Die Geschichte vom Ingenieur und dem Zufall oder von der Stochastik und der Statistik.
Wenn man einen Würfel (1-6) nimmt und würfelt, dann stimmt mir hoffentlich auch der hartnäckige Teil der Andersgläubigen zu, dass die Wahrscheinlichkeit eine "1" zu würfeln, bei einem Sechstel liegt. Es gibt sechs mögliche Ereignisse und einen positiven Eintretensfall. Die Wahrscheinlichkeit ist durch die Division der beiden zu bestimmen. Das nennt man Stochastik. Den Beweis, dass die Stochastik recht hat, liefert die Statistik. Sie untersucht nichts anderes als die tatsächliche Realität und misst dann die Wahrscheinlichkeit. Vorausgesetzt, das ist ein idealer Würfel auf idealer Oberfläche, wird die "1" nach 6.000.000 Würfen ziemlich genau 1.000.000 Mal aufgetreten sein, genauso wie alle anderen Zahlen. D.h. die Statistik liefert im Idealfall bei anwendbarer Stochastik dasselbe Ergebnis.
So, und jetzt kommt der entscheidende Punkt. Einmal angenommen, man setzt einen Ingenieur daran, einen bestimmten Würfel so zu beeinflussen, dass die 1 mindestens doppelt so oft vorkommt wie die anderen Zahlen, dann wird er knapp unterhalb der 6 evtl. eine Metallplatte als Gewicht einsetzen. Wie weit unterhalb und wie schwer, das wird er zunächst durch kinematische Berechnungen und vor allem durch Versuchsreihen bestimmen. Am Ende kommt tatsächlich ein Würfel heraus, der bei 6 Mio. Würfen 2 Mio. Mal die "1" liefert. Da der Zufall hier gezielt behindert wird, ist das rein zufällige Würfeln dem systematischen Würfeln gewichen. Und damit ist die Stochastik nicht mehr (zumindest nicht mehr in der ursprünglichen Form) anwendbar. Die Wahrscheinlichkeit läßt sich also nicht mehr berechnen, sondern muss ermittelt werden per Versuchsreihe, oder anders genannt Statistik. Hier liefert nur! noch die Statistik ein annähernd reelles Ergebnis, die Stochastik ist nicht zulässig, oder liefert, falls doch angewendet, das falsche Ergebnis.
So, und nun einem analog zu betrachtenden Fall, zum Flugzeug. Mein Berufsstand hat es so in sich, dass er möglichst wenig dem Zufall überlassen will. Und ich gehe sehr stark davon aus, dass sich auch die Ingenieure bei Airbus oder Boeing an diese Maxime halten. Dort würde sich also keiner mit der Absturzwahrscheinlichkeit von 50% zufrieden geben, die sich ergeben würde, wenn ein Flugzeug überhaupt rein zufällig fliegen würde, was alleine schon Schwachsinn genug ist. Aber egal. Nehmen wir an, dass dies tatsächlich so wäre, dann setzen sich Heerscharen von Ingenieuren daran, alle möglichen Ausfallursachen zu untersuchen und systematsich durch konstruktive Maßnahmen wie z.B. redundante Systeme oder Sicherheitsaufschläge in Festigkeitsberechnungen) zu eliminieren. Damit wird aus dem zufälligen Fliegen ein systematisches Fliegen, dessen Absturzwahrscheinlichkeit zwar halbwegs zu berechnen (aber gaaaaanz anders!!!) und annähernd genau nur durch Statistiken zu erfassen ist. Dann werden eben 1.000.000 Flüge dieses Flugzeugtyps untersucht und den Abstürzen gegenübergestellt. Somit ergibt sich eine Wahrscheinlichekeit im ppm Bereich. Und diese gilt für jeden neu angetretenen Flug. Anderenfalls würde auch kein vernünftiger Mensch mehr in eine Maschine steigen.
So, und jetzt noch zum angesprochenen Erstflug mit einer Maschine. Da kommt interesanterweise wieder die Stochastik ins Spiel, allerdings nur in der Form, dass die Funktionswahrscheinlichkeiten der verbunden Systeme/Teile miteinander multipliziert, woraus sich eine Systemfunktionswahrscheinlichkeit ergibt. Und wer schon einmal in sicherheitsrelevanten Bereichen gearbeitet hat, weiß, wie hoch da gepokert wird.
Also, das muss doch jetzt selbst dem Dümmsten einleuchten, oder? Und wer jetzt immer noch der 50% Theorie anhängt, hat wahrscheinlich noch nie auf einer Schulbank gesessen oder trägt seine Birne nur als Halsabdeckung spazieren. Sorry, denn jetzt hilft auch keine noch so gute Erklärung mehr, ab jetzt ist es nur noch Borniertheit.
PS: Hat schon was, wenn einer mit offensichtlich schwerwiegenden Mathematiklücken und durchschnittlich 3 Rechtschreib- und Grammatikfehlern pro Satz den anderen PISA vorhält. |