Merckles VEM hofft auf Rettung
Die Lage seines Firmenimperiums trieb den Unternehmer Merckle in den Freitod: Der 74-jährige fühlte angesichts der Probleme der Vermögensgesellschaft ohnmächtig, heißt es aus der Familie. Doch nun steigt die Hoffnung auf Rettung des Unternehmens.
Nach dem tragischen Tod des Unternehmers Adolf Merckle gehen die Bemühungen um die Rettung seiner früheren Vermögensgesellschaft VEM weiter. "Der Überbrückungskredit ist kurz vor der Zustimmung durch alle Banken", sagte die Familie Merckle in einem Interview der Ulmer "Südwest Presse". Nach Medienberichten hatte Merckle mit etwa 30 Gläubigerbanken über einen Kredit von rund 400 Mio. Euro verhandelt.
"Der Tod des Unternehmers hat keine Auswirkungen auf den weiteren Sanierungsprozess", sagte ein VEM-Sprecher in Ulm. Die letzten Vereinbarungen, die Merckle kurz vor seinem Tod mit den rund 30 Gläubigerbanken geschlossen hatte, wiesen dazu in die richtige Richtung, sagte sie.
Die beiden VEM-Geschäftsführer Ludwig Merckle und Susanne Frieß seien handlungsbefugt. "Sie führen die Geschäfte der VEM und auch die Verhandlungen mit den Banken weiter." Da Adolf Merckle in keinem Unternehmen alleiniger Geschäftsführer gewesen sei, könnten jetzt die Geschäfte überall fortgeführt werden. Seine Geschäftsanteile gingen an seine Kinder über, teilte die Familie mit.
Firmenstruktur der Familie Merckle Firmenstruktur der Familie Merckle
Merckle hatte sich am Montag das Leben genommen. Er ist von einem Zug bei seinem Heimatort Blaubeuren erfasst und getötet worden. Seiner Familie hinterließ Merckle nach Angaben der Staatsanwaltschaft Ulm einen Abschiedsbrief. Die wirtschaftliche Notlage seiner Unternehmen Ratiopharm und HeidelbergCement und "die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können", hätten den 74-Jährigen gebrochen, teilte die Familie mit.
Der meist vom Erfolg verwöhnte Unternehmer war offenbar nicht damit zurecht gekommen, dass sein Imperium im Zuge der Finanzkrise und durch Fehlspekulationen mit VW-Aktien in Zahlungsschwierigkeiten geraten war. Die Banken hatten weitere Kredite an die Bedingung geknüpft, dass Merckle seine Kontrolle über wichtige Unternehmen wie Ratiopharm und HeidelbergCement abgibt.
Bilderserie: Das Familienimperium Merckle
Merckles Vorgehen sorgte teilweise für heftigen öffentlichen Protest, seit er im November mit dem Land Baden-Württemberg über eine Landesbürgschaft für seine Unternehmen gesprochen hatte. Die Vorsitzende der Landes-FDP, Birgit Homburger, hatte noch am Montag betont, ihre Partei habe eine solche Bürgschaft damals verhindert. "Bürgschaften sind dazu da, Arbeitsplätze zu sichern und nicht um Spekulationsverluste zu sozialisieren", sagte Homburger am Montag vor Bekanntwerden von Merckles Tod.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) hatte Merckle am Dienstag als "große Unternehmerpersönlichkeit" gewürdigt. "Trotz der Finanzprobleme der letzten Wochen hat Adolf Merckle ein mittelständisches Unternehmen von europäischer Bedeutung aufgebaut. Sein unternehmerisches Vermächtnis bleibt", betonte Oettinger. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte in Berlin: "Er war ein leidenschaftlicher Unternehmer und bedeutender Mäzen. Das Gemeinwesen lag ihm immer sehr am Herzen."
Ein VEM-Sprecher sagte, Merckle habe "als Familienunternehmer zahlreiche Unternehmen zu nachhaltigem Wachstum geführt und damit die Voraussetzungen für eine dynamische Entwicklung von Wirtschaftsstandorten in ganz Deutschland geschaffen". HeidelbergCement würdigte Merckle dafür, dass er die Firma von einem mittelständischen Zementunternehmen zu einem der weltweit größten Baustoffhersteller gemacht habe. |