ich u.A. auch als einen wichtigen Teil an, um das Bild der "allmächtigen Notenbanken", die alles unter Kontrolle haben, aufrecht zu erhalten. Ein Rückzug aus QE wäre zumindest eine Demonstration dessen, anders als die BOJ, noch nicht die Kontrolle verloren zu haben und gar nicht mehr zurück zu können.
Die BOJ kann nämlich in der Tat nicht mehr zurück, ein Zinsatz von 2,5 -3% würde ihnen nach manchen Berechnungen bereits das Genick brechen. Weitere QE-Maßnahem führen indessen zumindest mittelbar zu einer noch höheren Staatsveschuldung, was es wiederum immer unmöglicher macht, aus QE auszusteigen. Ein Teufeslkreis.
Nach einer Analyse des IWF kann die Schuldentragfähigkeit im äußersten Falle gerade noch als gegeben angesehen werden wenn:
- eine Schuldenquote unterhalb von 200–250 % (bei Barwertkalkulation (Net Present Value, NPV)) der Staatseinnahmen, - ein Schuldendienstdeckungsgrad unter 20–25 % der Staatseinnahmen, - ein Verhältnis der Schulden (NPV) zu den Staatseinnahmen von 280 % und zusätzlich hohe Steueraufbringungsbemühungen (Steuereinnahmen/Bruttoinlandsprodukt > 20 %)
nachgewiesen werden kann und die Quote Schulden/Exporterlöse 150 % nicht überschritten wird.
Dabei denke ich, dass die Stabilität schon bei der Rogoff'schen Schwelle einer Verschuldung größer als 90% des BIP bereits in Gefahr geraten kann. So kann man das trotz der am Ende fehlerhaften Durchschnittsberechnung m.E. zumindest festhalten. Trotz der Fehler hätte er nämlich nicht auf diesen Wert kommen können, hätte es nicht Staaten gegeben, die bei diesem Wert bereits in Schwierigkeiten geraten wären. Der Effekt, den eine höhere Verschuldung auf das Wachstum hat, ist an dieser Stelle außerdem rückläufig. Auch diese Feststellung bleibt auch nach der Korrektur seiner Zahlen bzw. dessen Auswertung bestehen. Abgesehen von den Stabilitätskriterien kann es insofern zumindest ökonomisch betrachtet keinen Sinn ergeben, sich weiter verschulden zu wollen. Keynes scheint zumindest bei solchen Schuldenniveaus nicht mehr zu greifen.
QE kann die Tragfähigkeit der Verschuldung und das Deleveraging temporär ohne Frage erleichtern, im Hinblick auf die veringerte Zinslast mag sich auch die Grenznutzenkurve im Hinblick auf das Wachstum nach oben verschieben. Mit zunehmender Verschuldung, nimmt dabei dann allerdings auch die Abhängigkeit von weiterem QE immer weiter zu, wodurch eine weitere Zunahme der Staatsverschuldung zumindest mittelbar begünstigt wird. Die Entwicklung in Japan bildet dieses Problem sehr anschaulich ab.
Die typischen Nebenwirkungen von dauerhaft niedrigen Zinsen, Blasenbildungen, anderen Fehlallokationen, Enteignung der Sparer etc. sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Ich bin gespannt, ob tatsächlich ein langsamer Rückzug aus QE stattfinden oder ob es eher das Spiel "zwei Schritte vor und einen zurück" werden wird.
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