Bremen. Tafel, Pult und Klassenbänke gibt es nicht im Beluga College, die Schule wirkt eher wie ein Großraumbüro: heller Holzfußboden, blütenweiße Wände, auf den Schreibtischen stehen Flachbildschirme und Bildtelefone. Die Schüler sind freundlich, lächeln, führen in ihren blauen Polohemden die Gäste herum und beantworten höflich alle Fragen. Sie wissen: Es geht um die Zukunft ihrer Schule.
Es gibt wichtigen Besuch: Ex-Bildungssenator und Sport-Sonderberater der Vereinten Nationen Willi Lemke ist gekommen, vielleicht kann er helfen und das College retten. Die Schüler haben ihre Informationsveranstaltung selbst organisiert. Per E-Mail und Flyer haben sie Politiker, Vertreter der Bremer Wirtschaft und andere Interessierte eingeladen, um zu zeigen, was das Beluga College eigentlich ist und warum es auch nach einem möglichen Beluga-Reederei-Aus unbedingt weiterbestehen sollte.
Die Schüler pauken nämlich nicht nur Mathe und Deutsch - auf dem Stundenplan stehen auch eigenständige Projektarbeit, Jura und sogar Chinesisch. "Das hier ist gelebte Berufsausbildung", sagt Schulleiter Wilhelm Gudauski. "Die Schüler sind für den Arbeitsmarkt bestens vorbereitet, wenn sie hier ihren Abschluss machen."
90 Prozent der finanziellen Mittel, die das College erhält, stammen allerdings von der jetzt insolventen Beluga Shipping GmbH. Das College sucht daher dringend neue Sponsoren, die die Ausbildung der momentan 42 Schüler weiter sichern. "Rund 300.000 Euro brauchen wir bis zum Ende des Schuljahres im Juni", sagt Schulleiter Gudauski. "Gerade für den großen maritimen Bereich mit Werften und Spediteuren müsste die Schule doch von großem Interesse sein."
Vom Konzept der Schule überzeugt
Einer, der helfen will, ist Willi Lemke. "Kompliment, das sieht große Klasse aus hier", lobt er, als er die Räume sieht. Sowieso ist er "vom pädagogischen Konzept der Schule ohne Wenn und Aber überzeugt". Was er hier sehe, sei moderne Pädagogik - immerhin sei er selbst acht Jahre lang Bildungssenator gewesen. Lemke will nun versuchen, über seine Kontakte der Schule zu helfen, neue Geldgeber aufzutreiben. "Als Bildungssenator hätte ich mich um das College gekümmert", so Lemke weiter. Es wäre gut, wenn auch ein Signal vom Senat kommen würde.
Sein Kontakt-Netzwerk möchte Willi Lemke auch dazu benutzen, um ein anderes Beluga-Förderprojekt zu unterstützen: Die "Beluga School for Life" wurde 2005 von Niels Stolberg gegründet, um Kindern, die bei dem Tsunami 2004 ihre Eltern verloren, eine Ausbildung zu geben. Die Kinder haben eigene Klassenräumen und einen Kindergarten. Wie es nach der Beluga-Pleite weitergeht, ist ungewiss. Stolberg sagte Unterstützung für zehn Jahre zu - das wären bis 2015 vier weitere Jahre. Der Kapitalbedarf des Projekts liegt pro Jahr bei 500000 Euro - die jetzt fehlen. Lemke: "Auch das ist ein Projekt vom Allerbesten."
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