Der Verfasser oder die Verfasserin von Lyrik verfolgt in der Regel eine Absicht. Entgegen vorherrschender Meinungen (leider gerade oft durch Unterricht bei unberufenen Deutschlehrern generiert), dass Lyrik rezeptionelle Beliebigkeit erlaubt (kommt besonders gut bei Mädelz mit 20 leeren Blättern an), zeigt auch dieses Gedicht von Eichendorff, dass da eine sehr durchdachte Argumentationsstruktur drinsteckt, nicht unähnlich einer Sinngrammatik und Rhetorik. Nichts hier ist zufällig gesetzt, keine Konnotation soll dem Zufall überlassen sein. Eichendorff befindet sichnin etwa in derselben Situation wie etliche User hier womöglich auch schon einmal: Man will, sagen wir mal, eine begehrte Dame von sich überzeugen - hat aber nur 10 Zeilen Platz (das ist manchmal auch ganz gut so). Da würde man schon ne Weile dran herumfeilen, nicht wahr? Da würde man versuchen, nichts dem Zufall einer unvorhergesehenen Assoziation zu überlassen. Ein Dichter versucht Dinge in Worte zu fassen, die andere zuvor nicht wahrgenommen haben. Mit Neologismen kommt man da nicht weiter, daher kombiniert man Wörter, zwingt sie metrisch in ein Korsett, in ein "Flussbett", dem man als Leser folgen muss. Ein Künstler hinter der Kamera wartet auf den einen Moment des richtigen Lichts. Wer versucht, solch ein Licht in Worte zu fassen, kann so erfolglos sein wie ein Fotograf, der sein Foto unter Blinden herumreicht.
Ein User hier (er trägt den Namen eines von mir bewunderten Künstlers, und ich schämte mich, diesen Namen mit einem Schwarzen verunzieren zu müssen) hat die (fliehende) Stirn, einen Sachverhalt über den Standpunkt der kompletten Ahnungslosigkeit zu VER-urteilen, nicht etwa zu beurteilen. Letzteres hätte ich nachgesehen.
Übrigens: Die Wortpaare "rühren" (be-rühren etc.) "ver-führen" und "ent-führen" bilden die mittleren Reimpaare der UMARMENDEN Reime. Das ist Kunst. |