Lehman Brothers weiter auf der Suche nach Investoren 08.09.2008 - 11:33 Die angeschlagene US-Investmentbank Lehman Brothers sucht weiter nach Kapital - und gerade in Asien scheint das Interesse an einem Einstieg groß zu sein. Vollzugsmeldungen gibt es allerdings noch nicht. Die einen potenziellen Investoren wollen erst im Anschluss an die nächsten Geschäftszahlen der US-Bank über ein Engagement entscheiden, die anderen werden in ihren Bemühungen von der heimischen Finanzaufsichtsbehörde gebremst.
Kenichi Watanabe, President der Nomura Holdings Inc, Japans größtem Brokerhaus, sagte der Tageszeitung "Yomiuri Shimbun" am Samstag, dass Nomura 200 Mrd JPY für Investitionen zur Verfügung stünden. Eine Beteiligung an Lehman sei dabei eine der denkbaren Alternativen. Allerdings werde Nomura mit der Investitionsentscheidung warten, bis Lehman das Quartalsergebnis für den Zeitraum zwischen Juni und August vorgelegt habe, so Watanabe.
Presseberichten aus der vergangenen Woche zufolge ist auch die japanische Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) an einem Einstieg bei Lehman Brothers interessiert. Die "Times of London" hatte unter Berufung auf informierte Personen berichtet, die Bankensparte der MUFG wolle sich einen Kontrollanteil an der US-Bank sichern. MUFG dementierte den Zeitungsbericht jedoch.
Bereits seit Mitte August verhandelt Lehman Brothers außerdem mit der staatlichen Korea Development Bank (KDB) über einen Einstieg. Nach Informationen der koreanischen Zeitung "The Chosun Ilbo" aus Branchenkreisen soll die KDB der US-Investmentbank die Übernahme eines 25-prozentigen Anteils vorgeschlagen haben. Darüber hinaus wollten die Koreaner die Option, die Beteiligung später auf 40% bis 50% aufstocken zu können, so die Zeitung. Nach Informationen der britischen Zeitung "Daily Telegraph" erhofft sich Lehman Brothers von einem Einstieg der koreanischen Bank einen Erlös von 6 Mrd USD.
Allerdings zerstreuten sich zuletzt die Hoffnungen der angeschlagenen US-Bank, schnell eine Einigung zu erzielen: Die KDB teilte am vergangenen Mittwoch mit, dass zwar der Kauf eines Anteils geprüft werde, aber noch nicht endgültig darüber entschieden sei. Die Gespräche seien ergebnisoffen, hieß es von KDB.
KDB-CEO Min Euoo-sung räumte laut "Wall Street Journal" ein, dass es nicht nur Schwierigkeiten bei der Partnersuche für das Beteiligungskonsortium gebe, sondern auch die Unterstützung durch die südkoreanische Finanzaufsichtsbehörde gering sei.
Jun Kwang-woo, Chairman der südkoreanischen Finanzaufsichtsbehörde, der sich bereits in der vergangenen Woche skeptisch zur Idee einer KDB-Beteiligung an Lehman Brothers geäußert hatte, sagte am Montag, dass es für einen Einstieg bei Lehman kein guter Zeitpunkt sei. Zwar könne die Finanzaufsichtsbehörde aufgrund der Unabhängigkeit von KDB die Gespräche nicht verhindern, aber zumindest zur Vorsicht raten.
Auch US-Investoren zeigen offenbar Interesse am Kauf von Lehman-Aktiva: Die beiden US-Beteiligungsgesellschaften Blackstone Group und Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) sind einem Bericht der Nachrichtenagentur "Reuters" vom Freitag zufolge an an Teilen der Immobilien- sowie der Vermögensverwaltungssparte des US-Finanzhauses interessiert.
Unterdessen bereitet die US-Investmentbank offenbar weiterhin die Aufspaltung in zwei eigenständige Teile vor. Lehman-CEO Richard Fuld plane nach Veröffentlichung der Quartalszahlen, eine "Good Bank" und eine "Bad Bank" zu gründen, berichtet die "Sunday Times" am Sonntag unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Wall-Street-Banker. In die "Bad Bank" sollen nach Informationen der Zeitung die belasteten Vermögenswerte ("Toxic Assets") auslagert werden.
Als "Bad Bank" bezeichnet man ein Kreditinstitut, das mit großer Wahrscheinlichkeit eine Vielzahl der vergebenen Kredite von den Schuldnern nicht zurückbezahlt bekommt.
Die New Yorker Bank steht wegen Abschreibungen im Zuge der Kreditkrise bereits seit Monaten unter Druck. Im Juni hatte Lehman mit einem Minus von 2,8 Mrd USD erstmals in seiner Geschichte als börsennotiertes Unternehmen einen Quartalsverlust gemeldet. |